Düsseldorf So sehen die neuen Flüchtlingsheime aus

Düsseldorf · Heute soll die Politik in Benrath dem ersten Mobilheim für Asylbewerber zustimmen. Mindestens elf weitere sind geplant. In Stuttgart hat man mit den Bauten gute Erfahrungen gemacht. Das Reizwort Container vermeidet die Stadt.

So ähnlich wie diese Anlage im Stuttgarter Stadtteil Plieningen sollen die Mobilheime in Düsseldorf aussehen.

So ähnlich wie diese Anlage im Stuttgarter Stadtteil Plieningen sollen die Mobilheime in Düsseldorf aussehen.

Foto: Stadt Stuttgart

Heute beschließt die Politik voraussichtlich den Bau des ersten sogenannten Mobilheims für Flüchtlinge. Die Bezirksvertretung 9 stimmt über die Anlage an der Benrodestraße in Benrath ab. Dort sollen fünf eingeschossige Container für zwei Jahre aufgestellt werden, dazu zwei weitere für Verwaltung und Pförtner. Die Stadttochter IDR baut die Anlage auf einem ihrer Grundstücke, für die weiteren Mobilheime ist das Baudezernat zuständig.

Mit den Wohnanlagen ändert die Stadt ihre Strategie für die Unterbringung von Asylbewerbern. Grund ist, dass Kapazitäten in bestehenden Immobilien fehlen. Aus Platzmangel sind bereits jetzt rund 800 Flüchtlinge in Hotels untergebracht, was hohe Kosten verursacht, dazu 400 in leerstehenden Schulen unter teils sehr schlechten Bedingungen. Der Druck ist hoch: Bis 2016 soll sich die Zahl der Flüchtlinge auf 4000 erhöhen. Das sind fast doppelt so viele wie derzeit. Weil kaum langfristig nutzbare Plätze vorhanden sind, will die Stadt in diesem Jahr 3900 weitere schaffen, die meisten in Containern.

 Zwei Flüchtlinge in einem Wohnraum in der Stuttgarter Einrichtung. Schon im Juli sollen die ersten Mobilheime in Düsseldorf fertig sein.

Zwei Flüchtlinge in einem Wohnraum in der Stuttgarter Einrichtung. Schon im Juli sollen die ersten Mobilheime in Düsseldorf fertig sein.

Foto: Martin Lorenz

Elf weitere Standorte stehen bereits fest (siehe Infokasten). Die Stadt hat gestern die Bezirksvertretungen per Brief informiert. Schon im Juli sollen die ersten Heime bezogen werden können. Das Baudezernat sichtet derzeit Angebote von Herstellern. Ob die Anlagen gekauft oder gemietet werden, steht noch nicht fest. Die Stadt plant zunächst für eine Nutzungsdauer von zwei Jahren, hält sich aber die Option auf eine Fortsetzung offen. "Wir können nicht absehen, wie sich die Zahl der Flüchtlinge entwickelt", sagt Doreen Kerler, Leiterin des Amts für Gebäudemanagement.

Die bereits feststehenden Standorte sind von der Stadt mit "Priorität 1" versehen. Das bedeutet, dass rechtlich und technisch keine Hindernisse für eine Nutzung der städtischen Grundstücke abzusehen sind. Eine weitere Liste ("Priorität 2/3") wird geprüft. "Wir suchen weitere Grundstücke", sagt Kerler. ",Priorität 1 wird nicht ausreichen."

Mit den Namen für die Anlagen tut man sich schwer. Die Verantwortlichen sprechen lieber von Mobilheimen, um nicht an die Anlagen zu erinnern, in denen Asylbewerber in den 80er und 90er Jahren untergebracht wurden. Trotzdem ist zum Beispiel in der Vorlage für die Bezirksvertretung 9 von "Wohncontainern" die Rede. Die heutigen Heime jedenfalls hätten einen viel besseren Standard und ermöglichten eine menschenwürdige Unterbringung, heißt es. Neben den Containern sollen Spielmöglichkeiten für Kinder geschaffen werden. Zur Sicherheit werden sie eingezäunt und mit Zutrittskontrollen geschützt.

Ein Vorbild ist Stuttgart, wo schon 2014 erste Mobilheime errichtet wurden - dort spricht man von Systembauten. Bis Ende 2015 sollen es neun sein. "Die Anlagen werden von Flüchtlingen und Anwohnern hervorragend angenommen", sagt Stadtsprecher Sven Matis. Am Beispiel Stuttgart kann man auch die Kosten abschätzen, zu denen in Düsseldorf noch nichts gesagt wird: Man rechnet dort pro Platz mit Baukosten von 23 000 Euro plus Erschließung. Für ein Heim mit 200 Plätzen würden demnach für den Bau 4,6 Millionen Euro fällig.

Kosten für Flüchtlinge: Die wichtigsten Antworten
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Foto: dpa, rwe lof

Durch die Verteilung der Anlagen über die Stadt soll die Integration erleichtert werden. Beim Runden Tisch für die Asylpolitik wurde vereinbart, dass die Flüchtlinge in Regeleinrichtungen mitbetreut werden sollen, das gilt von der Hausaufgabenhilfe über Schulen bis zu den Zentren Plus. Einen besonderen Schwerpunkt legt die Stadt auf die Jugendarbeit: Rund ein Drittel der Flüchtlinge sind Kinder und Jugendliche.

(RP)
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