Düsseldorf Sorge um Flüchtlingssituation

Düsseldorf · Lokalpolitiker wünschen sich eine ausgewogenere Verteilung von Flüchtlingen im Stadtbezirk 6.

Flüchtlinge: Zelte, Kirchen, Schiffe - hier werden sie untergebracht
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Turnhallen, Kirchen und Schiffe: Wo Flüchtlinge wohnen können

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Foto: dpa, rwe jai

Im Stadtbezirk 6 (Rath, Unterrath, Mörsenbroich, Lichtenbroich) sind überdurchschnittlich viele Flüchtlingsunterkünfte vorhanden. In den nächsten Wochen könnten im Bezirk bis zu 1954 Flüchtlinge aufgenommen werden, in Düsseldorf insgesamt sind es rund 6500. Noch sind allerdings nicht alle Plätze belegt, viele Unterkünfte sollen zudem nur noch für einen kurzen Zeitraum bereitstehen.

So sollen etwa der ehemalige Schulstandort an der Borbeckerstraße mit 221 Plätzen und die Unterkunft am Volkardeyer Weg mit 45 Plätzen Mitte des Jahres aufgelöst werden. Die Lokalpolitiker befürchten aber, dass diese Pläne nicht eingehalten werden können, wenn sich die Flüchtlingssituation verschärfen sollte, Übergangslösungen dann zu Dauerlösungen werden.

 Die Traglufthalle an der St.-Franziskus-Straße soll im Herbst als Flüchtlingsstandort aufgelöst werden. Bis zu 300 Menschen wohnen darin.

Die Traglufthalle an der St.-Franziskus-Straße soll im Herbst als Flüchtlingsstandort aufgelöst werden. Bis zu 300 Menschen wohnen darin.

Foto: Andreas Bretz

"Noch gibt es keine Probleme, aber eine solch hohe Zahl an Flüchtlingen kann der Stadtbezirk, der selber an verschiedenen Stellen Probleme hat, dauerhaft nicht gut bewältigen, zumal die Unterkünfte räumlich sehr nahe beieinander liegen", sagt Birgit Schentek (CDU), stellvertretende Bezirksbürgermeisterin. Ähnlich sieht es der Bezirksbürgermeister Ralf Thomas (SPD), der deshalb schon die Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch angeschrieben hat. "Wir wollen, dass nach Möglichkeit mehr auf eine Ausgewogenheit bei der Verteilung der Flüchtlinge geachtet wird."

Miriam Koch sagt, ihr sei selber daran gelegen, besonders die Traglufthalle an der St.-Franziskus-Straße mit 300 Plätzen nach einem Jahr aufzulösen, da diese Form der Unterkunft wirtschaftlich sehr teuer sei. "Dort gibt es etwa keine Küchen für eine Selbstversorgung. Die Mahlzeiten müssen angeliefert werden", sagt Koch. Auch die Auflösung der Einrichtung an der Borbeckerstraße steht für Koch nicht in Frage. "Wir würden das Gebäude zwar gerne weiter nutzen, aber dort soll das jüdische Gymnasium entstehen."

Nicht optimal läuft zurzeit die Koordination der Ehrenamtler im Stadtbezirk. Einer der Gründe dafür ist, dass die Standorte von unterschiedlichen Trägern wie DRK und Malteser betreut werden. Es gibt somit verschiedene Ansprechpartner, die unterschiedliche Formen von Unterstützung benötigen. Noch wird die Koordination von der Bezirksverwaltungsstelle geleistet, die aber auch ihre üblichen Aufgaben erledigen muss. Eine Optimierung der Ehrenamtsarbeit soll mit der Einrichtung von einem sogenannten Welcome Point geschaffen werden, der einstimmig von der Bezirksvertretung 6 gefordert wird. "Ich habe mir die erste Einrichtung dieser Art in Lohausen angeschaut und denke, dass solch ein Treffpunkt für die Flüchtlinge und Anlaufstelle für Bürger und ehrenamtliche Helfer eine große Erleichterung bringen wird", sagt Bezirksbürgermeister Thomas. Angesiedelt werden soll der Welcome Point im Rather Familienzentrum am Rather Kreuzweg, das schon zahlreiche Angebote für Flüchtlinge macht und zudem im Arbeitskreis Flüchtlingshilfe vertreten ist.

Koch: "In jedem Bezirk soll es einen Welcome Point geben, aber nicht überall werden dafür Stellen eingerichtet. Bei der großen Zahl der Flüchtlinge im Stadtbezirk 6 halten wir es aber dort für sinnvoll. Wir wollen möglichst schnell das Angebot umsetzen." Das Rather Familienzentrum bereitet sich bereits auf die neuen Aufgaben vor und richtet etwa weitere Sprachkurse ein.

(RP)
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