Düsseldorf Schulwechsel: Kritik an Elternbefragung

Düsseldorf · Gleich nach Ende der Osterferien sollen Eltern von Zweit- und Drittklässlern Fragen zur gewünschten Schulform, zum Ganztagsbedarf und zum Schulsystem beantworten. CDU und Elternvertreter kritisieren Verfahren und Inhalte.

Eigentlich soll sie mehr Klarheit bringen, den Schulplanern bei ihren Entscheidungen helfen, doch erst einmal sorgt sie bei einigen, die sich auskennen, für Stirnrunzeln und Kritik: die Befragung von Eltern, deren Kinder zurzeit in die zweite und dritte Klasse gehen. Die sollen sich dazu äußern, was sie sich nach Ende der Grundschule für ihren Nachwuchs wünschen. "Ich hoffe, dass wir danach noch besser einschätzen können, ob wir mit unseren schulorganisatorischen Maßnahmen auf dem richtigen Weg sind", sagt der Vorsitzende des Schulausschusses, Wolfgang Scheffler (Grüne). Die Auswertung könne Hinweise geben, wie viele zusätzliche Plätze tatsächlich an Gymnasien und Gesamtschulen gebraucht würden oder belegen, dass es für eine kleinere Zahl an Hauptschulen doch einen langfristen Bedarf gebe.

Gefragt wird nach den Wünschen der Eltern: Welche Empfehlung sie am Ende der Grundschulzeit für ihr Kind erwarten, an welcher Schulform sie ihr Kind anmelden wollen, für welches Ganztagsangebot sie sich entscheiden würden und wie man eigentlich fürs Kind die besten Chancen erreicht.

Nicht dass man Eltern fragt, wohl aber, wie man sie fragt, erregt die Gemüter. So bietet die Stadt bei Frage 7 ("Wie erreicht man Ihrer Meinung nach in Schulen die besten Chancen für alle Kinder?") zwei Antwort-Möglichkeiten zum Ankreuzen an. Hinter dem ersten Kästchen steht: Wenn Kinder nach der Grundschule auf verschiedene Schulformen aufgeteilt werden, darunter folgt: "Wenn die Kinder länger gemeinsam in Gesamt- und Sekundarschulen lernen." "Maßlos aufgeregt" hat sich darüber Berit Zalbertus, Vorsitzende der Elternschaft Düsseldorfer Schulen (EDS). "Eine solche Befragung ist nicht der Ort, um über die Schulpolitik des Landes abzustimmen." "Eine absolute Frechheit", nennt Pavle Madzirov, schulpolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion, diese Frage. Überhaupt bezweifelt er die Aussagekraft des Projekts. "In Klasse 2 gibt es nicht einmal Noten, wie sollen Eltern da die Frage beantworten, mit welcher Schulempfehlung sie in zwei Jahren rechnen."

In ihrer Kritik gehen der Politiker und die Sprecherin der Schulpflegschaften aber noch weiter. "Wir sind de facto nicht beteiligt worden", sagt Madzirov. "Wir werden sonst in vieles mit einbezogen, hier war es aber nicht so, zwei Tage bevor der Katalog bekannt gemacht wurde, haben wir davon erfahren, ein bisschen befremdlich war das", meint Zalbertus. Die Mutter einer Fünftklässlerin kritisiert zudem die Sprache. So hätten Menschen, deren Muttersprache nicht deutsch sei und denen sie den Bogen gezeigt habe, sie um Mithilfe gebeten. Vor allem die beigefügten Erläuterungen hätten es in sich. Damit spielt Zalbertus auf Sätze an, wie sie sich beispielsweise unter der Schulform Realschule wiederfinden. Dort steht: "Mit dem mittleren Schulabschluss wird nach Maßgabe der Ausbildungs- und Prüfungsordnung die Berechtigung zum Besuch der Einführungsphase, für Schülerinnen / Schüler mit besonders guten Leistungen auch zum Besuch der Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe erteilt."

Schuldezernent Burkhard Hintzsche hält die Befragung dagegen für gut. Die Ergebnisse trügen dazu bei, "die Planungen an der Lebenssituation und den Interessen der Kinder und Eltern auszurichten." Außerdem habe die Stadt, den Fragebogen in Albanisch, Arabisch, Englisch, Spanisch und Türkisch übersetzen lassen.

(jj)
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