Düsseldorf Schienen sind eine Gefahr für Radfahrer
Düsseldorf · Der Grünen-Politiker Arndt Klocke hatte einen schweren Unfall vor dem Hauptbahnhof, weil zwischen den Weichen tiefe Löcher klaffen. Er fordert, dass Düsseldorf fahrradfreundlicher wird. Immerhin nehme der Radverkehr stetig zu.
Fast täglich ist Arndt Klocke mit dem Fahrrad unterwegs in der Stadt. Solange es nicht wie aus Kübeln schüttet. Im September hatte der Grünen-Politiker einen schweren Unfall. Normalerweise nimmt er einen anderen Weg zum Hauptbahnhof, an jenem Abend aber hatte er noch einen Termin. Von der Harkotstraße kommend, wollte er rechts abbiegen in Richtung Konrad-Adenauer-Platz. Dort, wo die Straßenbahnschienen zusammenlaufen, verkeilte sich sein Rad. "Zwischen den Weichen sind tiefe Löcher", sagt Klocke. Er stürzte, brach sich das Handgelenk und hatte mehrere Platzwunden.
Nach der Operation musste Arndt Klocke wochenlang einen externen Fixateur an der Hand tragen, "die Platten und Schrauben sind noch immer drin", erzählt er. "Düsseldorf ist keine fahrradfreundliche Stadt", sagt Klocke, weil die Stadtplanung nicht aus Sicht des Radfahrers gedacht sei. Im Jahr davor hatte er bereits einen Unfall; am Maxplatz fuhr er mit dem Rad in eine Kette, die zwischen einigen Pollern hängt. "Das Stahlseil habe ich mit meinem Fahrradlicht nicht gesehen", sagt Klocke. Er fordert, dass Düsseldorf fahrradfreundlicher wird. Immerhin nehme der Radverkehr stetig zu.
Auf seiner Seite hat Klocke Lerke Tyra, die stellvertretende Vorsitzende vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Sie kennt die Gefahrenstellen für Radfahrer, unter anderem die am Hauptbahnhof. Auch der Worringer Platz muss entschärft werden, und die Kreuzung Oberbilker/ Bilker Allee mit der Corneliusstraße. Bei der Stadt habe es bisher keine Beschwerden gegeben zu den drei genannten Stellen. "Uns ist auch nicht bekannt, dass dort Unfallschwerpunkte sind", sagt Holger Odenthal, stellvertretender Leiter des Amtes für Verkehrsmanagement.
"Wenn Schienen eine Kurve machen, nass sind oder sich kreuzen, ist das immer schwierig für den Fahrradfahrer", sagt Lerke Tyra. Schon seit Jahren hofft der ADFC auf eine Verbesserung rund um den Hauptbahnhof, "auch für die Fußgänger. Der Konrad-Adenauer-Platz ist vor 30 Jahren gestaltet worden", sagt Tyra. Weil der Platz aber der Deutschen Bahn gehört, können Stadt und Rheinbahn dort nicht einfach etwas verändern. Gespräche gibt es schon seit Jahren mit dem Eigentümer, auf einen gemeinsamen Nenner kamen Stadt und Deutsche Bahn bisher aber nicht.
"Die Verkehrswege sollten zumindest bei Neubauprojekten möglichst getrennt werden", sagt Tyra. "Die Holländer machen das häufig." Eine Alternative könnten Warnschilder für Radfahrer sein, meint die stellvertretende Vorsitzende des ADFC.
"Das wäre so, als würde man vor jeder Kreuzung ein Schild aufstellen", entgegnet Georg Schumacher von der Rheinbahn. Er hält nicht viel von dem Vorschlag, wenngleich er gerne mit den Radexperten in der Stadt über neue Konzepte spricht. "Wir bei der Rheinbahn sind keine Ignoranten, Radfahrer sind unsere Freunde", sagt er. Die Fahrradmitnahme sei erlaubt in den Zügen, und das Unternehmen denkt über ein spezielles Bike & Ride-Ticket für Radfahrer nach.
"Die Weichen und Schienen aber sind genormt, da können wir nichts machen", sagt der Rheinbahn-Sprecher. "Da muss der Radler manchmal in den sauren Apfel beißen und einen Umweg einplanen." Und die Gleise könne man sehen, auch im Dunkeln. Gegen eine Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes hätte Schumacher nichts, "aber nicht nur auf unsere Kosten". Immerhin hat sich in den vergangenen Jahren schon einiges getan in Düsseldorf. Mit dem Radhauptwegenetz werden immer mehr Straßen für Radfahrer verbessert. Der ADFC wird bei der Planung angehört, "zum Glück liegt der Fokus der aktuellen Verkehrspolitik nicht mehr nur auf dem Auto", bestätigt Georg Schumacher. So dass auch mal ein Parkplatz gestrichen wird zugunsten von Bahn oder Radfahrern.
Arndt Klocke hat sich nach seinem Unfall erholt. Er fährt weiterhin mit dem Fahrrad durch die Stadt. Und ein positives Erlebnis hatte er auch an jenem Abend im September, als er stürzte: "Die Menschen, die den Unfall gesehen haben, kamen mir sofort zu Hilfe."