Düsseldorf Schüler lernen Umgang mit Hass-Posts

Düsseldorf · Grundlose Ausgrenzung von Mitmenschen findet überall statt. Schüler des Lessing-Gymnasiums beschäftigen sich bei dem Projekt "Think Big" mit dem heiklen Thema. Sie erstellen Videos und setzen Cyber-Scouts ein.

 Moritz Alefelder mit einem Tablet, auf dem Fabian Grebert Perez (l.) und Til Trueson zu sehen sind.

Moritz Alefelder mit einem Tablet, auf dem Fabian Grebert Perez (l.) und Til Trueson zu sehen sind.

Foto: Alessa Brings

Während Moritz, Til und Fabian noch überlegen, welches Thema sie bearbeiten wollen, haben Ayumu, Leonie, Madeline und Hermine schon eine genaue Idee. Sie möchten in ihrer Gruppe über Mobbing gegenüber dickeren Menschen sprechen und darüber ein Video drehen. Dazu dürfen sie ein iPad benutzen und haben knapp eine halbe Stunde Zeit.

Auf dem Schulhof des Lessing-Gymnasiums steht der Bus des Jugendprogramms "Think Big". Es finden Workshops für die Jungen und Mädchen der siebten und achten Klassen statt. Unter dem Motto "act:together - Zusammenhalt in Vielfalt" sollen sich die Schüler in Gruppen Gedanken zu gesellschaftlichen Problemen wie Ausgrenzung und Intoleranz aus ganz unterschiedlichen Beweggründen machen. Ihre Ideen sollen sie dann in einem Video umsetzen und Lösungsansätze finden. Patrick Lühlow und Sophia Widmann von "Think Big" sind mit im Klassenraum und helfen weiter, wenn eine Gruppe keine Ideen hat oder nicht weiß, wie sie sie umsetzen könnte.

Um die Videos zu erstellen, stehen den Schülern drei Apps zur Verfügung: Stop Motion, ChatterPix und Vizmato. Diese sind auf den Tablets installiert, die die "Think Big"-Mitarbeiter den Gruppen für den Workshop zur Verfügung stellen.

Die Mädchen haben sich für eines der Umsetzungskonzepte entschieden. Sie basteln aus Papier drei verschiedene Männchen, ein normales, ein dünnes und ein dickeres. Dazu schneiden sie Buchstaben aus: "So wie Du bist" wird ihr Slogan. Das Thema liegt den Schülerinnen am Herzen. "Wir sind ein Sportgymnasium", sagt Leonie, "da fällt es direkt auf, wenn man etwas kräftiger ist". Mobbing sei aber generell fehl am Platz, ist ihre Meinung.

Moritz, Til und Fabian beschäftigen sich mit Beleidigungen im Internet. Ihnen ist aufgefallen, dass es gerade in sozialen Netzwerken immer häufiger zu Hass-Posts und beleidigenden Kommentaren kommt. Fabian hat eine Idee, wie man diese Nutzer effektiv stoppen könnte: "Jeder sollte in Netzwerken alle wichtigen Daten angeben, wie zum Beispiel die des Personalausweises", schlägt er vor. Dann könne bei Mobbingangriffen der Täter leichter gefunden und zur Rede gestellt werden.

Um Mobbing im Internet gar nicht erst aufkommen zu lassen, hat sich das Lessing-Gymnasium eine Maßnahme einfallen lassen: Seit zwei Jahren gibt es sogenannte "Cyber-Scouts", Schüler, die spezielle Kurse mitmachen, in denen sie lernen, wie am besten mit Mobbing im Internet umzugehen ist. Besonderes Augenmerk wird hier auf Facebook gelegt.

Die Cyberscouts erklären ihren Mitschülern, gerade aus den unteren Jahrgangsstufen, dann richtiges Verhalten im Internet. Zusätzlich fungieren sie für Mobbingopfer als Ansprechpartner. Auch die Eltern werden geschult: Auf Elternabenden bekommen sie Informationen zu den Cyberscouts und den Hilfsangeboten für ausgeschlossene Schüler.

Informatik-, Mathe- und Physiklehrer Robert Krell ist mit dem Projekt zufrieden: "Offenbar scheint der Ansatz recht wirksam - ich habe schon länger von keinem wirklichen Fall gehört." Die Schüler versuchen, seinen Eindruck noch zu untermauern. Während des "Think Big"-Programms zeigen sie eine faire Haltung. Ihr Motto: Mobbing hat bei uns keine Chance.

(RP)
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