Düsseldorf Schauspielhaus wird zum Millionengrab

Düsseldorf · Mehr als 20 Millionen Euro könnten zu Buche schlagen, bis das Theater saniert ist. Die Verantwortlichen prüfen, ob das Haus nicht erst in der Spielzeit 2018/19 wieder voll zur Verfügung stehen soll. Es wird ein neuer Masterplan erstellt.

 Das Schauspielhaus feiert seinen Spielzeitauftakt in einem Zelt auf dem Corneliusplatz. Beim NRW-Tag konnten Besucher es erstmals betreten.

Das Schauspielhaus feiert seinen Spielzeitauftakt in einem Zelt auf dem Corneliusplatz. Beim NRW-Tag konnten Besucher es erstmals betreten.

Foto: Andreas Bretz

Am Wochenende hat der neue Schauspielhaus-Intendant Wilfried Schulz einen vergnüglichen Einstand im Zelt am Corneliusplatz erlebt. Es wurde gemimt und gesungen, das Publikum kam und ging, von Schwellenangst war nichts zu spüren. Gelassenheit braucht Schulz, denn die Probleme mit den Großbaustellen, die ihn umgeben, werden nicht kleiner. Sie könnten dazu führen, dass das Theater erst zwei Jahre später als ursprünglich geplant wieder komplett zur Verfügung steht, nämlich zur Spielzeit 2018/19. Die Arbeiten werden in einem internen Schreiben nach Informationen unserer Redaktion mittlerweile nicht auf acht, sondern auf 20 Millionen Euro taxiert. Eine Zahl, die Kulturdezernent Hans-Georg Lohe nicht kommentieren will. Darüber würden erst einmal die Theater-Gesellschafter Stadt und Land diskutieren.

Wie kommt es zur Neubewertung der Situation? Es hat vor kurzem einen Wechsel in zentraler Funktion gegeben. Die neuen Chefs der Neuen Schauspielhaus GmbH, Schulz und die kaufmännische Geschäftsführerin Claudia Schmitz, arbeiten mit einem neuen Projektsteuerer zusammen. Der hat die Situation analysiert und neue Vorschläge gemacht. Dabei geht es zunächst einmal um Arbeiten, die Schulz & Co nicht beauftragt haben: die Sanierung der Infrastruktur, also die Erneuerung von Elektrik, Leitungen, Belüftung etc. Diese Arbeiten sollten bei Schulz' Dienstantritt erledigt sein, das hat jedoch nicht geklappt.

Nun nehmen Schulz und Schmitz die Sache neu und komplett in die Hand. Es wird ein Masterplan erstellt, der mehr umfasst als die Sanierung der Gebäudetechnik. Bislang habe man bei Erneuerungen "von der Hand in den Mund gelebt", sagt der Intendant, jetzt gehe es um die Frage, was alles nötig ist, um das Haus für die nächsten 30 bis 50 Jahre fit zu machen. Dazu gehört zweifelsohne die Sanierung der weißen geschwungenen Fassade, die an vielen Stellen schadhaft ist, es gibt braune Flecken, es sind Teile herausgebrochen. Allein für diese Arbeiten wurden Kosten von mehr als zehn Millionen Euro genannt.

Da sich der Baustart für das Ingenhoven-Tal mit Shopping-Center und einer neuen Tiefgarage unter dem Gründgens-Platz verzögert - es gibt immer noch nicht den städtebaulichen Vertrag zwischen Stadt und Investor -, stellt sich die Frage, ob man die Arbeiten am Theater weiterhin über Jahre verteilen will. "Es wäre schön, 2020 auf dem Gründgens-Platz zu stehen, einem Platz von europäischem Rang, und rundum auf attraktive Gebäude und nicht etwa am Schauspielhaus auf Rostflecken zu sehen", sagt Schulz. Man müsse dem Staatstheater NRW seine Würde zurückgeben. 2020, da besteht das Schauspielhaus 50 Jahre: Das Jahr solle ein Grund zum Feiern sein. Alternative wäre eine spätere Fassadensanierung nach Fertigstellung von Kö-Bogen II.

Schulz will das Theater dennoch so schnell wie möglich nutzen. Geht dies nicht, will er weiterhin mit alternativen Spielstätten die Menschen anziehen. Neben dem Zelt sind dies bald Capitol, ein Museum und das Dreischeibenhaus. Auch dafür fallen Extra-Kosten an, die bei vier Millionen Euro liegen sollen.

(ujr)
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