Reiten Sorge um die Zukunft des Gutshofs

Düsseldorf · Tag für Tag blicken Nadine Ziehn und Christina Frankenhauser mit bangem Blick zum Himmel. Wenn der Regen sich nicht nach einem kurzen Schauer verdrückt, sondern sich zum heftigen Dauerregen auswächst, dann müssen die beiden Inhaberinnen des Gutshofs Niederheid ihre Reitkurse im Freien abbrechen. Denn seit Ostern ist die Reithalle des denkmalgeschützten Hofs, der sich im Besitz der Stadt befindet, wegen Einsturzgefahr gesperrt.

 (v.l.) Nadine Ziehn und Christina Frankenhauser wissen zurzeit nicht, wie es auf dem Gutshof Niederheid weitergeht. Um den Betrieb fortzuführen, benötigen sie eine neue Reithalle.

(v.l.) Nadine Ziehn und Christina Frankenhauser wissen zurzeit nicht, wie es auf dem Gutshof Niederheid weitergeht. Um den Betrieb fortzuführen, benötigen sie eine neue Reithalle.

Foto: Christoph Goettert

Zwar wurden danach von der Stadt Messungen vorgenommen. "Doch seitdem ist nicht mehr viel passiert", sagt Christina Frankenhauser. Mit Schrecken sehen die beiden Frauen dem herannahenden Herbst und Winter entgegen: "Ohne Reithalle können wir nicht überleben", sagt Frankenhauser. "Wir hängen im Augenblick in der Luft."

Das sehen auch viele Eltern mit Sorge, deren Kinder einen Großteil ihrer Freizeit auf dem Gutshof Niederheid verbringen. "Wir haben die Befürchtung, dass das Thema ausgesessen und damit der Gutshof auf kaltem Wege dichtgemacht werden soll", sagt Jürgen Kerkmann, Vater einer 15-jährigen reitbegeisterten Tochter.

Aber nicht nur zum Reiten gehen Kinder auf den Hof, sondern auch um die Ziegen, Hasen, Hühner, Enten und Tauben zu versorgen und weil sie dort eine Anlaufstelle haben. "Hier kommen häufig Heimkinder her oder Kinder, die sonst zu Hause nur vor dem Fernseher oder dem Computer sitzen", erzählt Frankenhauser. Dass für manche Kinder die Beschäftigung mit den Tieren eine neue Erfahrung ist, erleben die beiden Inhaberinnen, wenn beispielsweise ein Zehnjähriger beim Anblick einer Ziege ein Reh vermutet.

Mittlerweile nutzen auch fünf Schulen das Angebot des Reiterhofs im offenen Ganztag, zwei weitere stehen auf der Warteliste. Erst Ende vorigen Jahres hatten die beiden jungen Frauen den Gutshof mit 20 Pferden und Ausstattung vom vorigen Pächter übernommen und dafür ihre Jobs bei der Versicherung und in einer Schule gekündigt. Nun wissen sie nicht, wie es weitergeht. Als Überbrückung für die Zeit, bis die alte Reithalle saniert ist, gäbe es die Möglichkeit, schnell und kostengünstig eine vorübergehende Reithalle für 30 000 Euro aufzubauen. Doch das Geld dafür haben sie nicht.

Für Mitte August haben die beiden Frauen einen Termin mit der Stadt, bei dem sie hoffen zu erfahren, wie es mit dem Hof weitergeht. Gegenüber der Rheinischen Post teilte gestern eine Sprecherin des Bau-Dezernats mit, dass derzeit noch an der Kostenermittlung und Planung der Sanierung gearbeitet werde.

(RP)
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