Düsseldorf Schlosspark-Mord: Angeklagter nahm Identität von Opfer an

Düsseldorf · Ein 43-Jähriger steht unter Verdacht, beinahe einen Makler umgebracht zu haben. Zuvor soll er einen Freund ermordet und in dessen Identität geschlüpft sein. Vor dem Düsseldorfer Landgericht beginnt am Freitag ein bizarrer Mordprozess.

Ein hungriger Fuchs zerrte das Verbrechen vor drei Jahren ans Licht. Das Tier schleppte ein Leichenteil aus dem Unterholz des Düsseldorfer Schlossparks Eller auf einen Weg. Dort stieß ein Spaziergänger auf das Körperteil. Die Polizei entdeckte schließlich den Rest einer gefesselten Leiche. An diesem Freitag beginnt vor dem Düsseldorfer Landgericht der Prozess gegen den 43-jährigen mutmaßlichen Mörder.

Als die Leiche entdeckt wurde, saß der Verdächtige bereits in Untersuchungshaft - unter dem Namen des Toten, dessen Identität er angenommen hatte, aber wegen eines anderen, unheimlichen Verbrechens, dem blutigen Überfall auf einen Makler und dessen Frau.

Die Attacke auf den Makler hat ihm bereits zehn Jahre Haft wegen versuchten Totschlags eingebracht. Der 43-Jährige, aufgewachsen in St. Petersburg, hatte den Überfall gestanden. Maskiert und bewaffnet mit Schalldämpfer-Pistole, Elektroschocker, Handschellen und Messer, hatte er dem Makler vor dessen Haus aufgelauert.

Schwerer Raubüberfall in Benrath
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Er hatte die Hände des Opfers bereits im Auto mit Klebeband gefesselt, als die Frau des Maklers vorbeikam und ihren Mann in Todesangst sah.

Daraufhin stach der Täter mit einem Messer auf den Makler ein. Als dessen Frau ihm zur Hilfe kam, verletzte der Messerstecher auch sie mit einem Stich in die Achselhöhle und richtete eine Schalldämpfer-Pistole auf ihr Gesicht. Nach einer spektakulären Verfolgungsjagd samt Polizeihubschrauber konnte er schließlich festgenommen werden.

Doch den Mord im Schlosspark stritt er ab: Damit habe er nichts zu tun. Dass sämtliche Wertgegenstände des Opfers in seiner Wohnung entdeckt wurden und er dessen Auto fuhr, liege daran, dass sein 33-jähriger Landsmann bei ihm eingezogen sei, bevor er verschwand. Er habe den falschen Leuten Geld geschuldet.

Die Ermittler gehen in ihrer Anklage von einer anderen Version aus: Derzufolge soll der Angeklagte sein Opfer an dessen Geburtstagsfeier in dessen Wohnung in Krefeld umgebracht haben - als einziger Gast. Zuvor habe er seinen Bekannten überwältigt, gefesselt und ihm die PIN-Nummer seiner Kontokarte entlockt.

Mit Messerstichen in Nacken und Brust habe er ihn dann getötet und in dem Düsseldorfer Park nahe seiner Wohnung verscharrt. Trotz Plastikplane sei Blut ins Auto des Opfers gesickert, als er damit die Leiche von Krefeld nach Düsseldorf geschafft habe. Der Angeklagte soll bereits in Russland im Gefängnis und auch in einer Psychiatrie gesessen haben.

Das Gericht geht von einem aufwendigen Verfahren aus und hat 20 Verhandlungstage bis ins Jahr 2016 hinein angesetzt - mit der Option auf Verlängerung.

(lnw)
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