Düsseldorf So startet ein neues Gymnasium

Düsseldorf · Die Schule an der Schmiedestraße ist das erste komplett neu eröffnete Gymnasium in NRW seit rund 40 Jahren. Für die Schulleiterin, Lehrer und Schüler eine besondere und einzigartige Situation.

 Die Schüler (v.l.) Riad (9), Julia (10), Minh An (10) und David (10) in ihrem Klassenraum an der Schmiedestraße.

Die Schüler (v.l.) Riad (9), Julia (10), Minh An (10) und David (10) in ihrem Klassenraum an der Schmiedestraße.

Foto: Andreas Endermann

Das Szenario auf dem Pausenhof des Gymnasiums Schmiedestraße wirkt ein wenig surreal. 116 Fünftklässler spielen, lernen und toben herum. Das Kuriose: Sonst ist hier niemand, es gibt keine älteren Schüler an diesem neuen Gymnasium, nur vier fünfte Klassen. In Sichtweite findet sich zwar noch die 10. Klasse der ehemaligen Hauptschule, die bislang ihren Standort hier hatte, aber diese Jungen und Mädchen haben einen separaten Schulhof. Den Hof für sich zu haben, gefällt den Fünftklässlern des neuen Gymnasiums sichtlich gut. "Wenn auch Ältere da sind, muss man immer fürchten, auch mal Ärger zu bekommen", sagt Riad. Das sieht David genauso: " Außerdem haben wir viel Platz."

Das sind nicht die einzigen Vorteile, die das Gymnasium Schmiedestraße bietet. "Wir haben einmal pro Woche die sogenannte Talentschmiede", sagt die kommissarische Schulleiterin Antonietta Zeoli. Dabei haben die Kinder die Auswahl zwischen zehn kreativen Fächern, darunter Robotik, Bühnenkunst und Tanzen. Dafür konnte das Gymnasium zahlreiche Partner gewinnen. "Wir arbeiten unter anderem mit dem Kunstpalast und dem Schauspielhaus zusammen", erläutert Zeoli. Bei den Kindern kommt das gut an. "Ich habe mich in Robotik eingetragen. Wir bauen vielleicht mal einen Roboter", sagt Riad und hofft: "Dann kann ich ihn benutzen, wenn mich meine Schwester ärgert." Die Schüler wirken zufrieden. "Mir macht es großen Spaß, weil Kunst hier so wichtig ist. Und die Lehrer sind alle nett", sagt die zehnjährige Julia. Mitschülerin Minh An geht sogar noch weiter: "Ich habe meinem Bruder, der in die dritte Klasse geht, auch schon gesagt, er soll unbedingt hierhin kommen", sagt sie.

Das freut die Schulleiterin. "Die Kinder sind hier glücklich, manche bleiben sogar länger und wollen gar nicht weg", meint sie. Das gehe so weit, dass die Lernambulanz, bei der den Schülern problematische Unterrichtsinhalte nochmals näher gebracht werden, "momentan meist für Gespräche zwischen Schülern und Lehrern genutzt wird", sagt Zeoli und lacht. Ein komplett neues Gymnasium noch in der Entstehung zu übernehmen, dafür hat sie sich ganz bewusst entschieden. "Wir können hier alles mit eigenen kreativen Konzepten aufbauen und darauf freue ich mich", sagt die Pädagogin.

Auch für das Kollegium sei die Situation etwas ganz Besonderes: "Für die Lehrer ist das außergewöhnlich. Und ich merke, wie viel Freude sie hier an ihrem Beruf haben." Der gewöhnliche Stress rund um Abiturprüfungen und andere Herausforderungen könnten schon mal den Spaß am Beruf mindern, doch bis dahin werde es an der Schmiedestraße ja noch dauern.

Ihre Kollegen bestätigen das: "Wir haben zwar einen Rahmenplan, aber können gemeinsam neue Akzente setzen. Das ist eine sehr spannende, kreative Arbeit", sagt Lehrerin Carina Bornhäusser. Auch der stellvertretende Schulleiter Hans-Jürgen Stork ist motiviert: "Das ist ein tolles Setting", sagt er. Natürlich hätte man mit den Aufbau viel zu tun, doch gerade das mache Freude.

Die Fünftklässler bekommen davon im Alltag nicht viel mit. Noch genießen sie ihre alleinige Herrschaft auf dem Pausenhof. Schon im nächsten Jahr werden sie diese teilen müssen.

(se)
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