Düsseldorf Rheinbahn soll Vorfahrt bekommen

Düsseldorf · Es wird eines der großen politischen Projekte der nächsten Jahre: SPD und Grüne wollen die Rheinbahn massiv stärken. Ein Kernvorhaben ist die Vorrangschaltung für Bahnen an Ampeln. Das wäre die Abkehr von der grünen Welle für Autos.

 SPD und Grüne wollen eine "grüne Welle" für Bahnen an Ampeln - wie hier am Graf-Adolf-Platz.

SPD und Grüne wollen eine "grüne Welle" für Bahnen an Ampeln - wie hier am Graf-Adolf-Platz.

Foto: Andreas Bretz

Wenn es nach SPD und Grünen geht, sollen sich die Stadt- und Straßenbahnen in Düsseldorf bald nicht mehr nach den Ampeln richten, sondern umgekehrt. Die Parteien wollen flächendeckend eine Vorrangschaltung für die Rheinbahn einrichten. Das heißt: Wenn sich eine Bahn nähert, schaltet die Ampel auf Grün um, andere Verkehrsteilnehmer müssen warten.

Auch die FDP spricht sich grundsätzlich für eine Stärkung des Nahverkehrs aus. Bei den ersten Sondierungen zu einer - in diesem Fall passt das Wort perfekt - Ampelkoalition zeigte sich eine Übereinstimmung in diesem Thema. Die Details müssen aber noch verhandelt werden. Auch die SPD hat noch keine konkreten Pläne, an welchen Kreuzungen die Vorrangschaltung installiert werden soll. Dies müsse von Fachleuten geprüft werden, sagt SPD-Verkehrsexperte Martin Volkenrath. Man wolle aber eine klare "Grundsatzentscheidung" für den ÖPNV treffen. "Die Vision ist, dass Bahnen nur noch an Haltestellen halten."

Mit diesem Vorhaben würde sich Düsseldorf von der Priorität einer "grünen Welle" für Autos verabschieden. Bislang sind die Ampeln auf rund 200 Kilometern in der Stadt so geschaltet, dass Autos mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 50 Stundenkilometern möglichst wenig anhalten. Zusätzlich gibt es bereits an allen relevanten Kreuzungen intelligente Ampelschaltungen. Bislang wird der ÖPNV aber nur bevorzugt, wenn er ein bestimmtes Zeitfenster erwischt. Die Pläne von SPD und Grünen gehen deutlich weiter. Sie beklagen, dass die Stadt trotz übervoller Straßen zu lange das Auto bevorzugt habe - und wollen das ändern.

Der neue OB Thomas Geisel (SPD), der wahrscheinlich auch den Aufsichtsratsvorsitz der Rheinbahn übernehmen will, möchte außerdem die Taktung der Bahnen massiv verdichten. Zudem sollen weitere Haltestellen modernisiert werden, um die Zeit für Ein- und Ausstiege zu verkürzen.

Historische Bilder aus dem Rheinbahnarchiv
14 Bilder

Historische Bilder aus dem Rheinbahnarchiv

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Foto: Stadtarchiv D�sseldorf

Ein Vorbild für eine "absolute Vorrangschaltung", wie sie SPD und Grünen vorschwebt, ist Zürich. Dort teilen die Straßenbahnen der Ampel per Sender mit, dass sie sich einer Kreuzung nähern. Die Ampel stellt dann bis zur Ankunft auf Grün um.

Bei der Rheinbahn stoßen die Pläne auf Unterstützung. Das Unternehmen beklagt schon lange, dass die Züge kontinuierlich langsamer werden, unter anderem durch den Autoverkehr. Durch die Wartezeiten verliere das Unternehmen jedes Jahr etliche Millionen Euro an Betriebskosten, heißt es.

Spannend wird, wie sich die FDP in den Verhandlungen zu diesem Thema verhält. Sie lehnt bislang aber eine "Diskriminierung" des Autoverkehrs ab. Auch der bisherige Rheinbahn-Aufsichtsrats-Vorsitzende Andreas Hartnigk (CDU) warnt vor Aktionismus. Er begrüße grundsätzlich solche Überlegungen, die Umsetzung einer Vorrangschaltung sei aber komplex - und führe schlimmstenfalls zu mehr Problemen. "Wenn es mehr Staus gibt, ist niemandem geholfen."

(RP)
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