Lokalsport Frontzecks Stuhl in Hannover wackelt

Düsseldorf · Nur mit Mühe rettete sich Hannover 96 vor dem Abstieg. Der Kampf um den Klassenerhalt geht nach dem schlechtesten Saisonstart der Vereinsgeschichte aber auch in der neuen Saison weiter.

Hannover 96 sucht derzeit einen neuen Geschäftsführer und einen neuen Sportdirektor. Und wenn der Fußball-Bundesligist am Mittwoch das Keller-Duell mit dem VfB Stuttgart verliert, dann wird Clubchef Martin Kind wahrscheinlich auch bald einen neuen Trainer suchen. Zuletzt benutzte Kind wieder häufiger eine seiner Lieblingsformulierungen, die für jeden 96-Trainer ein Alarmsignal sind: "Fußball ist ein Ergebnis-Sport."

Die Ergebnisse sprechen gegen Michael Frontzeck. Ein Punkt aus fünf Spielen ist auch für einen Club zu wenig, der knapp dem Abstieg entronnen und nun im Umbruch ist. Zudem spielt Hannover 96 - anders als der ebenfalls noch sieglose Gast aus Stuttgart - so wie ein Abstiegskandidat.

Der 51 Jahre alte Trainer hat trotzdem keine Angst um seinen Job, er spüre das "absolutes Vertrauen". Ein Rücktritt kommt für Frontzeck jedenfalls nicht infrage. "Ihr wäret die ersten, die es erfahren würden", sagte der Coach am Dienstag mit süffisantem Lächeln zu den Journalisten in Hannover: "Aber es sieht noch nicht danach aus."

Der Retter-Bonus von Frontzeck ist dahingeschmolzen. Seine Zeit in Hannover könnte angesichts des schlechtesten Saisonstarts der Vereinsgeschichte sehr schnell zu einer kurzen Episode werden. Als Fünf-Spiele-Trainer fing Frontzeck im April mit einem Kurzzeit-Kontrakt an. Und trotz des Zweijahresvertrages, der wenige Tage nach dem Klassenerhalt unterschrieben wurde, droht nach nur fünf weiteren Partien schon bald das frühe Aus.

"Das ist eine harte Schule, die wir gerade durchlaufen", kommentierte der 96-Trainer die Situation vor dem Heimspiel gegen den VfB und versuchte, Optimismus auszustrahlen: "Ich bin positiver Dinge, dass wir den Bock umstoßen werden."

So schnell geht das im Bundesliga-Geschäft. "Vor Monaten sind wir uns hier noch alle in den Armen gelegen, als wir gewonnen haben und den Ritt auf der Rasierklinge positiv gestalten konnten", sagte Frontzeck: "Jetzt ist halt mal eine harte Zeit. Da müssen wir gemeinsam durchgehen."

"Gemeinsam" sagte der Coach, doch tatsächlich ist er ziemlich einsam. Seit drei Wochen arbeitet Hannover 96 nach dem mehr oder weniger freiwilligen Rückzug von Dirk Dufner ohne Manager. "Ich bin aktuell quasi allein hier", sagte Frontzeck.

Dufner hat vor seinem Abgang einen Kader zusammengestellt, der den Ansprüchen der Liga derzeit nicht genügt. Von den neun neuen Spielern stand zuletzt nur Oliver Sorg (SC Freiburg) in der Startelf. Ein Ersatz für den nach Mönchengladbach gewechselten Kapitän und Spielmacher Lars Stindl wurde nicht verpflichtet. "Ich wusste, dass es nicht unbedingt einfacher wird", sagte Frontzeck.

Schon jetzt ist absehbar, dass 96 in der Winterpause weitere Spieler verpflichten muss. Wer sie sucht, ist hingegen noch offen. Als neuer Geschäftsführer wird in Hannover seit Wochen Martin Bader gehandelt, der zuletzt in Nürnberg als Sportvorstand gearbeitet hat. Gut möglich, dass Bader - wenn er denn kommt - zuerst einen neuen Trainer verpflichten muss.

Das Spiel der Eishockey-Champions-League zwischen der DEG und Kärpät Oulu war beim Druck dieser Ausgabe noch nicht beendet.

(dpa)
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