Lokalsport Rio 2016 - der zweite große Traum

Düsseldorf · Peking-Olympiasieger Alexander Grimm nimmt einen zweiten Anlauf. Nach den verpassten London-Sommerspielen 2012 hat der Slalom-Kanute aus Augsburg nun Rio 2016 fest im Visier.

In seinem Sport hat Alexander Grimm den größten Triumph schon erreicht - also sucht der Peking-Olympiasieger auch außerhalb des Wildwasserkurses das Abenteuer. Im Juli erfüllte sich der Slalom-Kanute einen persönlichen Traum, als er es mit dem Fahrrad in 23 Stunden von Augsburg über die Alpen bis zum Gardasee schaffte. Mehr als 400 Streckenkilometer und 2800 Höhenmeter legte er ohne Schlaf am Stück zurück, bei 35 Grad trotzte er der kaum erträglichen Hitze und einem heftigen Gegenwind. "Es war eine Quälerei", sagt Grimm, der sich inzwischen wieder dem Kanu-Slalom widmet: Bei der Weltmeisterschaft vor den Toren Londons will er den Sommerspielen in Rio näherkommen.

Im Kajak-Einer zog der 29-Jährige am Freitag mühelos ins Halbfinale ein; am Sonntag muss er zunächst die Vorschlussrunde überstehen, um dann - im Optimalfall - um die Medaillen kämpfen zu können. Die vorolympischen Titelkämpfe in Waltham Cross sind bereits ein erster Gradmesser für das Vierjahres-Highlight 2016 in Brasilien: Schafft es Grimm bei der WM aufs Podium, würde er nämlich mit einem Punktebonus in die nationale Rio-Qualifikation des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) kommendes Frühjahr starten. Nach dem Goldgewinn vor sieben Jahren in Peking ist die zweite Olympia-Teilnahme das klare Ziel des Schwaben.

Allerdings wird sich auch in der anstehenden Rio-Saison von drei bis vier deutschen Weltklasse-Paddlern allein im Kajak-Einer-Bereich nur ein einziger durchsetzen können. Grund ist die Regelung des Weltverbandes ICF, dass bei Olympischen Spielen maximal ein Boot pro Nation und Disziplin starten darf. DKV-Sportdirektor Jens Kahl bezeichnete dies zuletzt als "traurig und schlimm". "Für mich heißen Olympische Spiele, dass sich die Besten messen", kommentierte er. Eine Regeländerung für die Zukunft sei aber nicht absehbar.

Als es vier Jahre nach seinem Peking-Triumph um die neuerliche Olympia-Qualifikation für die London-Spiele ging, schwächelte Grimm auf einmal. Hannes Aigner schnappte ihm 2012 den Startplatz weg - darüber hinaus schaffte es Grimm nicht mal unter die Top drei, was ihm zumindest die Startberechtigungen für die Weltcups des Jahres gesichert hätte. Es folgte ein längeres sportliches Tief, Grimm machte im Training zu wenig, mental war er nicht auf der Höhe. Erst 2014 schaffte er es wieder in die Nationalmannschaft, dessen Mitglied er zuvor regelmäßig von 2005 bis 2011 gewesen war. "Er ist jetzt mit aller Konsequenz wieder da", lobte Kahl.

2008 ganz oben, 2012 ganz unten - Grimm kennt beide Perspektiven. "Durch die Ein-Boot-Regel bleiben viele potenzielle Olympiasieger frühzeitig auf der Strecke", kritisiert er. Und wird doch nichts ändern können. Also tut er alles, um noch mal beim Ringe-Spektakel um die Plaketten paddeln zu können. "Ich habe 2008 erlebt, wie toll das Event ist. Da hab' ich jetzt den enormen Drang, wieder dabei zu sein", sagt er. Bester Start seiner Olympia-Mission wäre natürlich ein Podestplatz bei den Weltmeisterschaften in Waltham Cross.

Das Eishockeyspiel zwischen Iserlohn und der DEG war beim Druck dieser Ausgabe noch nicht beendet.

(dpa)
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