Düsseldorf Schauspiel braucht 1,9 Millionen Euro mehr

Düsseldorf · Beim Kassensturz hat der neue Geschäftsführer eine weitere Lücke festgestellt. Die Finanzen des Theaters werden jetzt komplett neu geordnet. Eine Sparmaßnahme: Das Weihnachtsstück wird nicht mehr im Großen Haus gespielt.

 Auf diesem Duo ruhen die Hoffnungen von Landesregierung und Stadt: Intendant Günther Beelitz (rechts) und Geschäftsführer Alexander von Maravic sollen dem Schauspielhaus aus der Krise helfen.

Auf diesem Duo ruhen die Hoffnungen von Landesregierung und Stadt: Intendant Günther Beelitz (rechts) und Geschäftsführer Alexander von Maravic sollen dem Schauspielhaus aus der Krise helfen.

Foto: Andreas Bretz

Die finanzielle Lage des Schauspielhauses ist noch schlechter als bislang bekannt. Für die laufende Spielzeit wird ein neues Defizit von bis zu 1,9 Millionen Euro erwartet. Rund die Hälfte des Betrags muss das Theater bis zum Ende der Spielzeit erhalten, um seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen zu können. Bereits für den Sommer rechnen Stadt und Land mit der nächsten Sonderzahlung für einen Fehlbetrag: Noch in der Spielzeit 2012/13 soll ein Defizit von 2,7 Millionen Euro entstanden sein.

Trotz dieser schlechten Nachrichten ist die Stimmung bei den beiden Gesellschaftern derzeit hoffnungsvoll. Die neue Doppelspitze aus Intendant Günther Beelitz und Geschäftsführer Alexander von Maravic hat ihre Arbeit aufgenommen - und erste Entscheidungen zu einer Neuausrichtung getroffen. Das Duo soll das Schauspielhaus in den kommenden zwei Spielzeiten leiten, bis ein neuer Intendant sein Amt antritt. Ihre Hauptaufgabe ist es, das Haus finanziell zu stabilisieren. Der bisherige Übergangsintendant Manfred Weber hatte als Folge eines Defizits von 5,4 Millionen Euro gehen müssen. Auch die weiteren nun auftretenden Defizite stammen nach Ansicht der Gesellschafter großteils aus der Zeit seiner Leitung.

Offenbar gab es im Haus gravierende kaufmännische Probleme. Darum hat der neue Geschäftsführer einen komplett neuen Wirtschaftsplan nach einer Systematik erstellt, wie sie auch in der Rheinoper zum Einsatz kommt. Dieser Plan soll von realistischen Auslastungszahlen ausgehen. Weber hatte mit erhofften Besucherzahlen kalkuliert, musste dann aber massive Einbrüche verzeichnen. Bei der Neuberechnung zeigte sich nun das weitere Defizit. Es ist auch Folge der Tariferhöhung im öffentlichen Dienst, die mit 270 000 Euro zu Buche schlägt. Um weitere böse Überraschungen zu vermeiden, will Maravic bald einen Mitarbeiter für das Controlling einstellen. Diese Stelle war seit Jahren unbesetzt.

Intendant Günther Beelitz steht unterdessen vor der schwierigen Aufgabe, zugleich Kosten zu sparen und das Publikum zurückzugewinnen. Das Schauspielhaus litt zuletzt unter einer schlechten Auslastung. Beelitz hat den von seinem Vorgänger entworfenen Plan für die kommende Spielzeit massiv verändert - und auch in Kauf genommen, dass Chefdramaturgin Eva-Maria Voigtländer deshalb ihren Hut nahm. Er hat mehrere teure Stücke gestrichen, zugleich will er das Haus produktiver machen: Beelitz plant zehn statt acht Stücke im Großen Haus sowie sechs statt vier im Kleinen. Der neue Intendant will zudem weniger mit teuren Gastschauspielern arbeiten und dafür das Ensemble vergrößern; dies soll auch helfen, die Bindung zum Publikum zu erhöhen.

Die Neuausrichtung trifft auch eine Tradition: Das Weihnachtsstück, die besucherstärkste Produktion des Jahres, wird nicht mehr am Gustaf-Gründgens-Platz gespielt, sondern im Central in der Alten Paketpost. Der Grund ist, dass dadurch Umbauarbeiten auf der Bühne entfallen.

(RP)
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