Düsseldorf Rocker-Schüsse schrecken Politiker auf

Düsseldorf · Ein Querschläger hat in der Düsseldorfer Altstadt einen unbeteiligten Passanten verletzt. Die neue Qualität beim Streit zwischen Rockern ruft die Ordnungspolitiker auf den Plan. Stadt und Polizei weisen auf engmaschige Zusammenarbeit hin.

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Polizei-Großeinsatz wegen vermutetem Rockertreffen

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Droht jetzt auch in Düsseldorf ein blutiger Rockerkrieg, in dem sogar Unbeteiligte zu Opfern werden können? "Wir wissen noch nicht, ob es sich um eine Zuspitzung eines Konfliktes handelt oder um ein Einzelereignis", sagt der städtische Ordnungsdezernent Stephan Keller. Die Polizei habe die Rockerszene in der Landeshauptstadt in den vergangenen Jahren "effektiv eingedämmt" und auch in Abstimmung mit der Stadt "eine hohe Kontrolldichte aufgebaut". Man warte nun die Ermittlungen der Polizei ab.

Ein 40-Jähriger, der den Bandidos nahestehen soll, hatte in der Silvesternacht durch die verschlossene Tür des Clubs "Lion" an der Bolkerstraße auf Hell's Angels geschossen, die die Tür aufbrechen wollten. Ein Querschläger traf einen unbeteiligten Passanten in die Brust. Eine Eskalation, die die Frage aufwirft, wie sicher die Altstadt ist.

 Durch die verschlossene Tür des Club "Lion" an der Bolkerstraße hat in der Silvesternacht ein 40-Jähriger auf Hell's Angels geschossen.

Durch die verschlossene Tür des Club "Lion" an der Bolkerstraße hat in der Silvesternacht ein 40-Jähriger auf Hell's Angels geschossen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Die Rockerszene versucht durch den Einsatz von Türstehern Einfluss über Lokale zu gewinnen. Die Türsteher müssen als Angestellte von Sicherheitsfirmen ihre Zuverlässigkeit nachweisen, unter anderem durch Vorlage eines Führungszeugnisses.

Wird der Boden für sie zu heiß, wechseln sie in eine andere Stadt. Die Behörden laufen den Problemen nicht selten hinterher. "Es gibt auch keine gewerberechtliche Pflicht, uns mitzuteilen, welches Security-Unternehmen verpflichtet wurde", sagt Ordnungsamtsleiter Michael Zimmermann.

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Foto: dpa, Fredrik von Erichsen

Der Vorfall aus der Silvesternacht hat die Politiker aufgeschreckt. "Die Bolkerstraße kann aber nicht zur No-Go-Area werden", sagt Ordnungspolitiker Manfred Neuenhaus (FDP), "einen rechtsfreien Raum dürfen wir nicht akzeptieren." Er habe aber den Eindruck, dass die Polizei alles tue, um die Situation im Griff zu behalten.

"Man kann nicht sagen, dass die Altstadt generell unsicher ist", sagt Martin Volkenrath (SPD), Chef des Ordnungsausschusses. "Aber man muss punktgenau hinschauen und dann auch stärker kontrollieren." Das meint auch Andreas Hartnigk (CDU), dem Sorgen macht, "dass die bisherige Art der Hell's Angels durch einen Machtwechsel abgelöst wurde, durch orientalische Brutalität".

Er fragt sich, "ob die Polizei alles mitbekommt, was da passiert". Düsseldorf dürfe nicht "zum Tummelplatz für Bandenkriege werden", meint Norbert Czerwinski (Grüne), und Anja Vospel (Linke) spricht sich für strengere Kontrollen bei Waffenbesitz aus.

Erst im Dezember waren die Rocker Thema beim Sicherheitsgespräch zwischen Polizeipräsident Norbert Wesseler und Oberbürgermeister Thomas Geisel. Dabei sei man sich einig gewesen, dass nicht nur polizeiliche Maßnahmen kriminellen Banden den Aufenthalt verleiden, sondern auch die Stadt Möglichkeiten hat: So hatte die Bauaufsicht in einer Gaststätte, die der zwischenzeitlich aufgelöste Clan 81, ein Hell's Angels-Unterstützer-Club, für Partys gepachtet hatte, eine Feier wegen baurechtlicher Bedenken untersagt.

In einem anderen Clan-Lokal kontrollierte die Gewerbeaufsicht so regelmäßig Hygiene und Brandschutz, bis auch dort zumindest Ruhe herrschte. Nicht zuletzt das Kuttenverbot, das die Symbole der Clubs verbietet, habe die Szene aufgemischt, sagt Wesseler. Die Einhaltung werde konsequent überwacht, Verstöße geahndet.

(RP)
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