Düsseldorf So soll das duale Studium sein

Düsseldorf · Marcus Kowalczyk, Arbeitsagentur-Chef im Kreis Mettmann, und Andreas Brandt, Leiter Fachhochschule der Wirtschaft, kooperieren bei der Studienberatung. Für mehr Fachkräfte müssten sie stärker zusammenarbeiten.

 Marcus Kowalczyk achtet auf die Neutralität der Agentur für Arbeit.

Marcus Kowalczyk achtet auf die Neutralität der Agentur für Arbeit.

Foto: D. Janicki

Wie geht die Agentur für Arbeit mit privaten Hochschulen um?

Markus Kowalczyk Sie sind normale Akteure auf dem Bildungssektor wie staatliche Hochschulen und Unis.

Wann haben sie miteinander zu tun?

Kowalczyk Wir respektieren uns. Wir beraten Jugendliche über Studienperspektiven und Inhalte. Wir versuchen Interessen und Eignungen zu erkennen. Das aber völlig neutral ohne Empfehlungen für spezielle Unis oder FHs. Wir sehen uns aber auch auf Bildungsmessen. Da versorgen wir die Schüler alle bestmöglich mit Informationen zur Studien- und Berufsorientierung.

Als klassischer Vermittler eines Arbeitsplatzes für FHDW-Studenten kommen sie nicht in Frage?

Kowalczyk Nein. Die jungen Leute haben am Ende des Studiums meist schon einen Arbeitsplatz.

Das hat natürlich viel mit dem Dualen Studium zu tun, das auch an der FHDW angeboten wird.

Kowalczyk Richtig. Die Dualität wie sie auch die FHDW anbietet, ist ein großer Vorteil. Das klassische, nur theoretische Studium hat mit den Studienreformen stark abgenommen. Immer mehr sind Studierende bereits in den Uni- und Fachhochschuljahren auch in den Unternehmen und lernen die Arbeitswelt kennen.

Eigentlich heißt das ja, dass die Arbeitsvermittlung bereits im Studium beginnt.

Kowalczyk Ja. Meine Tochter zum Beispiel studiert im 1. Semester Lehramt und hat bereits im Unterricht geübt. Die Praxis kommt heute viel früher in den Beruf. Das ist gut.

Was können sie als Agentur und die FHDW noch gemeinsam machen?

Kowalczyk Wir sollten in Zukunft noch öfter und noch intensiver um Unternehmen werben, um sie für das Duale Studium zu gewinnen. Möglichst viele und gute Fachkräfte auszubilden, muss unser gemeinsames Interesse sein.

 Andreas Brandt plädiert für frühes Suchen und Fördern von Talenten.

Andreas Brandt plädiert für frühes Suchen und Fördern von Talenten.

Foto: Ralph Matzerath

Es gibt eine Vielzahl an Studienfächern. Wer kennt sich da noch aus?

Brandt Bei heute etwa 18.000 Studiengängen ist eine professionelle Studienberatung der jungen Leute sehr wichtig.

Sehen Sie die bei der Arbeitsagentur?

Brandt Vieles hat sich in den vergangenen Jahren sehr verbessert. Sie machen einen guten Job. Aber grundsätzlich gibt es noch große Informationsdefizite. Obwohl es das Duale Studium schon seit 20 Jahren gibt, ist es zu wenig bekannt.

Wo liegen denn die Defizite?

Brandt Manche Duale Studiengänge sind gar nicht richtig dual. Oft ist der Praxisbezug zu klein, zu kurz oder einfach gar nicht eng genug an das Studium gekoppelt.

Was sollte sich verändern, vielleicht auch mit der Agentur für Arbeit?

Brandt Es ist ein kontinuierlicher Dialog der Hochschulen mit der Agentur für Arbeit notwendig, um sich über die Bedürfnisse, Notwendigkeiten und die Probleme der Wirtschaft abzustimmen. Es ist ein fundamentaler Wandel in der Arbeitswelt im Gange. Die Digitalisierung verändert fast alles. Nehmen sie den klassischen Job von 9 bis 5 Uhr. Den gibt es immer weniger und in Zukunft wohl kaum noch.

Gehört das alles heute auch zur Studienberatung?

Brandt Ja. Darüber müssen wir die jungen Menschen informieren. Und das muss frühzeitig geschehen. Im Fußball zum Beispiel werden Talente ja auch schon in den Jugendmannschaften gesucht und professionell gefiltert.

Was halten sie von der neutralen Studienberatung der Agentur, die alle Angebote berücksichtigt?

Brandt Ich plädiere für mehr regionale Beratung. Manche Studenten wollen in die Welt hinaus, viele aber wollen lieber in der Region bleiben. Warum bietet man dann nicht denen die Studien- und Ausbildungsmöglichkeiten vor Ort an?

(RP)
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