Düsseldorf Rückert-Schüler fahren nach Auschwitz

Düsseldorf · Die Reise wird besonders vorbereitet. Wer mit will, muss sich zuvor bewerben.

 Ein Ort unvorstellbaren Grauen: Die berüchtigte Rampe im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.

Ein Ort unvorstellbaren Grauen: Die berüchtigte Rampe im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.

Foto: Nöller

Die jährliche Fahrt des Friedrich-Rückert-Gymnasiums nach Auschwitz ist nicht vergleichbar mit anderen Fahrten. Nicht nur wegen des unvorstellbaren Grauens, das mit diesem Ziel in Polen verbunden ist. Sondern auch im schulinternen Ablauf. Interessierte Schüler müssen eine Bewerbung schreiben und werden von den Lehrern ausgewählt. Allerdings werden Schüler nur in wenigen Fällen abgelehnt. Meist geht es dann darum, dass die Versetzung auf der Kippe steht. Denn für die besondere Fahrt verpasst man eine komplette Unterrichtswoche. Mitfahren soll am Ende nur, wer auch wirklich interessiert ist. Geschichtslehrerin Dorothea Kusch, die selbst zum dritten Mal dabei ist, nennt die Fahrt ganz klar eine "Arbeitsfahrt". An zwei Schultagen werden die Teilnehmer auf die Reise vorbereitet, Landeskunde und ein paar sprachliche Grundlagen gehören auch dazu.

Die Schüler haben ein paar Wochen vor der nächsten Fahrt im April gemischte Gefühle. So zum Beispiel Viktoria Sazonov. Die 16-Jährige ist der Meinung, dass Auschwitz zwar eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte Deutschlands sei, sie findet es aber wichtig, sich genau damit auseinander zu setzten: "Zum Teil freue ich mich, aber zum Teil habe ich auch etwas Angst."

Ihre Schulkameradin Maja Korbmacher sieht es ähnlich: "Ich habe schon ein mulmiges Gefühl", sagt sie, findet aber, dass das Thema schlichtweg Pflicht ist. Charlotte Rittinghausen hat noch eine andere Motivation, sich mit dem Massenvernichtungslager zu beschäftigen. Aus Erzählungen weiß sie, dass ihr Großvater Gefangener im Außenlager Mittelbau-Dora war, weil er sich gegen einen Uniformträger zur Wehr setzte.

Die fünf Tage, die die 21 Schüler in Begleitung von zwei Lehrern, in Auschwitz verbringen, haben einen eng getakteten Zeitplan. Die ersten beiden Tage verbringt die Gruppe direkt in Auschwitz, wobei sie von einer Mitarbeiterin der Gedenkstätte begleitet wird. Die begleitet Schüler aus Düsseldorf in jedem Jahr und steht auch am Abend noch für Nachgespräche zur Verfügung. Die abendlichen Gespräche finden immer nach dem Abendessen statt und dauern 90 Minuten. Dort wird das am Tag Erlebte aufgearbeitet.

Ein Zeitzeugengespräch am dritten Tag ermöglicht den Schülern einen persönlicheren Zugang zu der Thematik, und am Ende der Fahrt macht die Gruppe einen Abstecher nach Krakau. Hier werden der Jüdische Friedhof und das Jüdische Viertel besucht. Nach der Rückkehr wollen die Schüler noch einen Präsentationsabend organisieren.

(stt)
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