Digitales Dinieren "Simpel, aber lecker" - Foodblogs aus Düsseldorf

Düsseldorf · Sie laden uns ein in ihre Küche, lassen uns beim Kochen über die Schulter schauen, testen Kochgeräte, Zutaten und Lokale und präsentieren uns Rezepte, die hungrig machen: Foodblogger. Blogs rund ums Essen sind mittlerweile so weit verbreitet, dass sich kaum noch jemand wundert, wenn der Tischnachbar im Restaurant die Kamera zückt, um das Essen zu fotografieren.

Foodblogger aus Düsseldorf
8 Bilder

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2004 ging das erste deutschsprachige Foodblog online. Mittlerweile ist das digitale Teilen von Rezepten und Gerichten so beliebt, dass 2011 ein Food-Blog-Award verliehen wurde. Und auch auf der Netzkonferenz Republica gab es in diesem Jahr zum ersten Mal eine Talkrunde zu dem Thema. Die Düsseldorfer Can Erdal (29) und Ben Jopen (28) sind noch relativ neu dabei. Sie bloggen seit 2008 zusammen auf Topf & Löffel.

Seit sie sich kennen, haben sie zusammen gegrillt und gekocht. 2008 haben sie dann mit dem Blog losgelegt. "Angefangen haben wir mit Rezepten, dann sind Artikel zu kuriosen Kochutensilien, die eigentlich keiner braucht, dazu gekommen", sagt Ben. Deswegen findet sich zum Beispiel eine Kritik über eine Küchenwaage mit einer iPod-Station auf dem Blog. Später fingen beide an, auch Restaurants in Düsseldorf zu testen. Dabei hinterlassen sie ihre Karte mit Hinweis auf ihr Blog. "Wenn wir ein Lokal positiv bewerten, kommt oft auch was zurück", erzählt Can. "Wenn wir negative Bewertungen verteilen, hören wir nicht so viel Feedback."

Eines der ersten Rezepte in ihrem Blog war Spaghetti Bolognese. Zu den Rezepten gibt es oft auch ein paar Hintergrund-Infos. "Spaghetti Bolognese ist eigentlich ein Arme-Leute-Essen gewesen", erzählt Ben. Wichtig ist ihnen, dass sie keine extraordinäre Küche auf ihrem Blog präsentieren. "Wir wollen keine Ete-petete-Küche", sagt Can. "Wir wollen das machen, was sonst keiner macht. Und multimedialer."

Deshalb finden sich neben Bildern auch Videos auf dem Blog. "Es gibt einfache Rezepte, die wir weiterentwickeln und variieren. "Simpel, aber lecker", sagt Can. Beide beschreiben sich selbst als Alltagsköche. Sie bloggen, wenn sie die Zeit dazu finden, und entwickeln dabei auch immer wieder neue Ideen. "Wir haben zum Beispiel angefangen Zutaten zu testen. Verschiedene Ketchupsorten haben wir schon ausprobiert. Demnächst wollen wir auch mal schlechte Rezepte nachkochen", sagt Ben. Dabei dient ihr Blog auch ihnen selbst — nämlich als digitales Kochbuch, in das sie selbst immer wieder reinschauen.

Von Düsseldorf nach New York

Hannah Schmitz (25) bloggt seit rund drei Jahren auf Hannah's Kitchen. Die 25-Jährige hat mehrmals in Fernsehkochshows mitgemacht — und gewonnen. Trotzdem ist kochen ihr Hobby, nicht ihr Beruf. "Kochen und Essen machen mich wirklich glücklich. Und glücklich fühle ich mich ziemlich gerne. Ich kann den ganzen Tag darüber nachdenken, was ich essen will und werde, darüber reden und grübeln. Dann Einkaufen gehen, Zutaten auf Märkten auswählen, um dann zu Kochen. Egal, ob das Gericht für mich alleine oder für andere bestimmt ist. Ich nehme es als Geschenk wahr, dass wir uns jeden Tag mit Essen eine Freude machen können. Das ist wunderbar", sagt Hannah, die seit kurzem mit ihrem Mann in New York lebt und arbeitet.

Für sie ist kochen aber auch etwas "Magisches". "Dieses Erfolgserlebnis, das es mir beschert und das ich dann auch noch teilen kann. Egal ob mit Freunden, Fremden, Familie oder meinem Mann. Es ist unmittelbar und sinnlich. Das ist für mich Lebensart."

Zum Kochen ist Hannah über ihre Familie gekommen. Bei ihrer asiatischen Oma gab es nach der Schule Sushi, japanischen Eintopf, Kimchi oder andere asiatische Gerichte, ihre Großtante war für Braten mit brauner Sauce, Graupensuppe und Kirschboden zuständig und mit ihrem Vater teilt Hannah die Leidenschaft für Süßes und Sahniges. "Mit ihm kann ich in Grießpuddings, Amarena-Eisbechern, Heinemann-Herrentorten und Rosinen-Nuss Schokoladen-Tafeln schwelgen, wie mit niemand anderem", erzählt sie.

Mit ihrem Blog verbindet die studierte Designerin Hobby und Beruf. "Als ich im Netz auf die ersten Blogs stieß, war ich angefixt. Seitdem ich zwölf Jahre alt war, habe ich alles, was mit Essen zu tun hatte, wie ein Schwamm aufgesaugt: Bücher, Fernsehshows, Magazine. Das war mein Futter. Bei den Foodblogs sah ich dann die Chance, endlich mitzumischen", sagt Hannah. "Außerdem hat es mir als Design-Studentin die perfekte Plattform geboten, Gestaltung und Food miteinander zu verbinden. Hier kann ich mit Farben, Schriften, Layout und Bildern meine Leidenschaft kommunizieren."

Ein Lieblingsgericht hat die 25-Jährige nicht. Sie sei ein "Stimmungs-Esser", sagt sie. Wenn sie viel Zeit hat, schmökert sie gerne in Kochbüchern oder anderen Foodblogs, um sich zu inspirieren. Nach langen Arbeitstagen trifft sie die Essens-Entscheidung aber eher spontan. "Oft läuft es dann auf Pasta mit geröstetem Knoblauch und Anchovie-Öl, Chili, viel frischer glatter Petersilie und Zitrone oder einer "echten” Carbonara hinaus."

Wichtig ist ihr beim Kochen, dass sie das macht, wonach ihr ist und was ihr schmeckt. "Schöne Zutaten sind dabei ein Schlüssel. Generell mag ich aber keine Dogmen und will mich nicht durch vorgesetzte Regeln eingrenzen lassen. Es muss nicht immer die selbstgekochte Brühe sein, Brühwürfel sind auch ok und wenn man keine regionalen Bio-Erbsen selbst puhlt, dann nimmt man die Tiefkühl-Variante. Generell lege ich dagegen schon wert darauf, Produkte mit eindeutiger Herkunft zu kaufen."

In New York hat Hannah die mexikanische Küche neu für sich entdeckt und ist ihrem Ziel, Kochen und Design beruflich zu verbinden, noch einen Schritt näher gekommen. "The Jewels of New York" ist ein Food Consulting und Food Styling Studio: Im Blog werden Rezepte vorgestellt, es gibt einen Catering-Service und professionelle Food-Fotografie für Magazine. Zu den Kunden gehörte beispielsweise auch schon die US-Serie Desperate Housewives, für die die Caterer einen speziellen Cupcake entwarfen. "Als wir in New York ankamen habe ich dort hineinschnuppern dürfen", sagt Hannah, die mittlerweile mit der Gründerin des Catering-Service befreundet ist. "Ich helfe ihr, das erste Jewels of New York-Kochbuch zu machen. Ich würde sagen, ich war meinem Ziel, Kochen und Design zu verbinden, noch nie so nah."

(ahem)
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