Lokalsport Als Ernst Bertram 2000 Reichsmark fand

Düsseldorf · Der Gerresheimer wird heute 90 Jahre alt. Er spielte auch in Offenbach und Köln, ehe er zur Turu kam.

 Ernst Bertram (2. von links) im Bayenthaler Trikot in Köln.

Ernst Bertram (2. von links) im Bayenthaler Trikot in Köln.

Foto: privat

Ein Jahr, nachdem Fortuna-Legende "Matthes" Mauritz seinen 90. Geburtstag feierte, wird ein anderer großer Fußballer jener Zeit heute ebenfalls 90 Jahre alt. Ernst Bertram hat zwar nicht das Trikot der Fortuna getragen, die Wege der beiden haben sich aber häufig auf den Fußballplätzen gekreuzt.

Wie Mauritz ist auch Bertram ein waschechter Düsseldorfer, der in Gerresheim zur Welt kam. Als Zehnjähriger begann er 1935 beim damaligen Verein Glashütte. Schnell fand er seine Lieblingsposition, die er bis zum Karriereende 1955 mit Erfolg auf den Ascheplätzen inne hatte. "Außenläufer oder Halbstürmer nannte man das", erinnert sich der rüstige Pensionär, der wieder im östlichen Stadtteil wohnt.

Wie bei so vielen war mit seinem bürgerlichen Leben während der Weltkriege erst einmal Schluss. 1917 wurde er als Minensucher auf der Nord- und Ostsee zur Kriegsmarine eingezogen. Als 1945 der TuS Gerresheim als Fusion aus Gerresheim 08 und Glashütte entstand, war Bertram, der nebenbei auf der Heyestraße im Weltergewicht boxte, einer der ersten Spieler dort. Seine fußballerische Klasse blieb auch außerhalb von Düsseldorf nicht verborgen. "Eines Tages kam ein Telegramm aus Offenbach mit dem lapidaren Text: Erwarten Ernst Bertram umgehend!" - so erklärt Bertram, warum er Düsseldorf verließ und zu den Kickers wechselte. Die waren der Hauptkonkurrent des 1. FC Nürnberg in der Oberliga, der höchsten Liga in jener Zeit.

"Weil ich der einzige Nicht-Hesse dort war, hatte ich nicht nur Freunde dort", berichtet der Jubilar. Geld gab es offiziell nicht. "Einmal nach einem Spiel gegen Nürnberg habe ich 2000 Reichsmark in meiner Tasche gefunden - wahrscheinlich, weil ich ein Tor geschossen hatte. Zum Vergleich: Ein Pfund Butter kostete 200 Reichsmark."

Ein Freundschaftsspiel in einem Kriegsgefangenlager brachte ihn zurück ins Rheinland. Dort sah ihn der Kölner Theo Pott, ein bekannter Fußballer bei der Bayenthaler Spvg, dem Vorgänger von Fortuna Köln. So begann seine Zeit als Fußballer in der Domstadt. An eine Partie in Köln erinnert er sich besondes gern. "Ich durfte mit dem späteren Weltmeister von 1954, Hans Schäfer, in der Stadtauswahl spielen", sagt er stolz. Der Liebe wegen ging es dann zurück nach Düsseldorf - zur Turu. Unvergessen sind für ihn die Begegnungen mit dem Oberbilker Verein gegen Fortuna, VfL Benrath, Meidericher SV oder VfB Bottrop - immer vor jeweils vielen tausend Zuschauer. Und heute? "Jeden Montagmorgen schaue ich zuerst in die RP, um zu sehen, wie TuS Gerresheim und Fortuna gespielt haben."

(mjo)
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