Analyse/Düsseldorf Schlechtes Krisenmanagement der Uniklinik

Düsseldorf · Die Liste der Probleme der Uniklinik ist lang. So prüft etwa gerade das Landgericht, ob es den Prozess gegen den ehemaligen Ärztlichen Chef wegen des Untreue-Verdachts eröffnet. Was die Uniklinik jetzt braucht, ist ein gutes Management. Doch das fehlt.

Analyse/Düsseldorf: Schlechtes Krisenmanagement der Uniklinik
Foto: RP-Foto: Andreas Endermann

Die Uniklinik steckt gerade in mehreren Krisen: Gegen ihren vor kurzem entlassenen Ärztlichen Direktor, Wolfgang Raab, wurde Anklage wegen des Verdachts der Untreue erhoben, für den 170-Millionen-Euro-Klinikneubau "Zentrum für Operative Medizin" (ZOM) gibt es auch mehr als vier Jahre nach der geplanten Eröffnung noch immer kein Datum für die Inbetriebnahme und wegen des Rekord-Defizits von 9,3 Millionen Euro muss die Uniklinik auch noch drastische Sparmaßnahmen umsetzen.

Und dann ist da noch ein Fall, der sogar internationales Interesse auslöste: Die Uniklinik leitete eine interne Untersuchung gegen ihren ehemaligen Chef der Kardiologie, Bodo-Eckehard Strauer, wegen des Verdachts des wissenschaftlichen Fehlverhaltens bei seinen einst so gefeierten Stammzellenversuchen ein.

Umso erstaunlicher ist es, wie die Uniklinik mit den Problemen umgeht. Eine der kaum nachvollziehbaren und fragwürdigen Entscheidungen des Aufsichtsrats ist der Umgang mit Wolfgang Raab. Bereits im vergangenen Jahr machte unsere Zeitung die staatsanwaltlichen Ermittlungen und Razzien gegen Raab wegen des Verdachts, ambulante Rechnungen im großen Umgang falsch abgerechnet zu haben, bekannt.

Auch wenn die Unschuldsvermutung gilt, hätte man erwartet, dass die Uniklinik ihren Ärztlichen Chef freistellt, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind und das Ergebnis vorliegt. Eine durchaus übliche Praxis in der Wirtschaft. Doch die Uniklinik entschied anders: Sie ließ mitteilen, dass Raabs Position als Ärztlicher Direktor "in keinerlei Zusammenhang mit den aktuellen Ermittlungen stehe" und bestätigte ihn in seinem Amt und damit als Chef der rund 4730 Klinik-Mitarbeiter.

Eine problematische Entscheidung, zumal nun — falls es zum Prozess kommen sollte — einige seiner Mitarbeiter, die tagein, tagaus mit ihm zusammenarbeiten, dann gegen ihn aussagen müssten. Man kann sich vorstellen, dass die Situation für die Mitarbeiter alles andere als angenehm sein muss, und die Gefahr der Einflussausübung bestehen könnte.

Auch die Art, wie die Uniklinik sich nach der Anklage der Staatsanwaltschaft im September von Raab trennte, gibt Rätsel auf. Man sprach von "Trennungsgesprächen" — ob Raab gekündigt wurde oder nicht, blieb unklar — zumal Raab auch danach noch auf der Uniklinik-Webseite und in der schriftlichen Kommunikation als Ärztlicher Direktor aufgeführt wurde. Ein Mitarbeiter der Uniklinik schaltete einen Anwalt ein, um diese Frage zu klären, und bekam vor wenigen Tagen schriftlich über seinen Anwalt bestätigt, dass Raab tatsächlich nicht mehr Chef ist.

Nun könnte man meinen, dass die Uniklinik zumindest die Stelle an der Führungsspitze schnell besetzen würde, zumal der Zeitpunkt für die Trennung von Raab äußerst ungünstig war. Denn die Uniklinik steckt tief in den roten Zahlen und das Problem der Nicht-Eröffnung des Klinik-Neubaus "ZOM II" ist nicht geklärt (alleine der Leerstand des Gebäudes kostet pro Jahr zwei Millionen Euro!).

Doch weit gefehlt. Die Uniklinik hat seit der Kündigung Raabs keinen hauptamtlichen Chef, die Stelle wurde bislang nicht einmal ausgeschrieben. Immerhin: Gerade hat sie den Posten des Stellvertretenden Ärztlichen Direktors besetzt. Nicht nachvollziehbar ist es von Seiten des Führungsmanagements und zudem ein Zeichen von Intransparenz, dass die Uniklinik den Geschäftsbericht für 2012 noch immer unter Verschluss hält und damit nicht offenlegt, wie es der Uniklinik wirtschaftlich im Detail geht. Auf Anfrage unserer Zeitung sagte man, dass das wichtigste aus dem Bericht — das Defizit von 9,3 Millionen Euro — ja bekannt sei.

Nie schien die Uniklinik weiter von ihrem Leitsatz entfernt zu sein: "Wir im UKD prägen durch unser Verhalten das Erscheinungsbild der Klinik und tragen zu Ansehen und Erfolg bei."

(RP)
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