Düsseldorf Schützen wehren sich gegen Linkspartei

Düsseldorf · Nach der Kritik der Linkspartei, Schützen seien gegen Integration, Homosexuelle und Frauen, sprechen jetzt die Traditionalisten. Die Partei solle zunächst ihre DDR-Vergangenheit aufarbeiten, bevor sie solche Kritik übe.

 Die Schützen (v.l.): Marc Klement, Britta Damm und Darko Milic.

Die Schützen (v.l.): Marc Klement, Britta Damm und Darko Milic.

Foto: Schaller,Bernd (bs)

Die Schützen in Düsseldorf fühlen sich verunglimpft. Die Kritik von der Partei Die Linke empfinden sie als klischeebeladen und ungerecht. Bei einem Gespräch mit der Rheinischen Post machen eine Frau, ein Schütze mit Migrationshintergrund und ein schwuler Schütze ihrem Ärger Luft. "Ich habe mich niemals diskriminiert gefühlt, im Gegenteil. Ein Freund hat mich vor 25 Jahren zu den Bilker Schützen gebracht. Seitdem sind sie meine Heimat", sagt Darko Milic, Kroate und Stabsoffizier bei den Schützen.

Nicht anders urteilt Marc Klement. "Ich bin von Kindesbeinen an durch meine Familie bei den Schützen. Und wenn es Anfeindungen gab, weil ich schwul bin, wurde ich von meinen Schützenfreunden stets verteidigt", sagt Klement, Auch den Vorwurf, Frauen zählten bei den Düsseldorfer Schützen wenig, wollen diese nicht gelten lassen. "Ich bin ja wohl das beste Gegenbeispiel", sagt Britta Damm, Chefin der Interessengemeinschaft Düsseldorfer Schützenvereine und damit Oberhaupt aller 15 000 Düsseldorfer Schützen.

Der Ärger über die Linkspartei ist groß. "Die SED-Nachfolge-Partei soll sich erst einmal von ihrer eigenen Vergangenheit, Schießbefehl, Bautzen und Mauerbau distanzieren", sagt Damms Stellvertreter Hans-Dieter Caspers und erntet Zustimmung seiner Kameraden. "Im Osten, da sind die Linken eine ernstzunehmende Volkspartei. Hier in Düsseldorf sind das nur Politclowns", so Caspers.

Ausgelöst worden ist der Streit im Zusammenhang mit einem 400-Euro-Zuschuss für eine Bühnendekoration für die Oberbilker Schützen. Linken-Politiker hatten sich dagegen ausgesprochen und gesagt, Migranten und Homosexuelle und "alles, was nicht typisch deutsch ist", habe bei den Schützen kaum Aussicht auf Integration. Frauen würden lernen, nur Begleitung sein zu können, Männer, dass Alkohol, Marschieren und "Ballern" Männern vorbehalten sei. Die Auseinandersetzung hat eine Debatte in den sozialen Netzwerken ausgelöst. Auf RP Online gab es zahlreiche kritische Kommentare, viele Schützen teilten den RP-Artikel.

Grundsätzlich werden die Mitglieder aller Parteien der Bezirksvertretungen zum Schützenfest eingeladen. Der Vertreter der Linkspartei wurde nun wieder ausgeladen. "Wenn es nur um den Zuschuss ginge, hätte eine einfache Ablehnung gereicht. Diese Anfeindungen sind unfair", sagt Damm. Auch der Vorwurf der Ballerei sei unhaltbar. "In unseren Reihen sind Sportschützen, die an WM und Olympia teilgenommen haben", verteidigt Schützenchefin Britta Damm.

Bei den Oberbilker Schützen ist das Unverständnis besonders groß, denn im Stadtteil leben schon lange viele Ausländer - und machen auch bei den Schützen mit. Ob Italiener, Engländer, Griechen, Angehörige aus Balkan-Staaten: "Wer dabei sein will, ist dabei", sagt Torsten Petersen, "wir führen darüber keine Listen." Auch gebe es eine eigene Frauenkompanie und drei weitere Kompanien, in denen Frauen vertreten seien. Bei den Jungschützen machten bei Veranstaltungen immer wieder Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund mit, darunter viele junge Marokkaner und Türken.

(RP)
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