Düsseldorf Rotlicht-Prozess: Beamte finden belastende Briefe in Zelle

Düsseldorf · Fast drei Jahre nach Verhandlungsbeginn im Rotlicht-Prozess vor dem Landgericht droht zweien der restlichen drei Angeklagten jetzt doch wieder die Inhaftierung.

 Der Angeklagte Tomas M. steht im Mittelpunkt des Prozesses.

Der Angeklagte Tomas M. steht im Mittelpunkt des Prozesses.

Foto: wuk

Bei einer Razzia in der Gefängniszelle des Hauptangeklagten Tomas M. (51) waren an dessen Geburtstag mehrere Briefe gefunden worden, die von der Staatsanwaltschaft als Anleitung zur Beeinflussung von Zeugen gewertet werden. Die Ankläger forderten, auch die Mitangeklagten von M. jetzt wegen Verdunkelungsgefahr wieder in Haft zu nehmen.

Die Anklage geht seit Mitte 2013 davon aus, dass durch gezielte Betäubung solventer Bordell-Kunden in drei Etablissements unter Regie von M. die Kreditkarten der Opfer ohne Gegenleistung bis zum Limit belastet, mindestens zwanzig Kunden um geschätzt 300.000 Euro betrogen wurden.

Bis auf M. kamen alle übrigen mitangeklagten Ex-Mitarbeiter, Prostituierte und Hauswirtschafter im Prozessverlauf nach und nach aus der U-Haft wieder frei. Ein Teil dieser Verfahren soll getrennt weitergeführt werden, in einem Fall kam es zum Freispruch. Die Richter haben zur Aufklärung der komplexen Vorwürfe inzwischen bereits weitere Prozesstermine bis 2017 geplant.

Rotlicht-Razzia Düsseldorf – die Beweismittel
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Foto: dpa, Daniel Naupold

Aus den jetzt gefundenen Dokumenten in der Haftzelle von M. liest die Staatsanwaltschaft allerdings klare Anweisungen des Ex-Bordell-Chefs heraus, wie man auf künftige Zeugen womöglich Einfluss nehmen könnte oder regt Treffen ehemaliger Mitarbeiter mit solchen Zeugen an, um lange vor deren Vernehmung zu klären, ob sie neutral oder belastend aussagen werden. Damit könnte nicht nur die Arbeit der Richter zusätzlich erschwert, sondern Zeugen könnten auch beeinflusst werden oder bereits beeinflusst worden sein.

Ob sich aus den im Gefängnis gefundenen Briefen sogar Querverbindungen zu Rockern der "Hells Angels" ergeben, ist derzeit noch ungewiss. Die Staatsanwaltschaft fordert aber, die früheren Mitarbeiter von M., die bisher von der U-Haft verschont worden waren, wieder hinter Gitter zu bringen, um künftige Zeugen nicht zu gefährden. Wann das Gericht über den Antrag entscheidet, ist allerdings noch offen.

(RP)
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