Lokalsport Duell der Kronprinzen

Düsseldorf · Die Oberligisten Turu und SC West wollen im heutigen Derby beantworten, wer die Nummer zwei hinter Fortuna im Düsseldorfer Fußball ist. Die Oberkasseler wollen die Wachablösung.

Eine Debatte erübrigt sich. Denn es ist beinahe in Stein gemeißelt, dass Zweitligist Fortuna die Vorherrschaft im Düsseldorfer Fußball-Imperium innehat - und daran wird sich so schnell nichts ändern. Anders sieht es im Kampf um die Rolle des Kronprinzen aus. Dort bahnt sich allmählich eine Erschütterung der Macht an. Zwar bekleidet Oberligist Turu schon über ein Jahrzehnt die Vize-Position in der Landeshauptstadt, doch der SC West drängt sich immer weiter auf, den Oberbilkern ihre hierarchische Stellung streitig zu machen.

Dass die Oberkasseler eine dauerhaft gute Rolle in der Fünftklassigkeit spielen wollen, haben sie zum wiederholten Male bewiesen und den Klassenerhalt frühzeitig gesichert. Tabellarisch liegt das Team von Trainer Marcus John (Zehnter, 46 Punkte) aktuell sogar vor der Turu (Elfter, 44 Punkte). Das kann sich beim Saisonfinale aber noch schlagartig ändern, wenn die Lokalrivalen heute (16 Uhr, Feuerbachstraße) im direkten Duell um den Status als zweite Macht kämpfen.

Insofern verspricht die Partie auch ohne sportliche Folgenschwere eine Menge Spannung. "Wir wollen die zweitbeste Mannschaft in Düsseldorf werden", erklärt John in aller Deutlichkeit. Doch diesbezüglich hat Joe Knochen als Interimstrainer der Turu entschieden etwas dagegen. "Ich bin nicht so vermessen und sage, dass wir den SC West auf Anhieb schlagen werden", betont er. "Aber es wäre schon sehr schön, die Saison noch als beste Düsseldorfer Mannschaft in der Oberliga zu beenden."

Natürlich würde sich auch Bernd Meinhardt darüber freuen. Der sportliche Leiter der Oberbilker ordnet die Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit aber zunächst einmal ganz sachlich ein. "Wir sind hinter den Erwartungen zurückgeblieben und stehen nun vor einem großen Umbruch", sagt er und lobt im nächsten Atemzug die Verantwortlichen des Stadtrivalen: "Ich muss meinen Hut davor ziehen, was das Trainerteam gemeinsam mit dem Vorstand beim SC West in dieser Saison bewerkstelligt hat."

Das hört John freilich gerne. Dennoch wäre es verfrüht, von einer stringenten Wachablösung zu sprechen. "Infrastrukturell müssen wir uns verbessern, da ist uns die Turu voraus. Nach dem Sommer planen wir daher, einmal die Woche auf Naturrasen zu trainieren. Wir haben trotzdem in den letzten Jahren ordentlich aufgeholt", befindet der 42-Jährige.

Selbst wenn West am Ende tatsächlich vor der Turu bleiben sollte, wäre das für Meinhardt indes kein Beinbruch. "Ich könnte damit leben", bekundet er. "Ob sich die Konstellation dauerhaft verschiebt, hängt allerdings von der nächsten Saison ab." Und doch könnte das Derby ein Fingerzeig sein. Eine Vorausschau, von welchen Machtverhältnissen der Düsseldorfer Fußball künftig geprägt sein wird.

(RP)
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