Düsseldorf Rollende Solarstation lädt Handys auf

Düsseldorf · Eine Studentin gründete "Suncrafter" - ein Unternehmen, das jedes Wochenende zu Festivals unterwegs ist. An dieser Geschäftsidee war die ganz Familie beteiligt.

 Lisa Wendzich und Bryce Felmingham demonstrieren die Ladestation, die aus Sonnenenergie gespeist wird.

Lisa Wendzich und Bryce Felmingham demonstrieren die Ladestation, die aus Sonnenenergie gespeist wird.

Foto: Andreas Endermann

Sie weiß noch genau, wann ihr ein Licht aufging: Kurz nachdem sie 2008 mit ihrer Schwester auf dem "Hurricane"-Festival in Niedersachsen war. Sie hatten sich in der Menge aus den Augen verloren, ihre Handys waren leer, erst Zuhause trafen sie sich wieder. Da keimte die Idee, "man müsste an solchen Orten eine Ladestation haben". Heute ist Lisa Wendzich (29) Chefin des eigenen Unternehmens "Suncrafter", ein Familienbetrieb mit sonniger Zukunft.

Dass sich aus einem spontanen Impuls tatsächlich ein handfestes Business-Konzept entwickeln konnte, liegt an einer besonderen Familienkonstellation. Lisa Wendzichs Vater ist Solartechniker - und ein Tüftler, der "ständig irgendwas erfindet". Ihr Stiefvater ist Tourmanager, dadurch war Lisa Wendzich schon früh auf Musikfestivals unterwegs und wusste: "Es gibt auf Großveranstaltungen alles, nur keinen Strom für die Besucher." Ihr Lebenspartner Bryce Felmingham studiert Energie- und Umweltwissenschaft, sie selbst hat soeben ihr Studium in Politik und Soziologie abgeschlossen, in dem sie sich intensiv mit sozialer Unternehmerschaft beschäftigt hat. Dieser Cocktail aus Kompetenz und Ambitionen war die Grundlage für "Suncrafter".

Seit 2014 schickt das Unternehmen nahezu an jedem Sommerwochenende seine Transportfahrzeuge, die mit Solaranlagen auf den Dächern ausgestattet sind, zu Festivals - rollende Ladestationen, die bis zu 550 Handys, Tablets, Akkupads gleichzeitig mit Strom versorgen können. "Die Nachfrage war von Anfang an enorm", so Lisa Wendzich. Schon bei einem ersten Testwochenende auf einem kleineren Festival mit 1000 Zuhörern, ließ jeder Dritte sein Handy aufladen. Wenn heute die Strominsel irgendwo auftaucht, bilden sich schnell lange Schlangen. Ein Mal Aufladen kostet vier Euro, es sei denn, es gibt einen Sponsor, oder aber der Veranstalter bucht die rollende Station und übernimmt die Kosten. Jedes Handy wird während des Ladens in einer Box gelagert, sein Besitzer bekommt eine Abholkarte - "in vier Jahren gab es nicht eine Verwechslung."

Die Saison ist für das "Suncrafter"-Team kurz und intensiv, zwar ist die Ladestation durch ihre Speicherkapazität auch bei trübem Wetter einsetzbar, aber in diesem Sommer mussten viele Festivals wegen schwerer Unwetter abgebrochen werden. "Das war ein Kampf gegen das Wetter." Deshalb erschließen die Jungunternehmer auch andere Geschäftsfelder, bieten ihren mobilen Solarstrom Filmcrews und Fotografen. Auch Ladestationen in der Düsseldorfer Innenstadt wären denkbar, "am Hauptbahnhof oder auf der Rheinuferpromenade, also überall da, wo viele Menschen sind" - und viele Handys.

Soeben hat ihr Vater Jürgen Wendzich, der Tüftler, eine "Power-Box" entwickelt, einen robusten, leistungsstarken Kasten. Diese mobile Solar-Ladestation zur Selbstbedienung, die ohne Stromspeicher auskommt, kann bis zu 200 Handys gleichzeitig aufladen und wird für Stadtfeste, Open-Air-Veranstaltungen und Sommercamps vermietet. Lisa Wendzich kann sich aber noch ganz andere Einsatzmöglichkeiten für das Gerät vorstellen: "Damit könnten Menschen nach Katastrophen oder in Flüchtlingscamps weltweit mit sicherem Strom versorgt werden." Die Kraft der Sonne für soziale Projekte - eine zündende Idee.

(RP)
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