Düsseldorf Schulhoff-Töchter auf des Vaters Spuren

Düsseldorf · Die Töchter des verstorbenen Handwerkskammer-Präsidenten ordnen derzeit dessen Nachlass. Sie sind in die Führung des Familienbetriebes eingetreten, planen ein Archiv und fördern wie er junge Künstler.

 Tanja Schulhoff-Mosiek (l.) und Esther Schulhoff-Wilmes beim In-Treff im Böhler-Kesselhaus. Wie der Vater wollen sie in der Stadt präsent sein.

Tanja Schulhoff-Mosiek (l.) und Esther Schulhoff-Wilmes beim In-Treff im Böhler-Kesselhaus. Wie der Vater wollen sie in der Stadt präsent sein.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Der helle Besprechungsraum ragt mit drei verglasten Wänden in den Hinterhof eines Gebäudes unweit der Corneliusstraße. Alle Möbel sind zweckmäßig, es gibt keinen Luxus - aber drei Besonderheiten: In der Ecke fällt die bedrohlich wirkende Rüstung eines Samurais auf, links von der Tür stehen drei einzelne, rechte Schuhe - Modelle für Sicherheitsschuhe. Und auf dem langen Besprechungstisch, gegenüber der Eingangstür, ist ein DIN-A4-großes Porträtfoto mit Trauerflor an der rechten oberen Ecke des Rahmens unübersehbar. Das Bild zeigt Wolfgang Schulhoff, den im Februar im Alter von 74 Jahren verstorbenen Präsidenten der Handwerkskammer, langjährigen CDU-Vorsitzenden Düsseldorfs, Bundestagsabgeordneten und Inhaber des Unternehmens, zu dem dieser Raum gehört. Nicht nur aufgrund des Bildes ist er noch sehr präsent in der Firma Schulhoff-Haustechnik, viele Jahre hat er sie geprägt, nachdem er sie vom Vater, Georg Schulhoff, übernommen hatte.

Heute sind seine beiden Töchter am Ruder: Tanja Schulhoff-Mosiek (44) und Esther Schulhoff-Wilmes (48) teilen sich die Verantwortung. Weil sie nicht vom Fach sind - die Jüngere ist Juristin, die Ältere Kunsthistorikerin - vertrauen sie in der Führungs-Crew der Firma mit 40 Mitarbeitern auf Geschäftsführer Ralf Herzele und den Prokuristen Frank Scholkmann. Die Männer sind vom Fach und seit vielen Jahren dabei. Vorausschauend wurde die neue Führungsstruktur mit dem schwer Erkrankten vor seinem Tod geregelt. Schulhoff gehört Schulhoff - so steht es in der Firmenbroschüre. Und diesem Grundsatz wollte und will man weiter folgen.

Aber die beiden Frauen sehen sich auch in der Pflicht, das Andenken an den Vater abseits des Unternehmens zu pflegen und seinen politischen, kulturellen und sozialen Nachlass zu sichten und womöglich nutzbar zu machen. Sich damit zu beschäftigen, die Korrespondenz, Akten, Notizen und andere Hinterlassenschaften anzuschauen, zu sortieren und einzuordnen, wurde für die beiden ein Eintauchen in die Geschichte der Familie. Denn vor Wolfgang Schulhoff war es dessen Vater Georg (gestorben 1990), der seinerzeit - ebenfalls als Präsident der Handwerkskammer und Abgeordneter der CDU im Bundestag - Zeichen setzte in der Politik und der Wirtschaft.

Die Wohnung, in der der Großvater und die Großmutter zeitlebens wohnten und die unmittelbar neben der Firma liegt, ist seit dem Tod der Großmutter vor zehn Jahren unberührt, erst jetzt haben die zwei Frauen begonnen, sich nach und nach Überblick zu verschaffen. Ihnen wurde klar, was Schulhoff senior unter den Nazis erlebte (seine Mutter war Jüdin), wie sein Leben und das seiner Familie bedroht war. Davon hatte ihnen der eigene Vater zwar erzählt, aber durch die gefundenen Aufzeichnungen wurde das Ganze plötzlich sehr konkret. Nun denken sie darüber nach, in der Wohnung ein Archiv einzurichten. "Wir haben noch längst nicht alles gesehen und wissen nicht, was wir noch finden", sagen die Schwestern.

Reaktionen zum Tod Wolfgang Schulhoffs
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Foto: RP

Aus Erzählungen des Vaters wissen sie, dass es im Sommer 1945 ein Gespräch in dieser Wohnung gegeben hat, bei dem ihr Großvater unter anderem mit dem späteren NRW-Ministerpräsidenten und Oberbürgermeister Karl Arnold erste Anfänge eines neuen Düsseldorfer Rates besprach und auf den Weg brachte.

Auf jeden Fall wollen sie auf Sicht auch ein würdiges Gedenken an ihren Vater schaffen - sei es einen nach ihm benannten Preis, vielleicht eine Stiftung. Alles ist noch in den Anfängen, aber vieles ist möglich, sagen sie. Sein Engagement für die Kunst führen sie ohnehin schon weiter: Sie haben sechs Künstlern gratis eine Halle als Atelier überlassen. Schulhoff selbst war mit viel Leidenschaft engagiert auf der Museumsinsel Hombroich - was man nicht zuletzt an einigen Skulpturen des auf Hombroich lebenden und arbeitenden Künstlers (und Beuys-Schülers) Anatol sieht, die in den Firmenräumen stehen.

Die Handwerkskammer wird am 14. Dezember im Rahmen einer Feier ein traditionell gemaltes Porträt Wolfgang Schulhoffs präsentieren. Er wäre an dem Tag 75 geworden.

(RP)
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