Düsseldorf SPD-Oberbürgermeister trifft CDU-Unternehmer

Düsseldorf · Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Düsseldorfer Stadtchef im Industrie-Club spricht. Es ist aber ungewöhnlich, wenn es sich um einen SPD-Oberbürgermeister handelt, der ausschließlich vor CDU-Mitgliedern redet.

Der Düsseldorfer Industrie-Club ist einer der ganz wenigen Orte, der noch den Charme des alten Geldes versprüht. Dort an der Elberfelder Straße haben sie einst gesessen, die Thyssens, Krupps, Haniels und natürlich die Mannesmänner. Wesentliches verändert haben die Manager des Clubs nicht, und so kann man sich gut vorstellen, wie dort vielleicht Berthold Beitz, Gerhard Cromme und Dieter Vogel um die Fusion ihrer Stahlgiganten gefeilscht haben, in schweren Ledersesseln und mit einer Zigarre in der Hand.

In diesen Räumen trifft sich regelmäßig auch der Wirtschaftsrat der CDU. Ein Club überwiegend von Männern mit überwiegend grauen Haaren und überwiegend teuren Nadelstreifenanzügen. Ein Verein, der sich auf die Fahnen geschrieben hat, innerhalb der Union der Wächter der Sozialen Marktwirtschaft zu sein

. Es ist ein Zusammenschluss von Wirtschaftsleuten, die es beruflich und finanziell geschafft haben. Und genau diese Leute hatten gestern Oberbürgermeister Thomas Geisel als Redner eingeladen, ausgerechnet zum Thema Start-ups. Ein Roter unter Tief-Schwarzen. Mit gewohnt leichter Verspätung betritt Geisel gegen Mittag den Raum. Die Wirtschaftsräte essen bereits, es gibt weißen Fisch mit einer Zwiebelkruste. Geisel trägt Anzug und Krawatte, wie allen anderen auch. Nur sein persönlicher Referent Fabian Zachel fällt etwas aus der Reihe, weil er sich mit roten Socken aus der schwarzen Menge etwas abheben möchte. Schon bei der Begrüßung betont Rainhardt Freiherr von Leoprechting, Sprecher der Düsseldorfer Sektion des Wirtschaftsrates, dass Geisel kein gewöhnlicher Sozialdemokrat sei, sondern ein ehemaliger "Manager aus der Energiewirtschaft". Dem promovierten Juristen und Oberst der Reserve ist das wichtig. Geisel beginnt zu sprechen, über Unternehmertum und Gründergeist. Er lobt die starke Industrie, den Banken- und Finanzplatz, die Kreativbranche und führt dann aus - eines seiner Lieblingsthemen -, dass Düsseldorf eine Gründermetropole werden soll. Und rundet das ganze mit einem Willy Brandt-Zitat ab, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass ihm das Plenum jetzt wohl nicht zustimmen wird. Er berichtet vom neuen Startplatz, einem Zentrum für Start-ups. Und dann trifft er voll ins Schwarze bei den Schwarzen. "Damit eines klar ist, die Politik ist nicht der bessere Unternehmer." Allgemeines Nicken im Industrie-Club.

Der Startplatz dürfe keine städtische Dauersubvention sein, sondern müsse sich in sich rechnen. Wieder Zustimmung. "Wir müssen Old und New Economy zusammenbringen", sagt Geisel. Wieder nicken die CDU-Wirtschaftsleute zustimmend. Und dann nutzt der Oberbürgermeister seine gerade gewonnenen Sympathien. "Für den Aufbau einer Start-up-Metropole brauchen wir Kapital. Und wir brauchen Leute mit einer gewissen Risikobereitschaft", sagt Geisel.

Im Saal sitzen gut 100 Unternehmer und Wirtschaftsvertreter. Sie wissen, was der Ex-Eon-Manager meint. Bei der Fragerunde halten sich die CDU-Wirtschaftsräte an die Regeln. Es werden nur Start-up-Fragen gestellt. Wer fragt, steht höflich auf. Nach einer Stunde ist das erste Date des Roten bei den Schwarzen vorbei. Es gibt Applaus. Beim Verlassen des Industrie-Clubs sagt ein älteres Mitglied: "Gesagt hat er ja nicht viel. Aber er könnte auch einer von uns sein." Das trifft's.

(tb.)
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