Banker und Mäzen Sieghardt Rometsch "Schauspielhaus-Anleihe ist viel zu riskant"

Düsseldorf · Der Ex-Chef der Trinkaus-Bank kritisiert die Idee von SPD und Grünen, das Schauspielhaus mit einer Bürgeranleihe zu sanieren.

Sieghardt Rometsch, Banker und Mäzen.

Sieghardt Rometsch, Banker und Mäzen.

Foto: Krebs Andreas

Herr Rometsch, Sie waren über Jahrzehnte an der Spitze des Düsseldorfer Bankhauses HSBC Trinkaus und sind obendrein ein kulturinteressierter Mäzen. Was halten Sie von den Plänen von SPD und Grünen, das Schauspielhaus mit Hilfe einer Bürgeranleihe zu sanieren?

Rometsch Nicht viel! Man kann Schulden in Form einer Anleihe nur aufnehmen, wenn man Sie auch zurückzahlen kann. Das Schauspielhaus wird jeden Abend mit zig Euro subventioniert. Ich schätze mal, dass nicht mehr als 15 bis 20 Prozent der Kosten über die originären Einnahmen gedeckt werden.

Aber in der Privatwirtschaft sind Anleihen ein gängiges Mittel, und Bürgeranleihen gibt es auch . . .

Rometsch Entscheidend ist doch die Rückzahlung. Wenn etwa Bayer den US-Konzern Monsanto übernimmt, und diese Übernahme wird mit Hilfe einer Anleihe refinanziert, dann ist das völlig in Ordnung. Die Tilgung der Anleihe kann dann über die Jahre aus dem Gewinn, also den Überschüssen, geleistet werden. Bei einem Schauspielhaus ist sowas doch reine Träumerei. Dass sich so etwas trägt, samt Rückzahlung aus Überschüssen, ist aus meiner Sicht nicht absehbar.

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Wer kann die Anleihe begeben?

Rometsch Das ist einer der Knackpunkte. Die Stadt selbst als Emittent ist eigentlich ausgeschlossen, weil das Schauspielhaus, also die GmbH, ja Stadt und Land zu gleichen Teilen gehört. Die GmbH selbst als Emittenten kann ich mir auch nur schwer vorstellen. Diese Rechtsform sieht ja explizit vor, dass sich die Haftung von Stadt und Land auf die gezahlte Einlage beschränkt. Die Bonität wäre also viel schlechter als die des Landes NRW, das ja per Definition das Rating der Bundesrepublik hat, also die Bestnote AAA mit der niedrigst denkbaren Zinshöhe. Im Zweifel wären bei einer Anleihe, die die GmbH begibt, die Anleger ihr Geld los, wenn die Eigentümer nicht einspringen. Man darf nie vergessen, dass normale Anleger keine Finanzexperten sind, die sofort und einfach verstehen, in was sie ihr Geld da investieren.

Was sind die Risiken einer Bürgeranleihe für das Schauspielhaus?

Rometsch Neben dem Rückzahlungsrisiko gibt es ein Zinsänderungsrisiko. Heute sind die Zinsen auf einem niedrigen Niveau. Bundesanleihen haben einen Zins je nach Laufzeit von minus 0,7 bis plus 0,3 Prozent. Bei einer Verlängerung in fünf oder zehn Jahren kann das Zinsniveau viel höher liegen, ein Risiko für den Emittenten. Das ist auch den Anlegern gegenüber unfair, die dann viele Jahre eine Geldanlage zu fast Null-Zinsen haben, wenn es woanders wieder ordentliche Zinsen gibt. Wer sollte das machen?

Wie hoch wären die Kosten für die Anleihe verglichen mit einem Kredit?

Rometsch Ohne es konkret in Euro beziffern zu wollen: viel höher. Es müsste ein Wertpapierprospekt veröffentlicht werden, den die BAFin genehmigen muss, dazu eine Analyse, das Marketing würde enorme Kosten verursachen. Bei einem Kredit, etwa durch die NRW.Bank, wäre der Aufwand vernachlässigbar, ein Vertrag auf ein paar Seiten DIN A 4, unglaublich viel einfacher.

Was ist mit dem Solidaritätsgedanken durch die Bürgeranleihe?

Rometsch Wenn man die Anleihe als Spende verstehen soll, dann muss man sie auch Spende nennen.

Das Gespräch führte Thorsten Breitkopf.

(RP)
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