Verkehrsprobleme in Düsseldorf Schulen sagen Eltern-Taxis den Kampf an

Düsseldorf · Sie parken Fahrbahnen und Radwege zu, gefährden sich und andere: Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen und dabei keine Regeln beachten. Polizei, Lehrer und Verkehrserzieher in Düsseldorf setzen auf Aufklärung.

 Nachmittägliches Chaos auf der Jülicher Straße am Leibniz-Montessori-Gymnasium: Eltern bringen Schüler oder holen sie ab. "Muss das bei Zwölf- bis 15-Jährigen so sein?", fragt ein Anwohner.

Nachmittägliches Chaos auf der Jülicher Straße am Leibniz-Montessori-Gymnasium: Eltern bringen Schüler oder holen sie ab. "Muss das bei Zwölf- bis 15-Jährigen so sein?", fragt ein Anwohner.

Foto: pfw

Jeden Nachmittag gegen 15.30 Uhr wiederholt sich auf der Jülicher Straße in Pempelfort ein besonderes Schauspiel. Vor der Torausfahrt am Hinterausgang des Leibniz-Montessori-Gymnasiums reiht sich Karosse an Karosse. Bis zu 15 Autos haben Passanten schon gezählt, deren Fahrer mit laufendem Motor auf den Nachwuchs warten. Staus, hupende Autofahrer und fluchende Radler, die nicht weiterkommen, sorgen für Chaos. "Die ,Kinder', die gebracht werden, schätze ich auf zwölf bis 15 Jahre. Muss das sein?", fragt ein Anwohner.

Schulleiter Niels Lorenz kennt das Problem. "Am Nachmittag werden Jungen und Mädchen zum muttersprachlichen Unterricht gebracht, die an anderen Schulen unterrichtet werden. Die werden gefahren, weil die Zeit für den Standort-Wechsel knapp bemessen ist, vor allem, wenn die Schüler noch mittagessen sollen." Gut findet Lorenz das trotzdem nicht. "Familien sollten den Nachmittag so strukturieren, dass die Zeit für öffentliche Verkehrsmittel bleibt", sagt er.

Lieber ein paar Meter zu Fuß gehen

Damit beschreibt er den Kern dessen, was Polizei, Verkehrserzieher und Pädagogen erreichen wollen. Kinder sollen zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule kommen, lautet die Devise. Besonders an Grundschulen bricht regelmäßig Chaos aus, weil innerhalb von wenigen Minuten Dutzende Eltern vorfahren. Um gegenzusteuern, hat Manuela Haverkamp, Leiterin der Mörsenbroicher Max-Halbe-Grundschule ein sogenanntes "Walking Bus System" organisiert. Dabei treffen sich Kinder an verschiedenen Stellen des Schulweges, um ihn gemeinsam zu gehen. Erst mit Begleitung der Eltern, später auch alleine.

"Allerdings haben wir Schüler, die wohnen dreieinhalb Kilometer weit weg. Die Mutter bringt sie auf dem Weg zur Arbeit vorbei und das wird sicher so bleiben", sagt Haverkamp. Trotzdem setzt sie auf Lernfähigkeit. "Ich empfehle Eltern in solchen Fällen, das Kind nicht vor dem Schultor, sondern an der Bushalte-Stelle am Mörsenbroicher Weg abzusetzen. Die restlichen Meter kann es zu Fuß gehen."

Tornister wiegt acht Kilo

Dass es gute Gründe fürs Eltern-Taxi geben kann, führt dagegen Berit Zalbertus an. Mehrmals in der Woche bringt die Carlstädterin ihre 13-jährige Tochter zu einer weiterführenden Schule in den Stadtnorden. "Für mich ist das auch ,quality time', also eine Zeitspanne, in der wir beide ohne Ablenkung mal 20 Minuten miteinander reden können." Ein weiteres Argument der Mutter ist der acht Kilogramm schwere Tornister. "Meine Tochter freut sich über jeden Tag, an dem sie das Ungestüm nicht durch die halbe Stadt schleppen muss."

"Das Problem bereitet uns Kopfzerbrechen. Oft kommen Eltern auf den letzten Drücker, fahren zu schnell, behindern sich im Zweifel gegenseitig und erhöhen das Unfall-Risiko", sagt Holger Odenthal, kommissarischer Leiter des Amtes für Verkehrsmanagement. Eine von vielen Lösungen seien Zonen in Schulnähe mit eingeschränktem Halteverbot von 8 bis 9 Uhr, in anderen Kommunen auch "Kiss and Drop"-Zonen genannt. An Standorten wie der Flur- und der Florensstraße setze die Stadt dagegen auf ein absolutes Halteverbot.

"Wir betreiben aktive Schulwegsicherung, an neuralgischen Punkten wie der Schule an der Fleher Straße ist ein Bezirksdienstbeamter täglich vor Ort", sagt Polizeisprecherin Susanna Heusgen. Wer Straßen zuparke und dabei andere gefährde, müsse mit einem Verwarngeld rechnen.

(jj)
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