Fußball WM 2006 Rollt der Ball, rollt der Rubel?

Düsseldorf · Der Einzelhandelsverband rechnet mit einer Freigabe der Ladenöffnungszeiten noch in diesem Jahr. Viele Einzelhändler in den Stadtteilen vermuten, dass von der Freigabe der Ladenöffnungszeiten während der Fußball-WM in erster Linie die Innenstadt profitieren dürfte. Die Befürchtungen sind offenbar nicht unberechtigt. Die vorübergehende Abschaffung des Ladenschlussgesetzes zur Fußball-WM sei eine Art Testphase, so der Geschäftsführer des Einzehandelsverbands, Heinz Trompetter.

 Zwei Bekleidungsketten ziehen an die Kö.

Zwei Bekleidungsketten ziehen an die Kö.

Foto: RP (Werner Gabriel)

Während des Großereignisses sollen die Geschäfte rund um die Uhr öffnen dürfen. Trompetter glaubt, dass sich die Einzelhändler auf eine dauerhafte Freigabe der Öffnungszeiten einstellen müssen. Diese Aussicht stößt nicht bei allen Geschäftsleuten auf Zustimmung. Von dem zu erwartenden Boom rund um die Fußball-WM werde lediglich die Innenstadt profitieren, die Randgebiete dürften eher geschwächt werden, befürchten Händler in den Stadtteilen.

Friedrich Rubein, Inhaber eines Modehauses an der Nordstraße, erklärt: "Wir haben uns schon bisher alle Mühe gegeben, für die Kunden präsent zu sein. Es wurde schlicht und einfach nicht angenommen." Auch verkaufsoffene Sonntage hätten keine Umsatzsteigerungen gebracht: "Es ist Wunschdenken, anzunehmen, dass durch solche Sonderaktionen auch nur eine müde Mark mehr in den Konsum fließt." Rubein plant keine Änderungen während der WM, hält sich jedoch die Möglichkeit offen, noch vom "Rausch angesteckt zu werden."

Petra Zalisz von Glatz Moden in Benrath denkt außerdem an ihre Mitarbeiter: "Ende Juni beginnen die Ferien und damit das Sommerloch. Verlängerte Öffnungszeiten wären da nur eine unnötige Strapazierung meiner Angestellten, aus Familiensicht also ganz schlecht." Ähnlich sieht es Ingo Granderath, Geschäftsführer des Elektrofachmarktes am Wehrhahn: "Wir werden nicht länger öffnen. Das wäre eine Zumutung für unsere Fachverkäufer, vor allem, wenn nichts dabei herumkommt." Eventuelle Umsatzsteigerungen dürften sich auf den Gastronomiesektor beschränken, fügt Granderath hinzu: "Es wird wegen der WM niemand einen Kühlschrank kaufen, den er nicht auch sonst kaufen würde."

Willi Walgenbach, Inhaber eines Haushaltswarengeschäfts und Sprecher der Werbegemeinschaft Eller, vertritt eine ähnliche Position: "Wegen der Fußball-WM kommt niemand extra nach Eller. Wir müssten generell flexibler auf die Frequenz reagieren, wie etwa in Italien." Langfristig werde der Markt alles von selbst regulieren. Bernd Gossens, Inhaber der gleichnamigen Buchhandlung in Oberkassel, und Hans-Oskar Franke von der Kaiserswerther Parfümerie Kann sind ebenfalls skeptisch, sehen jedoch auch Chancen für die Randbezirke, wenn es gelänge, einheitliche Lösungen zu finden: "Nur wenn wir im Stadtteil an einem Strang ziehen und durch einheitliche Öffnungszeiten ein transparentes Bild für die Verbraucher abgeben, steckt Potential darin", so Gossens.

Franke, der auch die Werbegemeinschaft "Wir Kaiserswerther" vertritt, fügt hinzu: "Es dürfte kaum eine Umsatzsteigerung geben, lediglich eine Verlagerung. Nur durch besondere Events in den Stadtteilen können wir dafür sorgen, dass die zusätzlichen Einnahmen, die durch die Fußball-WM in der Innenstadt getätigt werden, nicht am nächsten Tag in den Randbezirken verloren gehen."

Und in der viel beschworenen Stadtmitte? "Grundsätzlich ist die Liberalisierung der Öffnungszeiten ein Schritt in die richtige Richtung", sagt Dirk Schaper, Inhaber eines Spielwaren- und Kindermodengeschäfts in der Grabenstraße, zudem Vertreter der Altstadtgemeinschaft. "Aber um als gesamte Stadt von den Chancen zu profitieren, die darin stecken, müssen wir ihr ein einheitliches Profil geben." Ansonsten seien die Befürchtungen aus den Stadtteilen berechtigt.

(alfa)
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