Internationale Berichte über Rosenmontagszug Rose Monday macht Düsseldorf berühmt

Düsseldorf · Über 130 internationale Nachrichtenseiten haben Fotos der Rosenmontags-Mottowagen verbreitet. Favorit: Kraftprotz Putin.

 Die Los Angeles Times bebildert ihre Krim-Berichterstattung mit dem Putin-Wagen.

Die Los Angeles Times bebildert ihre Krim-Berichterstattung mit dem Putin-Wagen.

Foto: Screenshots

Man könnte es eine Punktlandung nennen: Dass die Krim-Krise ausgerechnet über die Karnevalstage in ihre heiße Phase ging, Medien weltweit über den Konflikt berichteten und händeringend nach neuen Foto-Motiven des vermeintlich bösen Buben Putin suchten.

Rettung lieferten die weltweit agierenden Fotoagenturen wie ap, Reuters und dpa — denn die berichten per Foto immer über einen merkwürdigen Brauch einer großen deutschen Stadt am Rhein, in der einmal im Jahr an einem Tag namens Rosenmontag ein bunter Zug durch die Stadt zieht und dreidimensionale Karikaturen von Ereignissen der Weltpolitik präsentiert. Weil's gerade eskalierte natürlich auch Putins Griff nach der Krim — die Insel als Bombe im Bizeps des russischen Neo-Zaren, inklusive brennender Lunte.

Besser konnte man den Konflikt kaum auf den Punkt bringen — darin waren sich weltweit weit über 100 Journalisten (ohne voneinander zu wissen!) einig und illustrierten ihre Berichterstattung über den neuen Konflikt auf früher sowjetischem Boden mit diesem Bild. Kurioser Nebeneffekt: Wer bislang nicht wusste, was Rosenmontag wohl auf Englisch heißt, der hat es nun gelernt. In völliger Unkenntnis dieses Brauchs tauchte fast überall der Begriff Rose Monday auf, und daneben immer der Namen der Stadt — Düsseldorf, manchmal auch Dusseldorf, also nur mit u statt ü. Perfekte Gratis-Werbung also, bei der Marketing- und Tourismus Gesellschaft müssten die Korken knallen.

Anders als noch bis vor wenigen Jahren bedienen sich aber nicht nur Zeitungen, Magazine und TV-Sender dieser Fotos, neuerdings sind es auch immer mehr Internetseiten — was den Umfang der Verbreitung regelrecht explodieren lässt.

Der Wagenbauer des Rosenmontagszuges, Jacques Tilly, hat nun diese Internet-Auftritte der Fotos seiner Mottowagen zu einer Dokumentation zusammengefasst und war selbst verblüfft: Kanada, arabische Länder, Malaysia, Spanien, Italien, die USA und eine polnische Web-Site nutzten Fotos aus dem Rosenmontagszug.

Ganz klar an der Spitze: Wladimir Putin mit dem bombigen Bizeps. Auf Platz zwei kam aber sofort der Wagen, der den US-Präsidenten zeigt, wie er den NSA-Geheimnis-Verräter Edward Snowden auf dem elektrischen Stuhl grillt. Ebenfalls gern genutzt wurde der Protz-Bischof, der dem bescheidenen Papst wie bei einer Teufelsaustreibung das mit Edelsteinen besetzte Kreuz entgegenhält, und die überaus üppige Angela Merkel neben einem Mickerfigürchen namens Francois Hollande.

Wobei der Bischof nicht nur in Deutschland funktioniert: Selbst wenn man den Namen Tebartz-van Elst noch nie gehört hat, weiß man von Papst Franziskus, dass er auf die bescheidene Kirche setzt. Und protzige Bischöfe gibt es nicht nur in Deutschland.

(RP)
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