Düsseldorf Serienbankräuber verrät alle Geldverstecke

Düsseldorf · Der selbst ernannte König der Bankräuber und einstige Chef der Düsseldorfer "MP-Bande" hat der Polizei seine Beute- und Waffendepots verraten. Jan Zocha (46) sitzt in Haft, seine anschließende Sicherheitsverwahrung ist angeordnet.

 Jan Zocha beim Raubüberfall auf die Stadtsparkasse an der Berliner Allee.

Jan Zocha beim Raubüberfall auf die Stadtsparkasse an der Berliner Allee.

Foto: Polizei Düsseldorf

Mit großer Kooperationsbereitschaft will der inhaftierte Bankräuber Jan Zocha für sich jetzt offenbar neue Perspektiven schaffen. Nach RP-Informationen hat der Straftäter der Polizei drei seiner Geheimdepots verraten, in denen er Waffen und Teile des Beutegeldes aus früheren Raubzügen versteckt hat. Wie aus Ermittlerkreisen bestätigt wurde, konnten zwei Depots inzwischen ausgehoben werden.

Zocha hat als hochgefährlicher Verbrecher kriminelle Karriere gemacht, zeitweilig stand er auf Platz eins der bundesweit am meisten gesuchten Verbrecher. Der Mann, dem bundesweit 40 versuchte oder gelungene Banküberfälle angelastet werden, tut mit seinen inzwischen 46 Jahren nun alles, um seine Haftsituation während der langjährigen Sicherungsverwahrung zu verbessern.

Hochintelligenter Räuber

Wer ist Jan Zocha? Ein Familiendrama in der Kindheit stellte die Weichen früh auf eine schwierige, dann kriminelle Laufbahn des hochintelligenten Zocha (siehe Chronik). Als Heranwachsender zog er mit Maschinenpistolen und einer Gruppe Gleichaltriger — der so genannten Düsseldorfer MP-Bande — zu einer Serie von 15 Banküberfällen in 18 Monaten los, für die er 1989 zu neuneinhalb Jahren Jugendhaft verurteilt wurde.

Als er geschnappt wurde, hätte das beinahe einen Staatsanwalt zu Fall gebracht. Der Ermittler nämlich hatte damals einen der beschlagnahmten Fluchtwagen der MP-Bande flugs an die Verteidigerin von Jan Zocha herausgegeben. Erst später wurde bekannt: Der Staatsanwalt und die Anwältin waren privat eng befreundet.

Bekannt wurde Zocha im ganzen Land durch seine Verkleidungen. Betrat er eine Bankfiliale zum Raubzug, trug er Pepita-Hütchen oder Käppis, falsche Bärte oder Brillen. Er überließ wenig dem Zufall, hatte seine Fluchtwege sorgsam ausgeklügelt.

Zochas Haftstrafe verlängerte sich um ein Jahr, weil er 1990 einen Strafvollzugsbeamten niedergeschlagen hatte. Zwar wurde er vorzeitig entlassen, dennoch kehrte er bald wegen neuer Verbrechen hinter Gitter zurück. Er nutzte dann 2002 einen Hafturlaub zur Flucht — und setzte seine Räuber-Karriere als Solo-Täter fort.

Beinahe-Ausbruch

Erst nach zwanzig weiteren Überfällen konnte er 2003 erneut gefasst werden, brach jedoch ein Jahr später beinahe mittels Diamantfeilen aus der Zelle des Justizvollzugskrankenhauses im sauerländischen Fröndenberg aus — er wurde in letzter Sekunde an der Gefängnismauer gestoppt. Als er 2005 wegen der jüngsten Bankraub-Serie unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen zu weiteren zwölf Jahren Haft plus langjähriger Sicherungsverwahrung verurteilt wurde, versuchte er erneut einen Ausbruch, diesmal mit selbst gebastelten Bomben. Doch einer der Zündsätze detonierte so dicht neben ihm, dass er sich schwer verletzte. Wegen Lähmungserscheinungen musste Zocha später am Kopf operiert werden, bekam weitere vier Jahre Haft, weil er erneut Vollzugsbeamte schwer verletzt hatte.

Gesundheitlich schwer angeschlagen und ohne Perspektive auf baldige Freilassung, will der einstige "König der Bankräuber" jetzt plötzlich mit den Behörden zusammenarbeiten. Eine Kehrtwende. Als Beleg für seine Kooperationsbereitschaft gab er die Lage seiner Geheimdepots preis. Zocha macht also augenscheinlich reinen Tisch, will angeblich einen Schlussstrich ziehen unter seine kriminelle Vergangenheit — und hofft offenbar so, die Umstände der anstehenden Sicherungsverwahrung zu verbessern.

Seinen Angaben folgend haben Ermittler zwei der von ihm genannten Depots tatsächlich entdeckt. Das dritte Versteck für Waffen und Geld, das Zocha als sein "Hauptdepot" bezeichnet haben soll, konnte die Polizei bisher allerdings noch nicht ausfindig machen.

(RP)
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