Düsseldorf RRX: Bürger wollen weiterhin den Tunnel

Angermund · Die Initiative misstraut den Berechnungen der Bahn. Sie möchte Experten zu Rate ziehen und sammelt dafür Spenden.

 Viele Bürger in Angermund sind skeptisch wegen der Pläne der Deutschen Bahn. Gestern lud die Bürgerinitiative zur Info-Veranstaltung.

Viele Bürger in Angermund sind skeptisch wegen der Pläne der Deutschen Bahn. Gestern lud die Bürgerinitiative zur Info-Veranstaltung.

Foto: Andreas Endermann

Was zwei zusätzliche Gleise für die Angermunder bedeuten, machte die Initiative Angermund bereits vor Beginn der gut besuchten Info-Veranstaltung auf subtile Weise deutlich. Zwei große Leinwände zeigten Züge, die durch Angermund fahren. Aus großen Boxen dröhnte der dazu passende Sound - ohrenbetäubend. Wenn es nach den Initiatoren der Bewegung gegen Bahnlärm geht, ist damit zukünftig Schluss. Sie kämpfen für die Verlegung der gesamten Bahntrasse durch den Stadtteil unter die Erde.

"Wir wollen nicht die bergmännische Lösung, sondern eine Mischlösung aus Tunnel und Deckel, der nur ein wenig aus dem Erdreich ragt, aber voll verschlossen ist", sagt Elke Wagner, die Vorsitzende der Initiative Angermund. Die Initiative distanzierte sich damit deutlich von der durch die Bahn geprüfte "bergmännische Lösung", die einen Tunnel 20 Meter unter der Erde mit einer Breite von bis 100 Meter vorsah. Sie würde nach den Berechnungen des Unternehmens rund eine Milliarde Euro kosten - und ist damit laut Bahn nicht zu realisieren.

Der gestern von der Bürgerinitiative vorgestellte Entwurf sieht einen Tunnel von etwa zwei Kilometern, mit einer Breite von unter 40 Metern vor, der rund 360 Millionen Euro kosten würde. Die Vorteile lägen auf der Hand. "Der Tunnel könnte schrittweise, Röhre für Röhre, bei laufendem Verkehr gebaut werden. Der Lärm würde dauerhaft verschwinden, die Häuser nicht aufwendig umgerüstet oder abgerissen werden müssen", sagt Ingenieur Richard Kleinhofen, Mitglied der Initiative. Zudem hätte eine solche Umsetzung einen positiven städtebaulichen Aspekt. "Die freien Flächen könnten begrünt werden. Fünf Meter hohe Schallschutzwände, die den Stadtteil verschandeln, wären überflüssig. Auch ein Wertverlust der Grundstücke von minimal 30 Prozent könnte so verhindert werden", so Wagner.

Um den Rhein-Ruhr-Express (RRX) realisieren zu können, soll im Bereich Angermund die Zahl der Gleise von vier auf sechs steigen und mit ihnen auch die Lärmbelastung für die Anwohner, so die Befürchtung. Derzeit rollen täglich 630 Züge durch den Stadtteil. In Zukunft sollen es mit dem RRX laut Bahn 830 sein. Im Durchschnitt würde dann alle 85 Sekunden ein Zug den Bereich passieren.

Die von der Bahn favorisierte Lösung (Lärmschutzwände) sei nicht zumutbar. "Der Schall prallt von den Wänden ab und gelangt so tief in den Stadtteil", meint Wagner. Etwa ein Drittel der Anwohner Angermunds habe laut Bahn Anspruch auf neue Fenster und Belüftungsanlagen. Besonders die gesundheitlichen Spätfolgen durch den Lärm und das schlechtere Raumklima machen den Initiatoren Sorgen.

Von den Bürgern waren auch nachdenkliche Stimmen zu hören. Wie soll der Bau bei laufendem Betrieb funktionieren? Wie soll ein Tunnel die Anger passieren und wie trägt man den Grundwasservorschriften Rechnung? Um die Fragen beantworten zu können, möchten die Initiatoren Experten heranziehen, finanziert aus Spenden, die auch gestern gesammelt wurden.

(RP)
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