Düsseldorf Schulagentin mit Hammer und Hobel

Düsseldorf · Constanze Wilbert ist Schreinerin. An der katholischen Grundschule Derendorf führt sie als Mint-Agentin die Jungen und Mädchen an technische Themen heran.

 Mint-Agentin Constanze Wilbert erklärt Julius (l., 8 Jahre) und Philipp (8 Jahre) wie man mit Hammer und Nagel umgeht.

Mint-Agentin Constanze Wilbert erklärt Julius (l., 8 Jahre) und Philipp (8 Jahre) wie man mit Hammer und Nagel umgeht.

Foto: Anne Orthen

Constanze Wilbert baut gerne Bäume. Dazu braucht sie Holz, Nägel, Pappe, Leim und fleißige Helfer. Und die hat sie. Zehn Schüler der katholischen Grundschule (KGS) an der Essener Straße in Derendorf nehmen jeden Dienstag an der AG "Kreatives Holzhandwerk" teil. In der Gruppe sind fünf Mädchen und fünf Jungen. Die achtjährige Irini ist gerne dabei und sagt: "Ich kenne viele andere, die hier waren und dann wollte ich das auch machen. Es gefällt mir sehr gut." Ihr Mitschüler Philipp stimmt zu: "Werken macht mir Spaß. Ich bin stolz, wenn ich etwas fertig gebaut habe und es mit nach Hause nehmen kann."

Wilbert weiß, was ein Handwerk ist. Sie ist Schreinerin und in mehreren Schulen als sogenannte Mint-Agentin unterwegs. Mint steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Und Agentin bedeutet, dass die Düsseldorferin in Klassenzimmern Schüler für Technisches und Handwerkliches begeistern soll. Zu dem "Mint und Handwerk"-Casting, das 2016 Jahr die Stiftung "Pro Ausbildung" und die Stadt durchführten, kam sie zufällig. Sie schickte ihre Unterlagen an das Kulturamt, und das Amt leitete ihre Bewerbung weiter. So wurde sie Mint-Agentin und bewarb sich bei der KGS Essener Straße.

Das freut Schulleiterin Natascha Dörner. "Die Arbeitsgemeinschaft ist bei den Kindern unheimlich beliebt. Sie sind sehr stolz, wenn sie ein fertiges Bauwerk mit nach Hause nehmen dürfen.", sagt sie. Ungeduldig seien die Kinder aber immer, sagt Constanze Wilbert. Wenn sie dann Erfolge feiern, sei das Selbstbewusstsein umso größer. Die KGS an der Essener Straße ist eine freiwillige Ganztagsschule. Das Angebot geht bis 16.30 Uhr; die Kinder essen zusammen und besuchen AGs. Eine AG zu besuchen, ist Pflicht. Dörner wünscht sich zukünftig noch einen Mint-Agenten an der Schule - einen, der Experimente anbietet und Schüler zum Mitmachen animiert.

"Mint-Agenten sprechen die Vorstellungs- und Erfahrungswelten der Kinder an, beteiligen sie und ermutigen sie, intuitiv eigene Ideen und Themen einzubringen und zu verfolgen", sagt Christoph Sochart, der bei der Stiftung "Pro Ausbildung" das Projekt betreut. Die Engagierten böten einfache und niederschwellige Angebote aus den Bereichen Luft, Wasser, Strom, Magnete, Kraft, Reibung, Hebel und Handwerk an. Praktisches Handeln direkt und ohne Umwege in die Schulen hineinzutragen", meint Sochart. Gerade in den Grund- und Förderschulen würden Weichen gestellt, außerdem erreiche man dort Kinder aller Bevölkerungsschichten. Daher sei das Wecken von technisch-naturwissenschaftlichen und handwerklichen Interesses hier besonders wichtig.

Derweil werkelt Philipp weiter vor sich hin. Wie die anderen Kinder arbeitet er konzentriert und möchte keine Fehler machen. Wenn ihnen eine Aufgabe zu schwer erscheint, protestieren die Schüler auch schon mal. "Das ist total schwer! Conny, hilfst Du mir?", rufen sie, als sie einen Ast an einer Spanplatte anschrauben sollen. Mit Conny meinen sie Constanze Wilbert. Die hört den Ruf und packt, ohne zu zögern, mit an.

(RP)
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