Am 22. September wird ein neuer Bundestag gewählt. Für viele Jugendliche wird es das erste Mal sein, dass sie wählen dürfen. Aber wofür stehen die Parteien? Antworten darauf bekamen Schüler der Lore-Lorentz-Schule und des Walter-Eucken-Berufskollegs von den Düsseldorfer Bundestagskandidaten. In Podiumsdiskussionen stellten sich die Kandidaten der beiden Düsseldorfer Bundestagswahlkreise den Fragen. Zum Abschluss wurde jeweils gewählt — mit durchaus überraschenden Ergebnissen. Bei beiden Runden führten die Schüler die Regie: Sie hatten im Unterricht die Fragen der Themenkomplexe Politikverdrossenheit, Demografischer Wandel, Rassismus/Integration und Bildung vorbereitet, auch die Moderation lag in den Händen der Schüler (unterstützt von RP-Redakteurin Denisa Richters).

Besonders turbulent ging es bei der Diskussion im Wahlkreis 107 (Düsseldorfer Süden) zu. "Ich bin 19, gehe gerne shoppen, und abends gehe ich aus. Warum sollte ich wählen gehen?", fragte Lisanne Conradt, die mit Nermin Cosovic und Amal El Wahabi moderierte, provokant zum Einstieg. Nicht alle Antworten der Politiker gefielen den Schülern im Publikum. "Das ist keine Antwort" hielten sie als Schilder hoch. Auch sonst ließen sich die Schüler nicht mit Floskeln abspeisen, fragten nach und kritisierten.

Heiß diskutiert war das Thema Rassismus/Integration. Andreas Rimkus (SPD), FDP-Kandidat Gerhard Hansen, Uwe Warnecke (Grüne), Pirat Patrick Schiffer und Serdar Agit Boztemur (Kandidat für die Linke in Mettmann, kam als Vertretung für Sahra Wagenknecht), waren sich einig, dass die doppelte Staatsbürgerschaft eingeführt werden soll. Nur Sylvia Pantel (CDU) vertrat einen anderen Standpunkt: "Jeder sollte sich entscheiden, welche Staatsbürgerschaft er haben will." Auch die Debatte um die Finanzierung der Renten angesichts der steigenden Zahl von Senioren wurde kontrovers diskutiert.

Ähnlich hoch her ging es bei diesen beiden Themen beim Podium mit den Kandidaten des Wahlkreises 106 (Düsseldorfer Norden). Dort stellten sich Thomas Jarzombek (CDU), Philipp Tacer (SPD), Gisela Piltz (FDP), Mona Neubaur (Grüne), Lukas Hirtz (Linke Duisburg — in Vertretung für Helmut Born) und Frank Grenda (Piraten) den Fragen der Schülermoderatoren Marc Graven und Maurice Stiller. "Man muss privat vorsorgen, sonst lässt sich das nicht finanzieren", sagte Jarzombek zur Rentendebatte. So ehrlich müsse Politik sein. Ähnlich argumentierte Piltz. Neubaur warnte davor, "Horrorszenarien" zu entwickeln. Zur doppelten Staatsbürgerschaft verliefen die Fronten wie im Wahlkreis 106: Alle bis auf die CDU stimmten dafür.

Am Ende entschieden die Schüler per Kandidatenwahl. Im Wahlkreis 106 wurde Thomas Jarzombek (CDU) mit 40,9 Prozent Erster. Platz zwei ging an Mona Neubaur (Grüne) mit 27,3 Prozent, gefolgt von Philipp Tacer (SPD) mit 15,2 Prozent. Frank Grenda von den Piraten kam mit 10,6 Prozent auf Platz vier, gefolgt von Gisela Piltz (FDP) mit 6,1 Prozent. Schlusslicht war Lukas Hirtz von der Linken (ebenfalls nicht Kandidat in Düsseldorf) mit 1,5 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 72,8 Prozent. Im Wahlkreis 107 wurde der Mettmanner Linke Serdar Agit Boztemur mit 29,8 Prozent Erster, dicht gefolgt von Andreas Rimkus (SPD) mit 27 Prozent. Sylvia Pantel (CDU) erhielt 20,6 Prozent, Gerhard Hansen (FDP) 9,2 Prozent, Patrick Schiffer (Piraten) 7,1 Prozent und Uwe Warnecke (Grüne) 6,4 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 69,7 Prozent.