Düsseldorf Schüler treffen Chefs beim Speed-Dating

Düsseldorf · Beim Azubi-Speed-Dating haben Absolventen und Mitarbeiter von Ausbildungsbetrieben die Chance, gleich Dutzende Job-Partner an einem Nachmittag zu beschnuppern. Mehr als 100 Schüler und 90 Firmen nahmen das Angebot wahr.

 Mareike Janßen und Cindy Suerken von der Markenkommunikationsagentur Stöhr mit der Schülerin Lea Feics (v.l.)

Mareike Janßen und Cindy Suerken von der Markenkommunikationsagentur Stöhr mit der Schülerin Lea Feics (v.l.)

Foto: Andreas Bretz

Bereits eine Stunde, nachdem sich die Türen des Opernhauses geöffnet hatten, saßen 450 junge Leute im Gespräch mit potenziellen Ausbildern an den Tischen über vier Foyer-Etagen verteilt. Eine davon: Lea Feics, die zielstrebig mit der Tasche voller Unterlagen unterm Arm auf Mareike Janßen und Cindy Suerken von der Markenkommunikationsagentur Stöhr zusteuerte. Die Schülerin des Marienberg-Gymnasiums in Mönchengladbach hatte sich vorab im Internet bereits zwei der 90 Unternehmen ausgesucht, die gestern beim inzwischen dritten von der Industrie- und Handelskammer (IHK) angebotenen Azubi-Speed-Dating Bewerber für einen ihrer Ausbildungsplätze suchten. "Mich interessieren vor allem Mode und Medien", sagte die 17-Jährige, die gerade mitten im Abitur steckt.

Zehn Minuten hatte sie für den Blitz-Kontakt (die Eieruhr lief) Zeit, um sich als motiviertes Nachwuchstalent in der Werbebranche zu präsentieren. Beeindruckend, selbstbewusst und wortgewandt nutzte Lea Feics die Chance. Sie kam mit den beiden Fachfrauen schnell ins Gespräch, erzählte von ihren Erfahrungen während eines Auslands-Schuljahres in Kapstadt, hatte Arbeitsproben und die von ihr als Chefredakteurin verantwortete Schülerzeitung "Augenblick" dabei, wusste von ihrem Blog und den Sprachkenntnissen zu berichten. Derweil machten sich die Personaler Notizen, denn wer weiß, vielleicht ist Lea Feics eine der Kandidatinnen für die Ausbildungsstelle zur Mediengestalterin für Digital und Print. Allerdings muss sie es dazu noch in den "Recall" schaffen, der Einladung zum eigentlichen Vorstellungsgespräch.

 Michael Ozminski von der Firma Schenker und seine Kollegin Yvonne Leschik suchen einen Speditionskaufmann-Azubi. Ob es Tobias Tillmanns wird? (v.l.)

Michael Ozminski von der Firma Schenker und seine Kollegin Yvonne Leschik suchen einen Speditionskaufmann-Azubi. Ob es Tobias Tillmanns wird? (v.l.)

Foto: Bretz, Andreas (abr)

"Im vergangenen Jahr haben wir zwei Azubis gesucht und sie auch hier gefunden," sagt Mareike Janßen. "Für uns ist diese Art der Kontaktaufnahme perfekt. Wir investieren einen Tag und haben nicht nur eine Bewerbungsmappe vor uns liegen, sondern gewinnen live den ersten Eindruck." Und der zähle immer noch, meinte auch Michael Ozminski von der Firma Schenker. Zusammen mit Kollegin Yvonne Leschik suchte er Nachwuchs im Bereich Kaufmann für Spedition und Logistikleistung. "2013 haben wir 20 Blitz-Gespräche geführt, davon zehn Bewerber eingeladen und zwei haben das Rennen gemacht. Eine super Quote."

Was man bei Schenker von ihm erwartet, erfuhr Tobias Tillmanns (17). Beispielsweise mathematische Grundkenntnisse wie etwa Dreisatz. "Kein Problem", sagte der Schüler, der Mathe allerdings nicht zu seinen Stärken zählt. Auch Englisch beherrscht er und traut sich zu, die Fachbegriffe im Speditionswesen schnell zu lernen. Aber noch ist er unentschieden, in welche Richtung er einen Ausbildungsplatz sucht. Fest steht nur, "Koch werde ich nicht". Insgesamt hatten die 90 Unternehmen 500 freie Ausbildungsplätze in 44 Berufen im Angebot — so viel wie noch nie. 2013 haben mehr als 700 Schüler sowie Studienabbrecher (gestern waren es mehr als 1000) knapp 80 Unternehmen 'gedatet'.

(RP)
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