Düsseldorf So bringen andere Städte Flüchtlinge unter

Düsseldorf · Nicht nur Düsseldorf steht wegen der steigenden Zahl an Asylbewerbern unter Druck. Viele andere Städte setzen auch auf Mobilheime. Ein Vergleich zeigt aber: Die einzelnen Unterkünfte sind in Düsseldorf außergewöhnlich groß.

 Dieses Mobilheim wurde kürzlich in Köln fertiggestellt. Durch den farbigen Anstrich soll es sich optisch besser in die Nachbarschaft einfügen.

Dieses Mobilheim wurde kürzlich in Köln fertiggestellt. Durch den farbigen Anstrich soll es sich optisch besser in die Nachbarschaft einfügen.

Foto: Stadt K�ln

Wenn man in deutschen Großstädten nach der Unterbringung von Flüchtlingen fragt, hört man überall dasselbe: Wir suchen händeringend nach weiteren Plätzen. Ein einfaches Konzept dafür, wie Wohnraum für die steigende Zahl an Asylbewerbern geschaffen werden kann, hat keine Kommune - Notlösungen von Hotel-Unterbringung bis zur Belegung von Turnhallen finden sich auch in vielen anderen Städten. Viele Großstädte setzen wie Düsseldorf nun auf Mobilheime in Systembauweise. Für den Vergleich wurden sieben Städte befragt.

Umgang mit Platzmangel

Auf die steigende Zahl von Flüchtlingen müssen auch andere Kommunen derzeit mit provisorischen Lösungen reagieren - oft verbunden mit schlechten Wohnbedingungen. Besonders angespannt ist die Lage in Köln. Dort sind 5374 Flüchtlinge erfasst, mehr als doppelt so viele wie in Düsseldorf (Stand 1. Februar: 2250). Das hat auch damit zu tun, dass sich viele Asylbewerber dort erstmals erfassen lassen. Die Stadt ließ einen Baumarkt umbauen und eine Turnhalle umwidmen. 1866 Flüchtlinge leben in Hotels (Düsseldorf: 790). "Köln ist eine wachsende Stadt, da gibt es kaum Leerstand", sagt ein Stadtsprecher. Auch Frankfurt am Main hat viele Menschen in Hotels eingemietet. Dort sind es 1650, allerdings werden Flüchtlinge und Wohnungslose anders als Düsseldorf in einem gemeinsamen System erfasst. Auch andere Kommunen haben wie Düsseldorf leerstehende Immobilien zu Flüchtlingsheimen umgewidmet. Die Stadt Hannover (2300 Flüchtlinge) hat in einem "Sofortprogramm" Sporthallen, ein ehemaliges Krankenhaus und eine ehemaligen Schule bezogen, Essen (3780 Flüchtlinge) 600 Menschen unter anderem in leerstehenden Schulen untergebracht, Münster nutzt ehemalige Militär-Wohnhäuser.

Mobilheime

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Foto: dpa, jst fdt

Die einzige befragte Großstadt, in der solche Wohnanlagen - ob als Container, in System- oder Modulbau - nicht geplant sind, ist Wuppertal. Dort herrscht wegen des hohen Leerstands allerdings eine andere Situation, alle 2500 Flüchtlinge sind in Wohnungen oder Heimen untergebracht. Mit der Entscheidung, neben der Suche in bestehenden Immobilien auch temporäre Wohnanlagen bauen zu lassen, folgt Düsseldorf dem Beispiel vieler anderer Städte: Auch Stuttgart, Frankfurt, Köln, Essen, Hannover und Münster - das sind die anderen für den Vergleich angefragten Kommunen - haben ähnliche Pläne. Teilweise sind erste Anlagen schon bezogen. Die Kommunen versprechen sich davon eine menschenwürdigere Unterbringung der Flüchtlinge, zudem sind die Betriebskosten deutlich geringer als etwa bei einer Hotel-Unterbringung.

Größe der Unterkünfte

Kosten für Flüchtlinge: Die wichtigsten Antworten
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Foto: dpa, rwe lof

In Düsseldorf sollen an jedem der bislang zwölf geplanten Container-Standorte rund 200 Personen untergebracht werden. Nur in Stuttgart sind Standorte mit noch höherer Bewohnerzahl vorgesehen (243). In Köln galt lange eine Höchstgrenze von 80 Bewohnern bei Fertigbauten, inzwischen baut die Stadt aber auch einfache Wohncontainer, deren Kapazität sich nach der Größe des Areals richtet und bis zu 200 Personen beträgt.

Andere Städte haben - zumindest was die Neubauten angeht - zum Teil deutlich niedrigere Höchstgrenzen. Essen plant mit bis zu 150 Bewohnern pro Mobilheim-Standort, Hannover mit 100, Münster 50, Frankfurt 100. Keine andere Stadt will insgesamt so viele Menschen in Wohncontaineranlagen wie Düsseldorf unterbringen. Sollten alle Standorte realisiert werden, wären es dort insgesamt 2400.

Bürgerbeteiligung

Anwohner kritisieren in Düsseldorf, dass die Bürger nicht an der Wahl der Standorte beteiligt werden. Ein solches Verfahren gibt es auch in den anderen befragten Städten nicht. Überall sieht das Prozedere vor, dass die Stadtverwaltung die Standorte benennt und dann über die Bezirksvertretungen und Info-Veranstaltungen die Bevölkerung informiert. In Frankfurt gibt es einen "Tag der offenen Tür" in einem Mobilheim, das in dieser Woche eröffnet wird. In vielen Städten gibt es wie in Düsseldorf das Modell der "Runden Tische", an denen Verbände und Anwohner zusammenkommen, um Hilfen für Flüchtlinge im Stadtteil zu organisieren.

(RP)
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