Lokalsport Neustart für deutsche Fußballerinnen

Düsseldorf · Bundestrainerin Steffi Jones leitet rund einen Monat nach dem EM-Debakel einen Umbruch im Nationalteam ein.

Die erste Ansage zu Beginn ihrer zweiten Chance war unmissverständlich. "Ich bin ein harmoniebedürftiger Mensch. Aber meine lange Leine wird kürzer werden", sagte Frauenfußball-Bundestrainerin Steffi Jones, als sie am Dienstag in Frankfurt am Main ihre Analyse des EM-Debakels vorlegte und den Neubeginn proklamierte. 37 Tage nach dem Viertelfinal-Aus machte die 44-Jährige deutlich, dass die Wohlfühloase bei der Nationalmannschaft ab sofort geschlossen ist: "Jede Nationalspielerin muss in jedem Fall die grundsätzlichen Dinge wie Leidenschaft und Bereitschaft mitbringen. Wenn ich noch einmal nach einem Spiel höre, dass die Einstellung nicht gepasst hat, werde ich reagieren."

Die 111-malige Nationalspielerin kündigte an, dass ihr "die Fehler der EM sicher nicht ein zweites Mal passieren". Das gilt auch für das Personal. Deshalb hat Jones einen weiteren Schritt beim Umbruch eingeleitet. Die 44-Jährige nominierte drei Neulinge (Carina Schlüter, Joelle Wedemeyer, Lea Schüller) und weitere elf Spielerinnen mit weniger als 20 Länderspielen für den Auftakt in die WM-Qualifikation am 16. September in Ingolstadt gegen Slowenien. In Rückkehrerin Simone Laudehr (31), die nach 13-monatiger Verletzungspause wieder dabei ist, steht auch eine routinierte Spielerin wieder im Kader. Die WM-Endrunde 2019 findet in Frankreich statt.

Vom EM-Kader sind zwar noch 17 Spielerinnen dabei, mittelfristig wird es aber weitere Veränderungen geben. "Der Umbruch hatte ja schon begonnen, jetzt wird er fortgeführt. Das Ganze ist ein Prozess. Es braucht seine Zeit", sagte Jones, die 23 Spielerinnen berufen hat: "Noch weitere junge Spielerinnen werden mit der Zeit folgen und von den Juniorinnen hochgezogen."

Die DFB-Frauen hatten in den Niederlanden zum ersten Mal seit 1987 den Einzug in ein EM-Halbfinale verpasst. Nach dem 1:2 gegen Dänemark hagelte es Kritik an Jones. Dennoch verlängerte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ihren Vertrag bis zur WM inklusive der Option auf eine Fortsetzung bis Olympia 2020 in Tokio.

"Wir stehen als Präsidium dazu, dass sie in ihrer Rolle als Bundestrainerin eine zweite Chance beim DFB bekommen soll", hatte DFB-Präsident Reinhard Grindel den Schritt begründet. Zuvor hatten sich die Spielerinnen des zweimaligen Welt- und achtmaligen Europameisters hinter Jones gestellt. Das bewahrte die Nationalspielerinnen aber nicht vor deutlichen Worten.

"Wir haben mit allen Spielerinnen gesprochen. Das war ehrlich und offen. Jede weiß, wo sie steht. Wir haben nichts schöngeredet", sagte Jones. Eigene Fehler gestand sie, die in ihre EM-Aufarbeitung auch die Bundesligatrainer eingebunden hat, auch unumwunden ein. "Wir im Trainerteam sind sehr selbstkritisch. Bei seinem ersten Turnier verfällt man vielleicht auch mal in Aktionismus. Nicht jede Entscheidung würde ich wieder so treffen."

Das Spiel der Fortuna gegen Turu war bei Redaktionsschluss nicht beendet.

(RP)
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