Deutscher Webvideopreis 2013 Schöne Grüße aus dem Parallelfernsehen

Düsseldorf · Auf YouTube gibt es vor allem Katzenvideos und Teenager-Humor. Denkt man. Bis man auf die Gala des Deutschen Webvideopreises ins Düsseldorfer Capitol Theater geht. Dort wurden am Samstagabend die besten Webvideos des vergangenen Jahres ausgezeichnet. Und dabei ging es erstens um einen Hund und zweitens auch um sehr ernste Themen.

Webvideopreis 2013: Das war die Gala
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Webvideopreis 2013: Das war die Gala

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Wer über 30 ist und sich mal richtig alt fühlen will, sollte unbedingt die Gala zur Verleihung des Deutschen Webvideopreises besuchen. Dort sind die Stars der Szene jung. Sehr jung. Sie wurden am Samstagabend vor dem Capitol Theater von Menschentrauben umringt, von etlichen Kameras gefilmt, müssen also irgendwie prominent sein. Aber eben nur auf YouTube.

Doch was heißt hier nur? Einige Kanäle der erfolgreichsten deutschen YouTuber haben weit über eine Million Abonennten, manche Videos überspringen leicht die Marke von 500.000 Abrufen. Wer will, kann das schon mit Einschaltquoten kleinerer Fernsehsender vergleichen. Der Deutsche Webvideopreis, verliehen von der Düsseldorfer European Web Video Academy, trägt der wachsenden Bedeutung seit drei Jahren Rechnung, kürt in 13 Kategorien die besten Videos aus dem deutschsprachigen Raum.

Über 1000 Gäste sind ins Capitol gekommen, viele von ihnen sind selbst YouTuber, sie tragen Baseballcaps oder Anzüge, Turnschuhe oder High Heels. Die Szene ist bunt, vielseitig, was man auch an über 4000 eingereichten Videos erkennen kann. Gewählt wurde auf die gleiche Art und Weise, wie sich erfolgreiche Videos im Netz eben verbreiten: Je mehr Facebook-Daumen, Tweets, Google+-Einträge oder Blog-Posts desto besser. Zu 50 Prozent floss diese Wertung in die Preisvergabe ein, den Rest besorgte eine Jury. Mehr 300.000 Menschen haben sich laut Veranstalter an der Abstimmung beteiligt. Schon im dritten Jahr ist der Preis eine feste Größe in der Szene.

Gewonnen hat am Samstag auch ein Düsseldorfer: Kevin Capito. "Let's Play Händewaschen” heißt sein Video, in dem es darum geht, die "Butter des Grauens” von den Händen zu waschen. Klingt albern? Ist es natürlich auch. Spielt aber mit einem wichtigen Webvideo-Genre, in dem Computerspieler ihre Züge aus der Ego-Perspektive als Video ins Netz stellen. "Das Video war eine spontane Idee vor der Schule”, sagt Kevin. Auch das ist YouTube: Es muss kein professionelles Fernsehen sein.

Einige Gewinner-Videos sind jedoch echte Profi-Arbeit. Wie das in der Kategorie "Epic” von Daniel Moshel, in dem der Opernsänger August "Carmen” in einer immer absurderen Umgebung singen lässt oder ein Video der Filmhochschule Köln, in dem Bankräuber unbemerkt in einem Elektro-Auto entkommen und so für Umweltbewusstsein werben.

Manche Gewinner-Videos bestechen durch ihre Optik, wie die Doku über Downhill-Radfahrer von Filmemacher Lukas Tielke (Gewinner in der Kategorie "Action”) oder durch Humor wie das Video der Satire-Seite "Der Postillon” - dabei wird zur Abwechslung im Krankenhaus mal nicht das Baby, sondern die Mutter vertauscht. "Cute”, also niedlich, fanden viele Hund Maya, der ein bisschen hilflos versucht, eine Frisbee aus einem Pool zu fischen, ohne dabei nass zu werden. Und es gibt ernste Töne: LeFloid plädiert für mehr Zivilcourage - und gewinnt damit in der Kategorie VIP.

Moderiert wurde die wegen des Champion-League-Finales vorverlegte und straff durchgezogene Gala von Miriam Pielhau, der Sonderpreis an die YouTube-Stars Y-Titty wurde von Cherno Jobatey übergeben. Das Grußwort dazu kam von Oberbürgermeister Dirk Elbers - übrigens auch per Video.

(rl)
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