Düsseldorf-Projekt Rheinbahn will mehr eigene Spuren

Düsseldorf · Die Bahnen fahren seit kurzem schneller über die Grafenberger Allee. Ein Grund ist, dass sie ihre Strecke auf einem Teilstück nicht mehr mit Autos teilen müssen. Die Rheinbahn sieht eine "Zeitenwende" - und will den Test ausweiten.

 Auf der Grafenberger Allee in Fahrtrichtung Gerresheim hat die Bahn nun dank dieser gelben Schraffierung eine Spur für sich.

Auf der Grafenberger Allee in Fahrtrichtung Gerresheim hat die Bahn nun dank dieser gelben Schraffierung eine Spur für sich.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Die Straßenbahnen sind auf einer zentralen Strecke erheblich schneller unterwegs als noch vor wenigen Monaten. Ein Team von Rheinbahn und Verkehrsamt hat in einem Pilotprojekt die Grafenberger Allee untersucht und an vielen Stellen für Bahn und Bus optimiert.

Die wichtigste Zulaufstrecke für die Wehrhahn-Linie läuft nun deutlich besser, wie eine erste Auswertung zeigt: Durch eine andere Schaltung von Ampeln veranschlagt der Fahrplan allein für die vier Stationen zwischen Arbeitsagentur und Wehrhahn eine Minute weniger.

Noch deutlicher ist der Zeitgewinn durch eine andere Änderung, die es in Düsseldorf vor kurzem noch nicht gegeben hätte. Auf einem rund 500 Meter langen Stück zwischen den Stationen Arbeitsagentur und Burgmüllerstraße müssen sich die Bahnen seit dem Frühjahr ihre Spur nicht mehr mit Autos teilen. Dies verbessert die Pünktlichkeit enorm, da die Bahnen nicht mehr mit im Stau stehen. Früher stieg die Verspätung der vier Straßenbahnlinien auf dem kurzen Stück im Durchschnitt um 1:55 Minuten, seit der Änderung sind es nur noch fünf Sekunden.

Für die Techniker der Rheinbahn ist das ein Beweis, dass sich das Projekt lohnt. "Wir können nicht einen teuren Tunnel bauen, um den Nahverkehr schneller zu machen, und dann auf den Zulaufstrecken bummeln", sagt Daniel Therhaag aus der Verkehrsplanung der Rheinbahn. Die Sperrung der Spur verlangsame zudem nicht den Autoverkehr, sagt Therhaag. Denn vor der Ampel an der Haltestelle Burgmüllerstraße stellten sich die Autos wie gewohnt in zwei Spuren auf. Dadurch sei gewährleistet, dass die höchstmögliche Zahl an Fahrzeugen bei Grün durchkommt - schneller sei es auch vorher nicht gegangen, so Therhaag.

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Foto: dpa, skm sab

Auch ein testweiser Eingriff in den Autoverkehr an anderer Stelle hat sich aus Sicht der Rheinbahn bewährt: Das Linksabbiegen von der Reisholzer in die Schlesische Straße in Lierenfeld ist seit kurzem verboten, damit der Abbiegeverkehr nicht die Gleise blockiert. Auch dieser Vorstoß scheint sich zu bewähren und dürfte bleiben.

Stadt und Rheinbahn wollen das Projekt ausweiten. Die Arbeitsgruppe hat bereits weitere Ziele. Zunächst soll die Strecke in Richtung Gerresheim bis zur Station Auf der Hardt optimiert werden, dann sollen Routen an anderen Stellen der Stadt folgen. Bis Anfang 2017 wollen Stadt und Rheinbahn 53 weitere Ampeln analysieren und prüfen, an welchen Stellen Bahn- und Busspuren noch Sinn machen könnten.

Für die Rheinbahn hat das Projekt enorme Symbolkraft. Vorstand Klaus Klar spricht von einer Zeitenwende: "Das wäre früher mit der Stadtverwaltung nicht möglich gewesen", sagte er bei der Präsentation der Rheinbahn-Bilanz. Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) und die Ampel-Kooperation aus SPD, Grünen und FDP drängen auf eine Stärkung des Nahverkehrs. Sie wollen mehr Menschen zum Bahnfahren bringen - was bislang scheitert: Die Rheinbahn hat 2015 sogar Kunden im Vergleich zum Vorjahr verloren. Der meistgenannte Kritikpunkt von Kunden, das weiß man auch bei der Rheinbahn, lautet: mangelnde Pünktlichkeit.

(arl)
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