Düsseldorf "Schicke Mütze" ist der Szene-Treff für Radler

Friedrichstadt · Die Fahrrad-Gemeinde in Düsseldorf wird zusehends bunter, vielfältiger - und größer. Immer mehr Städter wechseln aufs Rad. In der Landeshauptstadt gibt es bereits ein eigenes Lokal plus Werkstatt an der Talstraße.

 Radfahren ist ihr größtes Hobby(v.l.): Konrad Glaeser, Jan Hüttenbernd, Kerstin Kortekamp und Dieter Mauermann im Café "Schicke Mütze"

Radfahren ist ihr größtes Hobby(v.l.): Konrad Glaeser, Jan Hüttenbernd, Kerstin Kortekamp und Dieter Mauermann im Café "Schicke Mütze"

Foto: h.-j. Bauer

Zum einen, weil es nicht nur ökologisch das bessere Fortbewegungsmittel ist, sondern es einfach mehr Spaß macht, als Auto zu fahren und womöglich im Stau zu stehen. Dabei bestimmen nicht nur die behelmten, ehrgeizigen Sportradler das Bild, sondern Zeitgenossen, die vom Zweirad aus und bei gemäßigtem Tempo ihre Umwelt (wieder neu) entdecken wollen. Das passende Szene-Lokal für diesen Typ von Radfahrer gibt es jetzt auch: "Schicke Mütze" heißt die Mischung aus Café, Fahrradwerkstatt und -laden sowie neuerdings auch Kultur-Hotspot, die im Juli in einem Hinterhof an der Talstraße eröffnet hat.

Hervorgegangen ist die "Schicke Mütze" aus der "Klassikerausfahrt". "Das ist eine Gruppe von Radfahrern, die irgendwann ihr altes Rennrad wieder aus dem Keller geholt und aufgemöbelt haben", berichtet Mitbegründer Dieter Mauermann. "Und so wie Oldtimerfahrer ihr altes Auto pflegen und am Wochenende bewegen, halten wir es mit unseren alten Fahrrädern." Diese Zweirad-Oldtimer haben nicht selten 30 und mehr Jahre auf dem Buckel beziehungsweise Sattel.

Bis zu 50 Leute begeben sich bei "Klassikerausfahrt" seit rund fünf Jahren in der Sommersaison jeden ersten Sonntag im Monat auf Tour. Sportlicher Ehrgeiz ist nicht das Ziel der Teilnehmer. Helme werden empfohlen, sind aber keine Pflicht. "Wir wollen Spaß haben, unterwegs auch miteinander quatschen", sagt Mauermann. Bei ihren Touren meiden die Teilnehmer die großen Ausfallstraßen Düsseldorfs. "Wir sehen vielmehr zu, dass wir unsere Leute sicher über Wirtschafts- und Feldwege ins Umland bringen", berichtet Mitorganisator Konrad Glaeser. Ganz unterschiedliche Radlertypen sind dabei: "Akademiker, Kunstschaffende, Galeristen, Fotografen, ältere, aber auch viele junge Leute", berichtet Mauermann.

Angelehnt an das legendäre Londoner Rad-Café "Look Mum without Hands", das bereits Nachahmer in Berlin und Hamburg gefunden hat, haben einige der "Klassikerausfahrt"-Organisatoren nun die "Schicke Mütze" eröffnet. Dort findet sich für die neue Zweirad-Retro-Kultur das passende Outfit: keine Polyester-Trikots von der Stange, sondern hochwertige, geschmackvolle Sportmode, oft im Design der 50er und nicht aus Fernost, sondern größtenteils in Italien gefertigt.

In der Fahrradwerkstatt kann man sein Zweirad aufmöbeln lassen oder sich ein neues nach eigenen Vorstellungen individuell von Radbauer Jan Hüttenbernd anfertigen lassen. "Das ist gar nicht so teuer", wie Mitinhaber Carsten Wien berichtet. Individualaufbauten gibt es nach seinen Angaben bereits ab 600 Euro, sie können aber auch an die 3000 Euro kosten. "Massenware von der Stange bieten wir jedenfalls nicht", sagt Wien.

Im kleinen Café im vorderen Bereich, wo man sich bei Kuchen, Salat und mehreren "schicken Schnitten" austauschen und klönen kann, steht nun künftig auch regelmäßig Kultur an. Die letzte Hinterhof-Lesung des "Zakk" wird am 28. August im Hof an der Talstraße stattfinden. Und im September liest die Berliner Autorin Bettina Hartz aus ihrem Roman "Auf dem Rad".

An der aktuellen Diskussion, wie Düsseldorf fahrradfreundlicher werden kann, würden sich die Schicke-Mütze-Leute gern beteiligen. "Wir können einige gute Vorschläge einbringen", sagt Mauermann.

"Schicke Mütze" heißt der Laden übrigens, weil sich so die Klassikfahrer gerne begrüßen angesichts manch unkoventioneller Kopfbedeckung der Teilnehmer.

(RP)
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