Düsseldorf-Süd Schüler sind fleißig am Dreck-weg-Tag

Düsseldorf-Süd · Alle Jahre wieder startet die jährliche Aufräumaktion. Viele Schulen haben sich schon gestern beteiligt. Lehrer und Schüler waren wieder einmal überrascht über die große Menge an Müll.

 Abderrahim (10 Jahre) hat eine kleine Glasflasche im Gebüsch gefunden und wirft sie bei Fatima (10 Jahre) in die Tüte. Daneben hilft auch Aleks (9 Jahre).

Abderrahim (10 Jahre) hat eine kleine Glasflasche im Gebüsch gefunden und wirft sie bei Fatima (10 Jahre) in die Tüte. Daneben hilft auch Aleks (9 Jahre).

Foto: Anne Orthen

Dietmar Brandt schiebt gerade den leeren Einkaufswagen auf die Parkanlage vor der Gemeinschaftsgrundschule Am Köhnen. Schon sammeln sich die ersten Kinder um den Lehrer. Mit Handschuhen ausgestattet, bringen sie Müll mit - darunter viele Glasflaschen. Layth (9) und Sebastian (8) kommen aus dem Gebüsch. Gemeinsam tragen sie eine Plastikplane, die mindestens doppelt so groß ist wie sie selbst. Innerhalb von fünf Minuten ist der Einkaufswagen bis zum Rand gefüllt. Zwei Schulstunden lang räumten die Kinder gestern anlässlich des Dreck-weg-Tags der Initiative Pro Düsseldorf ihr Schulgelände und die nähere Umgebung auf. Der Einkaufswagen kam noch einige Male zum Einsatz.

"Guck mal, was ich gefunden habe." Zahlreiche Schüler zeigen Lehrer Brandt ihre Gegenstände, bevor sie die in blaue Müllsäcke werfen. Alex (9) präsentiert einen Würfel und fragt, ob er ihn behalten dürfe. "Dann musst du ihn erst in Sagrotan baden", sagt der Lehrer halb lachend, halb ernst. Seit der Dreck-weg-Tag 1999 ins Leben gerufen wurde, hat Brandt jedes Jahr mit seiner Grundschule teilgenommen. Immer wieder sei er erstaunt, wie viel man sammeln könne.

 Dominik (v.l./ 11), Sina (10), Lucie (10) und Nick (10) haben fleißig Müll gesammelt. Eine Maske war ihr außergewöhnlichstes Fundstück.

Dominik (v.l./ 11), Sina (10), Lucie (10) und Nick (10) haben fleißig Müll gesammelt. Eine Maske war ihr außergewöhnlichstes Fundstück.

Foto: Nina Armbrust

Die kommissarische Rektorin Rosemarie Nückel ist ebenfalls von Beginn an bei der Aufräumaktion dabei. Sie schätzt, dass allein an ihrer Schule jedes Jahr zwischen 60 bis 90 Tüten Müll zusammengetragen werden - und das bei rund 300 Kindern. Sie geht mit den Viertklässlern los, die Gebiete säubern, die weiter von der Schule entfernt sind. Dabei hat Nückel schon oft unerwartete Dinge im Gebüsch gefunden. Sie hat kein Verständnis dafür, dass Matratzen und Teppiche dabei sind. "Wie kann denn im Gebüsch eine Matratze liegen?", fragt sie und ergänzt: "Wenn ich eine entsorgen will, bestell ich den Sperrmüll."

Sina (10) und Lucie (10) gehen in die fünfte Klasse des Schloß-Gymnasiums Benrath. Unter der Leitung von Michael Geskes säubert dieHälfte der Jahrgangsstufe das Schulgelände und Nebenstraßen, der Rest ist am Schlosspark zugange. Auch die beiden Freundinnen waren im Park. Sie sind überrascht, dass Besucher die Umgebung vermüllen. "Die denken sich nichts dabei", sagt Sina (10). "Oder die denken, das macht jemand anderes weg", ergänzt ihre Freundin Lucie (10).

Klassenkamerad Nick (11) ist in seiner Freizeit häufig im Park. "Wenn da morgen schon wieder Dreck liegt, würde ich mich total ärgern", sagt er. Die Schüler finden es wichtig, dass es in ihrer Nachbarschaft sauber ist. Dann sähe es direkt schöner aus. Auch außerhalb der Aktion achten sie auf ihre Umwelt. Sina berichtet: "Ich spiele oft mit Freundinnen in der Nähe von einem Bach. Da liegt viel Müll. Wir haben uns dann gedacht, das ist zu viel. Deshalb sind wir an einem Tag extra dahin gegangen, haben den Dreck aufgehoben und in den Müll geschmissen." Lehrer Geskes sagt, der Hauptgedanke des Tages sei, sich an der eigenen Nase zu fassen: "Es ist oft kein böser Wille, sondern fehlendes Nachdenken."

Der Meinung ist auch Sabine Michel, Rektorin der GGS Neustrelitzer Straße. Sie erklärt: "Den Dreck, den ich mache, räume ich selbst weg. Die Menschen sind leider noch nicht richtig erzogen."

Kollegin Rosemarie Nückel von der Grundschule Am Köhnen hat einen einfachen Trick, um auch Erwachsene stärker auf das eigene Verhalten aufmerksam zu machen. Sie beschwere sich lauthals über herumliegenden Müll und die Schüler regten sich automatisch auch auf.

"Man kann sich nicht vorstellen, wie schnell aus vielen kleinen Sachen ein großer Müllberg wird", sagt Silke Gandor vom Gymnasium Koblenzer Straße. Gemeinsam mit 90 Füntklässlern hat sie zehn große Mülltüten bis an den Rand gefüllt. Auch einen fast neuen Fahrradhelm hat ein Team im Gebüsch entdeckt. Die Kinder waren fassungslos.

2001 bekam die Schule den "Goldenen Besen" verliehen, da sie sich als einziges Gymnasium seit Beginn jedes Jahr unterbrochen beteiligen. "Solche Aktionen schlafen gerne mal nach ein, zwei Jahren ein. Aber wir bemühen uns wirklich, jedes Mal teilzunehmen, weil es so wichtig ist", sagt Silke Gandor.

19 Schulen haben sich gestern am Dreck-weg-Tag beteiligt, und einige werden nächstes Jahr vielleicht dem Vorbild der GGS Am Köhnen folgen und sich einen Einkaufswagen besorgen.

(RP)
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