Düsseldorf Schülerin vor Bahn gestoßen: Angeklagte entschuldigt sich

Düsseldorf · Mit einem kräftigen Stoß vor eine Straßenbahn soll eine 32-jährige Frau im Herbst 2013 eine Schülerin (16) an einer Neusser Haltstelle schwer verletzt haben. Darüber sowie über eine Vielzahl von Ladendiebstählen der Tatverdächtigen verhandelt seit Montag das Landgericht.

Die Angeklagte, die als Jugendliche durch einen Unfall selbst ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten hatte, gilt jetzt als eingeschränkt schuldfähig. Das Opfer von 2013, das inzwischen 18 Jahre alt ist, tritt als Nebenkläger auf, fordert 8500 Euro Schmerzensgeld.

Seit Monaten in einer Psychiatrie-Klinik untergebracht, wollte die Angeklagte ihrem Lebenskummer nun vor Gericht unbedingt Luft machen. Mit tränenerstickter Stimme sprudelte es aus der 32-Jährigen nur so heraus: "Ich schäme mich sehr", sagte sie. "Ich kriege keine Stelle am Arbeitsmarkt, keiner nimmt mich mit meinen Schwächen. Wenn die Leute mich schief angucken, fühle ich mich in die Enge gedrängt, ich will anderen nichts Böses, aber das ist pure Verzweiflung und Armut."

Damit meinte sie wohl auch jene überbordende Aggression, durch die sie nicht nur bei dem Vorfall an der Bahnhaltestelle aufgefallen war, sondern auch bei etlichen Ladendiebstählen. Sobald sie nämlich am Düsseldorfer Hauptbahnhof oder in Neuss erwischt wurde, soll die stämmige Frau gegen Detektive vielfach Gewalt eingesetzt haben, um zu entkommen. Details dazu "weiß ich nicht mehr", winkte sie ab - und das galt auch für den schrecklichen Sturz der Schülerin vor eine Straßenbahn.

Gegen drei Uhr nachmittags war die damals 16-Jährige mit Freundinnen unterwegs, knabberte an einem Toast, als sie von der bis dahin wildfremden Angeklagten plötzlich beleidigt worden sei. Nach einem immer heftigeren Disput am Bahnsteig soll die Angeklagte die Schülerin dann geohrfeigt und das Mädchen, das mit dem Rücken zu der einfahrenden Bahn stand, wuchtig auf die Gleise geschubst haben. Die Schülerin geriet mit einem Fuß zwischen Zug und Bahnsteig, musste lange aushalten, bis die Feuerwehr die Bahn anhob, die Verletzte befreite. Die 18-Jährige erlitt damals Brüche an Sprunggelenk und Knöchel, muss bis heute behandelt werden. Während das Opfer das schilderte, sprach die Angeklagte unvermittelt dazwischen: "Es tut mir unendlich leid", ließ sie ihr Opfer nun wissen. Der Prozess ist bis Ende Februar terminiert.

(wuk)
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