Serie Sportliches Düsseldorf Sie kämpfen wie im Mittelalter

Düsseldorf-Bilk · Der Hochschulsport Düsseldorf lehrt mit dem historischen Schwertkampf eine 600 Jahre alte Kampfsport-Tradition. Die Studenten erarbeiten sich die Technik aus historischen Quellen.

 Trainer Clemens Mayer übt mit einem seiner Kursteilnehmer, der einen dick gepolsterten Kopfschutz trägt.

Trainer Clemens Mayer übt mit einem seiner Kursteilnehmer, der einen dick gepolsterten Kopfschutz trägt.

Foto: Young David

Ein wenig erinnern die Szenen schon an gängige Spielfilme und Dokumentationen über das Mittelalter, wenn sich die Trainingsgruppe "Historischer Schwertkampf" auf der Wiese vor der Bibliothek der Heinrich-Heine-Universität trifft. Die 22 Teilnehmer haben sich in Zweiergruppen aufgeteilt. Mit den meterlangen Schwertern in den Händen üben sie gerade die Technik "Der gute Zwerch-Hau". Einer der Partner setzt dabei zu einem geraden Schlag an, der andere pariert ihn, indem er sein Schwert quer zur gegnerischen Klinge hält. Dann wechseln die Rollen, immer begleitet vom lauten Aufeinanderklirren stumpfer Stahlklingen.

Was auf den ersten Blick leicht aussieht, erfordert allerdings große körperliche Fitness, Konzentration und Koordination, sagt Trainer Clemens Mayer: "Das fängt bei der richtigen Körperhaltung und einem guten Gleichgewicht an." Jedes Treffen beginnt daher mit Aufwärm- und Reaktionsübungen. Doch auch einige viel theoretischere Kenntnisse sind für den Sport ebenfalls hilfreich: Denn die meisten Kampftechniken stammen aus der knapp 600 Jahre alten Handschrift 44 A 8 von 1452 und lassen sich am besten im frühneuhochdeutschen Original erlernen. "Der Schwertkampf ist keine durchgehende Lehrtradition, wir müssen uns die Techniken deshalb aus den Quellen erarbeiten", erklärt der 29-Jährige. Das kann manchmal zu Verwirrung führen, denn der mittelalterliche Text liegt in verschiedenen Abschriften vor. Um die richtige Technik zu rekonstruieren, muss man daher manchmal mehrere Texte vergleichen.

Für Maike Speck macht gerade das den Sport so interessant: "Man kann ein bisschen mehr rumprobieren und nach eigenem Ermessen kombinieren." Seit dreieinhalb Jahren kommt die 24-jährige Psychologiestudentin zum Training an die Uni. Sie weiß genau, wie sich die Einsteiger im Schwertkampf fühlen: "Ich habe am Anfang gedacht, ich lerne das nie. Aber sobald man die Beinarbeit hat und das Grundprinzip versteht, geht es."

Viele der Neueinsteiger hören trotzdem nach wenigen Trainingsstunden auf. "Viele fasziniert die Arbeit mit dem Schwert, einige denken da auch immer ein bisschen an die Hollywoodfilme. Aber man merkt doch relativ schnell, ob Schwertkampf etwas für einen ist oder nicht", erklärt Trainer Mayer. Umgekehrt ist auch nicht jeder für den Sport geeignet. "Man braucht eine gewisse geistige Reife. Schwertkampf ist eben immer noch ein Kampfsport." Das Verletzungsrisiko sei allerdings trotzdem relativ gering. "Am häufigsten sind hier blaue Flecken." Vereinzelt könne es auch mal zu Knochenbrüchen wie einem gebrochenen Finger kommen.

Natali Panic-Cidic hat sich weder von möglichen Blessuren noch von dem anspruchsvollen Training abschrecken lassen. Angeregt durch das Computerspiel Assassin's Creed, das während der Kreuzzüge spielt, hatte sie vor acht Monaten mit dem Schwertkampftraining angefangen. Mit ihren Fortschritten seitdem ist die 23-Jährige sehr zufrieden. "Es gibt auch noch einiges, was ich gerne lernen möchte", sagt sie. Im Vergleich zum Computerspiel gefällt ihr der historische Kampfsport besser: "Es gibt so viele Techniken und auch eine eigene Logik, die dahinter steht." Bei all den sportlichen Aspekten fasziniert Natali aber vor allem eines an ihrem neuen Hobby: "Wir haben Schwerter. Welche Sportart hat das schon?"

(RP)
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