Schwerpunkt Düsseldorfer Forscher Schöne Menschen finden leichter Jobs

Düsseldorf · Ein Soziologe zeigt, dass attraktivere Menschen es oft einfacher haben. Nur ein Beispiel für die spannende Forschungslandschaft der Stadt.

 Je attraktiver ein Fußballer, desto höher sein Marktwert - zu dieser Erkenntnis ist der Düsseldorfer Soziologe Ulrich Rosar gelangt.

Je attraktiver ein Fußballer, desto höher sein Marktwert - zu dieser Erkenntnis ist der Düsseldorfer Soziologe Ulrich Rosar gelangt.

Foto: Anne Orthen

Den Schönen gehört die Welt. Sie finden leichter einen Job, verdienen mehr Geld, haben größere Chancen bei der Partnerwahl. Ungerecht? Keine Frage. Zudem nicht nur ein subjektiver Eindruck, sondern wissenschaftlich belegte Tatsache. Da klingt es nur etwas anders: "Attraktivität ist ein gravierender Grund sozialer Ungleichheit", sagt der Düsseldorfer Soziologe Ulrich Rosar. Der Uni-Professor hat herausgefunden, dass Schönheit sogar den Marktwert von Fußballern steigert und den Ausgang von Wahlen beeinflussen kann. Das Leben bloß schöner Schein?

Es fängt schon in der Wiege an. Ein hübsches Baby wird von seiner Mama besonders mit Zärtlichkeiten überhäuft. Und so geht es weiter auf dem Lebensweg der Attraktiven. In Cliquen sind sie gern gesehen, in der Schule schneiden sie besser ab als ihre weniger attraktiven Klassenkameraden, "sie bekommen bessere Noten, weil ihre Lehrer glauben, dass sie intelligenter oder disziplinierter sind", hat Ulrich Rosar in einer Studie an einem Düsseldorfer Gymnasium festgestellt. Grundsätzlich gelte: Die Schönen werden stärker wahrgenommen und bleiben länger im Gedächtnis.

Es scheint etwas ur-menschliches zu sein, auf Attraktivität positiv zu reagieren. Das gilt für die Kunst, die der Schönheit huldigt, seit ewigen Zeiten. Im Alltag setzt nicht nur die Werbung auf die Verführungskraft der Beautys. Auch im Beruf haben attraktive Menschen Vorrang, "ihre Leistung wird von ihren Vorgesetzten besser beurteilt, sie werden schneller befördert, verdienen mehr Geld". Nach der Maxime: Wer gut aussieht, muss gut sein. Attraktive Menschen gelten als fleißiger und durchsetzungsstärker, fand Rosar mit seinem Team heraus. Diesen Erkenntnissen hat man in der Soziologie lange Zeit kaum Beachtung geschenkt. "Aber Attraktivität hat Einfluss auf beinahe alle Bereiche, auf nahezu alle Erfolgsgeschichten oder Misserfolge", erläutert Rosar. Das gelte sogar für den Sport, obwohl sich Leistung dort objektiv messen lasse. In einer Studie hat der Soziologe mit Kollegen aus Köln und Hannover nachgewiesen, dass die Attraktivität von Fußballern der Bundesliga einen starken Effekt auf ihren Marktwert hat. "Je besser ein Spieler aussieht, desto besser sind seine Verdienstchancen. Selbst wenn ein anderer die Tore schießt."

Aber gibt es überhaupt einen Maßstab für Attraktivität, heißt es nicht: Schönheit liegt im Auge des Betrachters? "Das ist ein Trugschluss", meint der Wissenschaftler, "vielmehr gilt, dass wir alle - im Falle der Fußballer sind das Fans, Sportreporter, Trainer, Manager - Attraktivität ganz ähnlich einschätzen." Einer Testgruppe von 365 Männern und Frauen wurden Porträts der Fußballer gezeigt, sie sollten spontan die Attraktivität der Spieler in einer Skala einordnen. Bei der Beurteilung herrschte große Einigkeit. Das Ergebnis aber verblüffte: "Wir haben festgestellt, dass mit jedem Punkt auf der Attraktivitäts-Skala der Marktwert im Schnitt um bis zu 260.000 Euro stieg." Das eigene Aussehen beurteilen Männer und Frauen übrigens unterschiedlich: Männer neigen dazu, ihre Attraktivität zu überschätzen. Frauen glauben eher, weniger ansehnlich zu sein, als sie es tatsächlich sind.

(RP)
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