Feier am Samstag So viel Europa steckt in Düsseldorf

Düsseldorf · Rund 57.000 Bürger mit einem Pass einer der 27 anderen EU-Nationen leben in der Landeshauptstadt. Das wird am Samstag mit einem Europatag gefeiert. Die Griechen bilden die größte Gemeinde, die Malteser die kleinste. Zwei Beispiele.

 Viki Dalamitrou (44) kam im Alter von zwei Wochen von Griechenland nach Düsseldorf.

Viki Dalamitrou (44) kam im Alter von zwei Wochen von Griechenland nach Düsseldorf.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Ihr Start in Düsseldorf war nicht reibungslos. Auch wenn Viki Dalamitrou von der ganzen Aufregung noch gar nichts mitbekam. Es war 1970 - und sie war gerade mal zwei Wochen zuvor in Servia im Norden Griechenlands zur Welt gekommen. Ihr Vater war Gastarbeiter in Deutschland, hatte in Düsseldorf eine Wohnung für die vierköpfige Familie angemietet. Als sie ankam, wohnte dort bereits jemand. Eine Doppelvermietung. Über eine Kirchengemeinde kamen die Dalamitrous bei einer Gastfamilie unter.

Heute ist Viki Dalamitrou 44, mit einem Deutschen verheiratet und Mutter von vier Kindern. Sie lebt in Bilk, den Stadtteil sieht sie als ihre Heimat. "Meine Eltern haben immer Wert darauf gelegt, dass wir uns integrieren und Deutsch sprechen." Nur einige Jahre waren sie und ihr Bruder auf der griechischen Schule, wechselten dann auf eine deutsche. Besuche in Museen standen für die Familie ebenso auf dem Programm wie gemeinsame Urlaube mit deutschen Freunden. Ihren griechischen Pass hat Viki Dalamitrou aber behalten. Das sei schließlich Teil ihrer Identität.

Genauso wie Europa. Deshalb macht sie die aktuelle Griechenland-Krise traurig. "Den Reichen geht es gut, die armen Menschen werden noch ärmer", sagt sie und schüttelt den Kopf. "In den griechischen Krankenhäusern müssen Menschen sterben, weil es keine Medikamente gibt." Da wünscht sie sich mehr europäische Solidarität. Europa - das bedeutet für sie keine Grenzen, viele Kulturen. Vielfalt, wie sie sich auch in ihrem Freundeskreis spiegelt. Oder in dem Unterbilker Friseursalon "Favoriten", in dem sie arbeitet: Vier Nationen sind im Team vertreten.

Europa ist Düsseldorf. EU-Fördergelder fließen in die Stadt: zum Beispiel im Bereich Verkehr für das grenzüberschreitende Projekt "RoCK", das Wissensregionen verbinden soll; im Bereich Schule über das Landesprogramm "Kein Abschluss ohne Abschluss"; oder für Forschungsprogramme der Hochschulen. Zudem ist Düsseldorf eingebunden in Projekte wie Eurocities oder Eurostat (Aufbau einer einheitlichen statistischen Datenbank).

 Alan Camilleri (42) lebt seit 2012 in Düsseldorf. Er ist einer von sieben Maltesern.

Alan Camilleri (42) lebt seit 2012 in Düsseldorf. Er ist einer von sieben Maltesern.

Foto: Andreas Bretz

Fast 57 000 Düsseldorfer haben einen Pass eines der 27 nicht-deutschen EU-Staaten. Die Griechen bilden mit 10 129 Mitgliedern die größte Gemeinde - dicht gefolgt von den Polen. Stark vertreten sind auch Italiener, Spanier und Rumänen. Und dass mehr als 3243 Franzosen in Düsseldorf gemeldet sind, zeigt, wie sehr das Frankophile die Stadt seit Napoleon bis heute prägt. Die Städtepartnerschaft mit Toulouse soll noch in diesem Jahr besiegelt werden. Am unteren Ende der Skala finden sich die kleinsten Staaten der EU. Der Inselstaat Malta zum Beispiel ist mit nur sieben gemeldeten Bürgern in Düsseldorf vertreten.

Einer davon ist Alan Camilleri. Vor fast drei Jahren ist er mit seinem deutschen Partner nach Düsseldorf gezogen. In Malta war der 42-Jährige in höchsten Positionen: PR-Manager des Premiers, Vorsitzender des Komitees zum Euro-Beitritt des Archipels im Mittelmeer, er arbeitete in der Biotechnologie und Computerspiel-Branche, zuletzt war er Vorstandschef von Malta Enterprise, der Investmentfirma der Republik im Mittelmeer. Jetzt arbeitet er als selbstständiger Berater von Investoren, Importeuren und Managern. "Hier zu leben, ist angenehm", sagt er. Düsseldorf sei gut organisiert und - mit einer ähnlichen Bevölkerungszahl wie Malta - überschaubar und managebar.

Und dennoch sieht er Verbesserungsbedarf: "In den Behörden, die man als Ausländer aufsuchen muss, sprechen die Mitarbeiter kaum Englisch." Dabei sei das ein wichtiges Signal, wenn es um Willkommenskultur gehe. Dass die neue Stadtregierung genau das jetzt ändern will, findet er gut. Wie überhaupt Integration in Europa eine zentrale Rolle spielen müsse - insbesondere auch vor dem Hintergrund der Flüchtlingsströme, etwa aus Afrika, von denen Malta unmittelbar betroffen ist. "Europa muss solidarisch sein, darf diese Menschen nicht als Bürde, sondern muss sie als Ressource sehen."

(RP)
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