Lokalsport Kraftdreikämpfer Katzula träumt von einer WM

Düsseldorf · Der 62-jährige Schwerathlet vom TAV Germania holte sich bei der EM im tschechischen Pilsen den Titel.

Bei einer Körpergröße von 1,68 Metern bringt Rainer Katzula vom TAV Germania normalerweise 117 Kilogramm auf die Waage. Damit hat er nach dem Body-Maß-Index (BMI) deutlich Übergewicht. Doch Katzula hat wenig Fett, vielmehr Muskelmasse, denn der 62-Jährige ist dreimaliger Senioren-Europameister im Kraftdreikampf in der Wettkampfklasse bis 120 Kilo Körpergewicht. Den jüngsten kontinentalen Titel holte er Mitte Juli im tschechischen Pilsen. "Den Hattrick wollte ich haben. Dass es geklappt hat, ist doppelt schön", sagt das Kraftpaket.

In Pilsen schaffte er 230 Kilo zusätzliches Gewicht beim Kniebeugen, 180 Kilo im Bankdrücken und 235 Kilo im Kreuzheben, zusammen also 645 Kilo. "Das sind fünf Kilo weniger als bei meinem EM-Titel 2014. Aus irgendeinem Grund haben mir die Kampfrichter mit 1:2 Stimmen den dritten Versuch bei den Kniebeugen ungültig gegeben", erläutert Katzula. Am Ende war es egal, denn in der Seniorenklasse 3 (über 60 Jahre) hatte er 35 Kilo Vorsprung auf den Zweitplatzierten Robert Oren aus Norwegen.

Dabei lief es in der Vorbereitung nicht optimal für Katzula. Durch die Hitzewelle Ende Juni, Anfang Juli hatte er Gewicht verloren und trat mit "nur" 113 Kilo Körpergewicht in Pilsen an. "Die spezielle Vorbereitung auf die EM war strapaziös. Wenn abends um acht beim Training noch 28 Grad herrschen, dann läuft der Schweiß in Strömen. Ich habe täglich sechs, sieben Liter getrunken", berichtet der gebürtige Merseburger (Sachsen-Anhalt).

Dabei weiß er ganz genau, wie er zu trainieren hat, auch aus negativen Erfahrungen. "Bei der EM 2010 hatte ich eine Nullnummer im Kniebeugen. Da hatte ich zu viel trainiert, und irgendwann hat mein Körper das nicht mehr mitgemacht", erklärt der Germane. Meistens trainiert er allein, auch schon mal im Hof seines Wohnhauses. Steht keine Meisterschaft an, hält er seine Physis durch wöchentlich lediglich zwei Einheiten, die sind aber qualitativ hochwertig. Er weiß genau, was er tun muss. Als Jugendlicher, mit 13 Jahren begann er als Gewichtheber und ist seitdem dabei, da hat er viel Erfahrung.

Ihm macht es viel Spaß, schwere Dinge durch die Gegend zu tragen, denn Katzula nimmt auch an so genannten "Strongman-Wettbewerben" teil. "Das ist sehr abwechslungsreich. Aus gut 40 verschiedenen Disziplinen muss man pro Strongman-Wettbewerb acht machen", erklärt der Düsseldorfer Vorzeigeathlet.

Eine Kraftdreikampf-Weltmeisterschaftsteilnahme kann er sich gut vorstellen, doch bisher hat das nicht geklappt. "Die WM 2010 in Pilsen habe ich verpasst, weil ich mir kurz vorher einen Finger gequetscht hatte. Dann war die WM in den USA oder sonstwo weit weg. Internationale Meisterschaftsteilnahmen sind auch eine Kostenfrage. Für mich muss eine WM in der Nähe sein", betont Katzula. Bis auf das Startgeld musste er bei der EM im diesen Jahr alles selbst bezahlen. Sogar die 50 Euro zur Finanzierung der Dopingkontrollen mussten die Teilnehmer berappen. Die WM 2016 ist in Tallinn (Estland). Nah genug für Katzula? Der Europameister ist da noch vorsichtig: "Vielleicht."

(RP)
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