Düsseldorf Seifenkistenbauer auf großer Testfahrt

Düsseldorf · In vielen Werkstätten tüfteln Hobbybauer zurzeit für das Rennen am 4. Mai. Ein Team machte gestern bereits eine Probefahrt.

 Probefahrt für Werner Krüger (Fahrer), seine Kollegen Raphael Roden (v.l.), Jan Waning und Alexander Barths geben ihm "Starthilfe".

Probefahrt für Werner Krüger (Fahrer), seine Kollegen Raphael Roden (v.l.), Jan Waning und Alexander Barths geben ihm "Starthilfe".

Foto: Andreas Bretz

Für diesen Kindheitstraum zwängt man sich mit einem Lächeln in eine Holzkiste, in der kaum Platz ist, um sich zu bewegen. Und auch der Holzboden scheint weicher, als er es eigentlich ist. "Es ist sehr gemütlich hier drin", sagt Werner Krüger, und schon schieben ihn seine drei Kollegen mit aller Kraft an und Krüger rattert in seiner mit Kunstrasen überzogenen Seifenkiste die Straße entlang.

Krüger und sein Team sind mit ihrer selbstgebauten Seifenkiste schon so gut wie startklar für das Seifenkistenrennen am 4. Mai. Selbst das Maskottchen — eine Quietsche-Ente — ist angebracht, aber einen Schönheitsfehler hat die Seifenkiste noch. Der dekorative Kunstrasen muss abgetragen und neu, dieses mal präzise angebracht werden, denn die Auszubildenden der Stadtwerke wollen beim Wettrennen nicht mit Tempo, sondern mit Aussehen punkten.

Seit vergangenem Dienstag tüfteln die Auszubildenden in der Werkstatt der Stadtwerke am Höher Weg an ihrer Seifenkiste. Die Bedienungsanleitung für den Bau des nostalgischen Fahrzeugs umzusetzen, sei an sich gar nicht so schwierig gewesen, sagt Krüger, der eine Ausbildung in der Elektrotechnik mit dem Schwerpunkt Betriebstechnik macht. Lediglich an der Lenkung habe man im Team etwas tüfteln müssen, denn die Achse und die Lenkvorrichtung, die über zwei Seile erfolgt, gerade zu halten, sei gar nicht so einfach.

Mehr als 45 Teams haben sich bereits für das Rennspektakel zwischen Landtag und Rheinuferpromenade angemeldet, bei dem Spitzengeschwindigkeiten bis zu 35 Stundenkilometer erwartet werden, sagt Simon Höhner von der Verkehrswacht Düsseldorf. Neben dem Abenteuer, eine Seifenkiste zu bauen und damit am Rhein entlang zu brettern, stehe aber auch noch ein anderer Gedanke, sagt Höhner: Beim Tüfteln an Fahrgestell, Karosserie und Ausstattung, so hofft er, werden sich die Düsseldorfer auch mit Fahreigenschaften, Verkehrssicherheit und vielleicht sogar mit dem Thema erneuerbare Energien beschäftigen und das Gelernte auf den Alltag übertragen.

Wer beim Rennen am 4. Mai starten will, erklärt sich bereit, die Bauvorschriften des "Deutschen Seifenkisten-Derbys" einzuhalten, die 43 Seiten lang sind. Nur technisch voll funktionsfähige Fahrzeuge werden zugelassen, sagt Höhner. Bei der technischen Abnahme werden die Fahrzeuge dafür durch Experten überprüft. Pflicht für alle Fahrer ist auch das Tragen eines Schutzhelms.

Werner Krüger hat die Rennstrecke zwischen Landtag und Rheinufer bereits mit dem Fahrrad erkundet und hofft jetzt vor allem, dass sie am 4. Mai frei sein wird. Denn schon ein paar Steine könnten die Lenkung erschweren, hat der 19-Jährige bei der Probefahrt auf dem Gelände der Stadtwerke festgestellt.

Es sei noch nicht zu spät, mit den Arbeiten für eine Seifenkiste anzufangen, ist sich der Düsseldorfer Auszubildende sicher. Drei bis vier Arbeitstage sollte man allerdings einplanen und sich dabei vor allem strikt an die Bauvorschriften halten, meint sein Team. Denn schon kleine Abweichungen könnten die technische Funktionsfähigkeit und auch Sicherheit der Seifenkiste beeinträchtigen.

Wer nicht die Zeit oder das handwerkliche Geschick hat, eine Seifenkiste zu bauen, kann am Rennen aber trotzdem teilnehmen: Denn die Verkehrswacht Düsseldorf stellt jedem Teilnehmer auf Wunsch auch ein Fahrzeug bereit (auf dem Anmeldeformular im Internet kann man angeben, dass man ein Fahrzeug für das Rennen braucht). Doch die Teilnehmer müssten sich zum pfleglichen Umgang der Seifenkiste verpflichten, sagt Simon Höhner. Denn das Düsseldorfer Seifenkistenrennen solle gerade nicht so enden wie das eines bekannten Energydrink-Herstellers, bei dem die Wagen bereits kurz nach Start zu Bruch gingen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort