Düsseldorf Sahra Wagenknecht diskutiert die Soziale Frage

Düsseldorf · In Deutschland muss heutzutage niemand Angst haben, zu verhungern oder zu verelenden. Dennoch, sagt Sahra Wagenknecht, ist die "Soziale Frage noch nicht gelöst". Anlässlich des 200. Geburtstages von Adolph Kolping diskutierte die Linken-Politikerin auf Einladung der Handwerkskammer Düsseldorf und des ASG-Bildungsforums mit Peter Schallenberg, Direktor des Katholischen Wissenschaftlichen Zentrums, wie aktuell das Thema heute noch ist.

 Handwerkskammer-Präsident Wolfgang Schulhoff (l.) mit Sahra Wagenknecht und Peter Schallenberg bei der Diskussion.

Handwerkskammer-Präsident Wolfgang Schulhoff (l.) mit Sahra Wagenknecht und Peter Schallenberg bei der Diskussion.

Foto: Andreas Bretz

Denn als Adolph Kolping im 19. Jahrhundert eine Handwerkslehre machte und später Priester wurde, schritt die Industrialisierung unaufhaltsam voran und veränderte die Wirtschaft von Grund auf. Soziale Sicherungssysteme, wie wir sie heute kennen, gab es damals nicht. "Trotzdem vergrößern sich die sozialen Kontraste heute wieder massiv", sagt Sahra Wagenknecht und verwies bei der Diskussion, die von Antje Höning, der Leiterin der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post, moderiert wurde, auf die hohe Jugendarbeitslosigkeit in vielen Teilen Europas. Ähnlich sah das Peter Schallenberg, der sich mit Wagenknecht in vielen Punkten einig war. Es brauche mehr "europäische und globale Gerechtigkeit". Zumindest innerhalb Deutschlands liegt die Lösung der Probleme für Wagenknecht auf der Hand: höhere Löhne, Reichensteuer und die Abkehr von der Rente mit 67.

Ob diese Forderungen in einer globalisierten Welt durchsetzbar sind, bezweifelt Schallenberg: "Die Binnenperspektive ist nur begrenzt geeignet bei internationalem Wettbewerb." Letztlich müsse es darum gehen, das bestmögliche Maß an Gerechtigkeit herzustellen. Für Handwerkskammer-Präsident Wolfgang Schulhoff bleibt die Soziale Marktwirtschaft der Bundesrepublik dafür das geeignete Modell. Allerdings: "Ein starker Staat ist für mich eine qualitative Bezeichnung — und keine quantitative."

(RP)
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