Ehrenhof in Düsseldorf Schweizer feiern Volksfest im Museum
Düsseldorf · Raclette und Weißwein, Alphörner und Tingeleys Kunst-Maschinen bei freiem Eintritt: Im Ehrenhof flatterte am Montag anlässlich des Nationalfeiertags die Schweizer Flagge.
Johanna ist erst fünf Monate alt, sieht mit den großen Kopfhörern aber aus wie ein erfahrener DJ. "Wir waren gerade im Nebenraum, da war es mit den Maschinen doch etwas laut", erklärt Steffen Welsch, ihr Papa. Jetzt steht die Familie vor "Meta-Maxi-Maxi-Utopia" des Schweizer Metallplastikers Jean Tinguely. Die große Skulptur ist begehbar, bewegt sich, quietscht und ächzt dabei, ist gespickt mit wunderlichen Dingen. Einem umgedrehten Urinal. Einem Gartenzwerg über einem Wassereimer, in den Besucher schon Münzen geworfen haben. Im Raum davor eher Nachdenkliches beim "Mengele-Totentanz": Schädel auf Fließbändern und Maschinen, die riesige Schatten an die Wände werfen. Ernst und Heiterkeit liegen nah beisammen.
Steffen Welsch ist mit Johanna und seiner Frau Claudia extra aus Bonn angereist. Sie ist Schweizerin - und hat wie Tausende andere Schweizer in NRW eine Einladung von ihrem zuständigen Generalkonsul Markus Meli bekommen. Der 1. August ist in ihrem Land Nationalfeiertag, und das wird im Düsseldorfer Ehrenhof gefeiert: Beat Wismer, Chef des Museums Kunstpalast und ebenfalls Schweizer, öffnet sein Haus bei freiem Eintritt. Draußen herrscht Volksfeststimmung mit Käsegeruch, die Schlange vor dem Stand mit Raclette und Weißwein ist lang. Schon zwei Stunden nach der Eröffnung zählt das Museum mehr als tausend Besucher. Das Trio Alpcologne mischt Alphornklang und Gesang. Renata Fox-Schumacher und ihr Mann Hans sitzen am Rand des Brunnens in der Sonne und lassen sich mit der Schweizer Flagge fotografieren, die über dem Ehrenhof weht: "Das schicken wir unseren Schweizer Freunden."Danach geht's rein in die Ausstellung. "Wir kennen Tinguely aus Basel", sagen die beiden - und sind mit dieser Erfahrung nicht allein.
Angelika Pick, Leiterin des Lore-Lorentz-Berufskollegs, sieht die Werke des Künstlers zum ersten Mal. "Faszinierend", so ihr Fazit nach dem Rundgang. Dieter Bröcker und seine Frau Ingeborg Neuner sind weniger begeistert: "Handwerklich zolle ich ihm vollsten Respekt", sagt Bröcker. Aber mit der Kunst könnten sie nicht viel anfangen. Dann doch lieber italienische Klassiker. Alexandra Brinke ist mit ihren drei Kindern da, mit einer Art geführtem Quizspiel des Museums erkunden sie die Schau: "Das ist interaktiv, die Kinder kommen zur Ruhe, lernen etwas - toll!"
Generalkonsul Meli, der seinen Sitz in Frankfurt hat, seit der Standort Düsseldorf geschlossen worden ist, aber nach wie vor für NRW zuständig ist, hat ein Modell der Tunnelbohrmaschine der Firma Herrenknecht aufbauen lassen. Damit wurde der 57,1 Kilometer lange Gotthardtunnel gebohrt. "Ich fand die Mischung aus der sinnlosen Bewegung Tinguelys und der sinnvollen Bewegung der Monsterbohrmaschine reizvoll", sagt er. Am Abend lädt er zum Empfang mit rund 400 Gästen. Die Schweiz ist präsent: Mit Olaf Breuning stellt in direkter Nachbarschaft im NRW-Forum ein weiterer Schweizer Künstler aus.