Düsseldorf RRX: Bahn lehnt Einhausung endgültig ab

Düsseldorf · Mindestens 450 Millionen Euro Mehrkosten: So lautet das Ergebnis eines von der Bahn vorgestellten Variantenvergleichs.

 So sähe die Einhausung der Variante 2 (minimale Gesamtbreite plus Begrünung) aus. Nach Einschätzung der Bahn müsste der Tunnel allerdings 55 Meter breit sein, um tatsächlich eine Chance auf Genehmigung zu haben.

So sähe die Einhausung der Variante 2 (minimale Gesamtbreite plus Begrünung) aus. Nach Einschätzung der Bahn müsste der Tunnel allerdings 55 Meter breit sein, um tatsächlich eine Chance auf Genehmigung zu haben.

Foto: DB

Die Deutsche Bahn lehnt für die Angermunder Trasse des Jahrhundert-Projekts Rhein-Ruhr-Express (RRX) Varianten, bei denen die Gleise teilweise oder komplett in einer Tunnelröhre verschwinden ("Einhausung") nach weiteren, ausführlichen Prüfungen endgültig ab. Die wichtigsten Fakten im Überblick.

Was macht die Entscheidung so wichtig? Die Lösung, die demnächst für den Lärmschutz beschlossen wird, wird über Jahrzehnte bestehen bleiben. Deshalb kämpfen zahlreiche Bürger in Angermund so vehement für einen eingehausten Tunnel, der teils unter der Erde liegt und teils aus dem Boden ragt.

Warum hat die Bahn noch einmal geprüft? Einstimmig hatte der Rat Mitte März für eine weitere Prüfung der Einhausung votiert, nur Oberbürgermeister Thomas Geisel hatte sich enthalten. "Gerade bei so einem Projekt müssen wir an einem Strang ziehen", kritisierte das seinerzeit CDU-Ratsherr Andreas Auler.

Was ist das wichtigste Gegenargument der Bahn? Bei der Präsentation, zu der die Bahn kurzfristig in ihre Büros am Hauptbahnhof eingeladen hatte, sagte Michael Kolle, Projektleiter RRX: "Selbst die günstigste Einhausungsvariante kostet mit 525 Millionen Euro mindestens 450 Millionen Euro mehr als unser Vorschlag." Dieser Vorschlag sieht eine Erweiterung der Trasse auf gleicher Höhe um zwei Gleise sowie vier Meter hohe Schallschutzwände vor. Kosten: 69,7 Millionen Euro.

Was spricht aus Sicht der Bahn außerdem gegen die Einhausung? Die Bahn glaubt, mit Hilfe der Schallschutzwände in 90 Prozent der streckennahen 1754 Gebäude die Grenzwerte aus dem Bundesimmissionsschutzgesetz einhalten zu können. An den restlichen 174 Häusern ergäben sich überwiegend "geringe Grenzwertüberschreitungen" während der Nacht. Ein lösbares Problem. Demgegenüber stünden bei einer Einhausung "300 Gebäude mit teils erheblichen Grenzwertüberschreitungen". Nur durch zusätzliche Schallschutzmaßnahmen (jenseits der Einhausung) könnten in rund 96 Prozent der Haushalte die Grenzwerte doch noch eingehalten werden. Zudem beeinträchtige ein Tunnelprojekt bis zu fünf Jahre lang den Zugverkehr - zulasten der zahlreichen Pendler.

Welche Rolle spielt der Flächenverbrauch? Die Bahn stellt in verschiedenen Simulationen dar, wie nah das eingehauste Tunnelkonstrukt an die vorhandene Bebauung heranreichen würde. "Der Abriss einiger Gebäude stünde auf der Agenda", sagte Kolle. Auch fielen sehr viele Gärten dem Projekt zum Opfer.

Was sagen die Kritiker? Elke Wagner, Vorsitzende der "Initiative Angermund", spricht von "zweifelhaften und ungenauen Ausführungen" der Bahn. Das nun gewählte Vorgehen ignoriere den Ratsbeschluss und sei "kontraproduktiv". Eine Auseinandersetzung im künftigen Planfeststellungsverfahren werde "den RRX womöglich über Jahre hinauszögern".

Was meint die Stadt? Stadtsprecherin Kerstin Jäckel-Engstfeld sagt: "Seit Freitag liegen für eine unabhängige Einschätzung Angebote von Experten, unter anderem der Studiengesellschaft für unterirdische Verkehrsanlagen, vor." Parallel dazu werde die Verwaltung die aktuellen Unterlagen der DB prüfen.

(jj)
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