Musik-Spektakel in Düsseldorf Song Contest ist 150 Millionen wert

Düsseldorf · Nach der Fußball EM hat der Eurovision Song Contest laut Experten die größte Strahlkraft für Europa. Wie sich die Veranstaltung ökonomisch für die Landeshauptstadt auswirkt, ist noch nicht absehbar. Doch die Werber sprechen bereits von einem sehr hohen Werbewert – auch Oslo lässt Schlüsse zu.

Das sagen Düsseldorfer zum Song Contest
14 Bilder

Das sagen Düsseldorfer zum Song Contest

14 Bilder

Nach der Fußball EM hat der Eurovision Song Contest laut Experten die größte Strahlkraft für Europa. Wie sich die Veranstaltung ökonomisch für die Landeshauptstadt auswirkt, ist noch nicht absehbar. Doch die Werber sprechen bereits von einem sehr hohen Werbewert — auch Oslo lässt Schlüsse zu.

Oslo, Ausrichter des vergangenen Song Contests, hat von dem Spektakel profitiert — und das gleich mehrfach. Die norwegische Hauptstadt hat mit etwas mehr als 586 000 Einwohnern exakt so viele Einwohner wie Düsseldorf.

Fünf Monate nach dem Festival ziehen die Verantwortlichen dort eine durchaus positive Zwischenbilanz. "Während des Eurovision Song Contests waren unsere Hotels voll ausgebucht, und im Monat danach, im Juni, haben wir einen neuen Besucherrekord erreicht", sagt Frode Valland, der bei Visit Oslo, dem Tourismus-Büro der norwegischen Stadt, arbeitet.

In der Zeit vor und während des Events war Valland als Projektmanager der Stadt für den Contest abgestellt. Die Mittel, die ihm zur Verfügung standen, waren allerdings eher bescheiden. "Wir hatten ein Budget von umgerechnet 200 000 Euro", berichtet Frode Valland. Geld, für das er ein Rahmenprogramm auf die Beine stellte. "Dazu gehörten Partys, aber auch Picknicks, die wir für die Fans veranstaltet haben", erinnert sich Valland. Doch das war nicht alles. Valland und seine Leute mussten auch dafür sorgen, dass die Besucher mit Bus-Fahrplänen versorgt wurden, um sich in Oslo zurechtzufinden und rechtzeitig zu den verschiedenen Veranstaltungen zu kommen.

Eine Aufgabe, die mit den 200 000 städtischen Euro allein nicht zu bewerkstelligen war. "Wir sind darum frühzeitig Kooperationen mit Tourismusunternehmen und Event-Agenturen eingegangen", sagt der Norweger. Das rät er auch der Stadt Düsseldorf. So arbeitete die Stadt Oslo eng mit der örtlichen Tourismus- und Eventbranche zusammen, um das Programm auf die Beine zu stellen.

Und auch wenn die Abschlussrechnung in Oslo noch aussteht, geht Valland schon jetzt davon aus, dass sich der Contest für Oslo auch wirtschaftlich gelohnt haben wird. Denn der ESC strahlte den ganzen Sommer hindurch aus: "Wir verbuchten komplett ein Besucher-Plus von rund elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr." Weil der Eurovision Song Contest (ESC) europaweit Kultstatus hat und 160 Millionen Zuschauer vor die Fernseh-Geräte locken wird, rechnen die Stadt Düsseldorf, aber auch Unternehmen mit wirtschaftlichen Vorteilen. Wie die aussehen werden, ist allerdings schwer einzuschätzen. Medienprofis wie Christian Hupertz, Geschäftsführer bei der Werbeagentur Grey, hoffen: "Wir können mit einem Werbeeffekt durch Print, Anzeigen und Medien von rund 150 Millionen Euro für Düsseldorf rechnen." Wie sich die regionale Wirtschaft im Einzelnen durch den Song Contest entwickeln wird, sei jedoch noch nicht absehbar.

Rückschlüsse lassen andere Großveranstaltungen wie Olympische Spiele und Fußball-Weltmeisterschaften zu. Sport-Ökonom Nobert Schütte von der Uni Mainz erklärt: "Es gibt immer viele Faktoren, die zu einem wirtschaftlichen Erfolg beitragen und berücksichtigt werden müssen." Dazu zählt der Forscher vor allem die Besucher, die allein wegen der Veranstaltung kommen, aber auch solche, die deshalb vielleicht auch flüchten. Die Unterstützung durch private Sponsoren sei ebenso wichtig wie eine Investition in Neubauten. "Ein interessanter Aspekt ist auch, dass diese Eventbesucher meist mehr Geld in der Stadt lassen als normale Touristen, da es sich um ein einmaliges Erlebnis handelt", betont Schütte.

Er spricht aber auch vom so genannten "Olympischen Erbe", das sich bei Studien zu Olympiaden zeige. "Es geht darum, wie die Stadt im Anschluss wahrgenommen wird." Das könne sich durchaus auch in einer gesteigerten Exportquote des Standorts bemerkbar machen. "Wichtig ist bei Düsseldorf sicher auch — die Stadt kommt endlich auf die Landkarte."

Doch selbst nach der Fußball-WM 2006 konnte laut Schütte keine feste ökonomische Zahl ermittelt werden. "Dafür sind unsere Volkswirtschaften zu komplex." Aber einen Rat im Speziellen hat er für den Contest in Düsseldorf. "Bei der WM wurden wir von den Gästen vor allem durch das Public Viewing als ein offenes, freundliches Land wahrgenommen. Das sollten wir unbedingt beibehalten."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort